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Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715.

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Frauenzimmer
zerische Frauenzimmer ist starck
von Leibe, abeitsam, offenhertzig,
doch manchmahl ein wenig simpel,
es liebet die frantzöische Sprache,
und träget kein Gold und Silber
auf den Kleidern. Das Welsche
Frauenzimmer ist höflich in con-
versation,
verliebt, beredt, schön,
doch an einem Orte besser als an
dem andern, und wird ihre Keusch-
heit zu erhalten sehr eingeschränckt.
Sehen wir in die andern 3. Theile
der Welt, so finden wir in Asien das
Japanische Frauenzimmer sehr
keusch und schamhafftig, massen
sie viel lieber sterben, als ihre
Keuschheit entweihen lassen. In
Siam ist es arbeitsam und häußlich,
in Molta aber behertzt und streitbar.
Hingegen in Africa trifft man das
Frauenzimmer von wilden und
abergläubischen Humeur an, sie
sind von schwartzer Haut, und hal-
ten es vor eine sonderbare Schön-
heit, wenn sie recht schwartz sind:
darneben sind sie sehr unflätig. Und
endlich in America ist das Frauen-
zimmer sehr wild, rauch und abgöt-
tisch, es gehet nackend, und hat nur
um den Schos eine leichte Baum-
wollene Decke oder auch bunte
Federn. Die Weiber sind harter
Natur, und daher im gebähren sehr
behertzt und glücklich. In Brasili-
en
hengen die Weiber ein von vie-
len Schnecken-Häusern zusammen
gemachtes Kleinod in die Ohren,
bemahlen ihr Gesichte mit aller-
hand Farben, und halten nicht viel
von Pracht und Zierrath. So
unterscheiden findet man das weib-
liche Geschlecht von einander. Ob
aber selbiges dem männlichen Ge-
schlechte vorzuziehen, mögen ande-
[Spaltenumbruch]
Frauenz Fred
re erörtern; so viel ist doch gewiß
zu sagen, daß man von diesem edlen
Geschlechte an allen Orten viel ge-
schickte und herrliche Subjecta an-
trifft, welche in den Studiis und
andern herrlichen Wissenschafften
und Künsten es viel berühmten
Männern, wo nicht zuvor, doch
gleich gethan haben, dergleichen in
diesem Frauenzimmer-Lexico in
nicht geringer Menge zu finden.

Frauenzimmer, oder Frau-
enzimmer Gemach,
siehe
Gynaeceum.
Fräulein,

Ist ein junges und annoch un-
vermähltes Frauenzimmer, so von
adelichen Eltern gebohren worden.

Fraxinea,

Hadriana, in der Piccardie, ohn-
weit Amiens gebohren, war eine be-
geisterte und besessene Magd; und
Petri Cottoni des königlichen Hoff-
Predigers und Beicht-Vaters, zu
Henrici IV. Zeiten Oraculum und
Haus-Prophetin, so ihn A. 1604.
so wohl in politischen und Staats-
als auch Theologischen und Reli-
gions
Sachen unterrichten muste.
Vid. Jac. Aug. Thuan. lib. 132.
Histor. ad An.
1604.

Fredegonda,

Königs Chilberichs in Franck-
reich erstlich Concubine, hernach-
mahls Gemahlin, eine geile und
unersättliche Dame, massen sie mit
dem Landri de la Tour heimlich zu
hielte, der aber davor sein Leben
einbüssen muste.

Freya,
Frauenzimmer-Lexicon. T

[Spaltenumbruch]

Frauenzimmer
zeriſche Frauenzimmer iſt ſtarck
von Leibe, abeitſam, offenhertzig,
doch manchmahl ein wenig ſimpel,
es liebet die frantzoͤiſche Sprache,
und traͤget kein Gold und Silber
auf den Kleidern. Das Welſche
Frauenzimmer iſt hoͤflich in con-
verſation,
verliebt, beredt, ſchoͤn,
doch an einem Orte beſſer als an
dem andern, und wird ihre Keuſch-
heit zu erhalten ſehr eingeſchraͤnckt.
Sehen wir in die andern 3. Theile
der Welt, ſo finden wir in Aſien das
Japaniſche Frauenzimmer ſehr
keuſch und ſchamhafftig, maſſen
ſie viel lieber ſterben, als ihre
Keuſchheit entweihen laſſen. In
Siam iſt es arbeitſam und haͤußlich,
in Molta aber behertzt und ſtreitbar.
Hingegen in Africa trifft man das
Frauenzimmer von wilden und
aberglaͤubiſchen Humeur an, ſie
ſind von ſchwartzer Haut, und hal-
ten es vor eine ſonderbare Schoͤn-
heit, wenn ſie recht ſchwartz ſind:
darneben ſind ſie ſehr unflaͤtig. Und
endlich in America iſt das Frauen-
zimmer ſehr wild, rauch und abgoͤt-
tiſch, es gehet nackend, und hat nur
um den Schos eine leichte Baum-
wollene Decke oder auch bunte
Federn. Die Weiber ſind harter
Natur, und daher im gebaͤhren ſehr
behertzt und gluͤcklich. In Braſili-
en
hengen die Weiber ein von vie-
len Schnecken-Haͤuſern zuſammen
gemachtes Kleinod in die Ohren,
bemahlen ihr Geſichte mit aller-
hand Farben, und halten nicht viel
von Pracht und Zierrath. So
unterſcheiden findet man das weib-
liche Geſchlecht von einander. Ob
aber ſelbiges dem maͤnnlichen Ge-
ſchlechte vorzuziehen, moͤgen ande-
[Spaltenumbruch]
Frauenz Fred
re eroͤrtern; ſo viel iſt doch gewiß
zu ſagen, daß man von dieſem edlen
Geſchlechte an allen Orten viel ge-
ſchickte und herrliche Subjecta an-
trifft, welche in den Studiis und
andern herrlichen Wiſſenſchafften
und Kuͤnſten es viel beruͤhmten
Maͤnnern, wo nicht zuvor, doch
gleich gethan haben, dergleichen in
dieſem Frauenzimmer-Lexico in
nicht geringer Menge zu finden.

Frauenzimmer, oder Frau-
enzimmer Gemach,
ſiehe
Gynæceum.
Fraͤulein,

Iſt ein junges und annoch un-
vermaͤhltes Frauenzimmer, ſo von
adelichen Eltern gebohren worden.

Fraxinea,

Hadriana, in der Piccardie, ohn-
weit Amiens gebohren, war eine be-
geiſterte und beſeſſene Magd; und
Petri Cottoni des koͤniglichen Hoff-
Predigers und Beicht-Vaters, zu
Henrici IV. Zeiten Oraculum und
Haus-Prophetin, ſo ihn A. 1604.
ſo wohl in politiſchen und Staats-
als auch Theologiſchen und Reli-
gions
Sachen unterrichten muſte.
Vid. Jac. Aug. Thuan. lib. 132.
Hiſtor. ad An.
1604.

Fredegonda,

Koͤnigs Chilberichs in Franck-
reich erſtlich Concubine, hernach-
mahls Gemahlin, eine geile und
unerſaͤttliche Dame, maſſen ſie mit
dem Landri de la Tour heimlich zu
hielte, der aber davor ſein Leben
einbuͤſſen muſte.

Freya,
Frauenzim̃er-Lexicon. T
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[0311] Frauenzimmer Frauenz Fred zeriſche Frauenzimmer iſt ſtarck von Leibe, abeitſam, offenhertzig, doch manchmahl ein wenig ſimpel, es liebet die frantzoͤiſche Sprache, und traͤget kein Gold und Silber auf den Kleidern. Das Welſche Frauenzimmer iſt hoͤflich in con- verſation, verliebt, beredt, ſchoͤn, doch an einem Orte beſſer als an dem andern, und wird ihre Keuſch- heit zu erhalten ſehr eingeſchraͤnckt. Sehen wir in die andern 3. Theile der Welt, ſo finden wir in Aſien das Japaniſche Frauenzimmer ſehr keuſch und ſchamhafftig, maſſen ſie viel lieber ſterben, als ihre Keuſchheit entweihen laſſen. In Siam iſt es arbeitſam und haͤußlich, in Molta aber behertzt und ſtreitbar. Hingegen in Africa trifft man das Frauenzimmer von wilden und aberglaͤubiſchen Humeur an, ſie ſind von ſchwartzer Haut, und hal- ten es vor eine ſonderbare Schoͤn- heit, wenn ſie recht ſchwartz ſind: darneben ſind ſie ſehr unflaͤtig. Und endlich in America iſt das Frauen- zimmer ſehr wild, rauch und abgoͤt- tiſch, es gehet nackend, und hat nur um den Schos eine leichte Baum- wollene Decke oder auch bunte Federn. Die Weiber ſind harter Natur, und daher im gebaͤhren ſehr behertzt und gluͤcklich. In Braſili- en hengen die Weiber ein von vie- len Schnecken-Haͤuſern zuſammen gemachtes Kleinod in die Ohren, bemahlen ihr Geſichte mit aller- hand Farben, und halten nicht viel von Pracht und Zierrath. So unterſcheiden findet man das weib- liche Geſchlecht von einander. Ob aber ſelbiges dem maͤnnlichen Ge- ſchlechte vorzuziehen, moͤgen ande- re eroͤrtern; ſo viel iſt doch gewiß zu ſagen, daß man von dieſem edlen Geſchlechte an allen Orten viel ge- ſchickte und herrliche Subjecta an- trifft, welche in den Studiis und andern herrlichen Wiſſenſchafften und Kuͤnſten es viel beruͤhmten Maͤnnern, wo nicht zuvor, doch gleich gethan haben, dergleichen in dieſem Frauenzimmer-Lexico in nicht geringer Menge zu finden. Frauenzimmer, oder Frau- enzimmer Gemach, ſiehe Gynæceum. Fraͤulein, Iſt ein junges und annoch un- vermaͤhltes Frauenzimmer, ſo von adelichen Eltern gebohren worden. Fraxinea, Hadriana, in der Piccardie, ohn- weit Amiens gebohren, war eine be- geiſterte und beſeſſene Magd; und Petri Cottoni des koͤniglichen Hoff- Predigers und Beicht-Vaters, zu Henrici IV. Zeiten Oraculum und Haus-Prophetin, ſo ihn A. 1604. ſo wohl in politiſchen und Staats- als auch Theologiſchen und Reli- gions Sachen unterrichten muſte. Vid. Jac. Aug. Thuan. lib. 132. Hiſtor. ad An. 1604. Fredegonda, Koͤnigs Chilberichs in Franck- reich erſtlich Concubine, hernach- mahls Gemahlin, eine geile und unerſaͤttliche Dame, maſſen ſie mit dem Landri de la Tour heimlich zu hielte, der aber davor ſein Leben einbuͤſſen muſte. Freya, Frauenzim̃er-Lexicon. T

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Zitationshilfe: Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/corvinus_frauenzimmer_1715/311>, abgerufen am 22.11.2024.