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Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715.

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[Spaltenumbruch]

Heiml Heimt
Spindel und Spinnerocken mit
sich bringen, auch des Bräutigams
Thüre mit Wolle crönen und zie-
ren; 8) muste sie zu ihrem jun-
gen Ehemanne sagen: Da du bist
Cajus, bin ich Caja; 9) Ward
ihr der Braut-Gürtel öffentlich ab-
gelöset; und 10) musten die Ver-
knüpfften beyde einen Qvittenapf-
fel mit einander aufessen.

Heimliche Frage spielen,

Ist ein dem Frauenzimmer be-
kanntes und sehr gebräuchliches
Spiel, wo sich eine vertraute Com-
pagnie
um einen Creyß, oder um
den Tisch herum zusammen setzet;
der Nachbar zur rechten Hand fra-
get die in der Mitten sitzende Per-
son etwas heimliches in das Ohr,
diese Person fraget ihren Nachbar
zur lincken Hand wiederum etwas
heimlich, und saget hernachmahls,
wenn das Spiel herum ist, ihres
Nachbars zur rechten Hand gesche-
hene Frage, mit ihres Nachbars
zur lincken Hand darauf gegebenen
Antwort öffentlich her, da denn
öffters eine schöne Connexion und
Folge heraus kömmt.

Heimsteuer. siehe. Mit-
Gifft.
Heimtragen,

Ist eine den Spinnerinnen,
Nähderinnen, Stückerinnen und
andern um das Lohn arbeitenden
Weibesbildern gewöhnliche Re-
dens-Art, wenn sie die ihnen aus-
gegebene und verfertigte Arbeit
nacher Hause tragen, und den Lohn
dafür hohlen.

[Spaltenumbruch]
Heil Helena
Heil. Christ-Beschehrung.
siehe. Christbescherung.
Heiliger Christ kömmt leib-
hafftig,

Ist ein alter hergebrachter Ge-
brauch, da die Mütter um ihre klei-
nen Kinder in Furcht und Gehor-
sam zu halten, am H. Christ-Abend,
allerhand so genannte H. Christ-
Masquen, und angekleidete Perso-
nen, als da sind: Ein Engel, der
H. Christ, Knecht Ruprecht, Pe-
trus mit dem grossen Schlüssel,
Hirten, Bauren u. d. g. zu ihren
Kindern, mit allerhand abgesunge-
nen oder bloß hergesagten Reimen
und Versen, in die Stube treten,
und selbige, nach einem ausgestan-
denen Examine, mit allerhand
Spielwerck, und andern Sachen
beschencken lassen.

Heitzgen. siehe. Kuß.
Helena,

Eine Tochter des Jupiters, so er
mit des Laconischen Königs Tyn-
darus
Weibe, Leda genannt, un-
ordentlich gezeuget. Castor und
Pollux waren ihre Brüder. Die-
se Helena ward wegen ihrer vor-
trefflichen und seltnen Schönheit
2mahl entführet: das erstemahl
noch als eine zarte Jungfer von
dem Theseus, der sie aber sonder ei-
nige Verletzung ihrer Ehre und
Jungferschafft, weil ihre Brüder
Castor und Pollux, sie ihm wieder
abnahmen, wieder hergeben muste;
das anderemahl entführte sie Paris,
ohngeachtet sie schon einem Manne,
Menelaus genannt, vertrauet war.

Wegen

[Spaltenumbruch]

Heiml Heimt
Spindel und Spinnerocken mit
ſich bringen, auch des Braͤutigams
Thuͤre mit Wolle croͤnen und zie-
ren; 8) muſte ſie zu ihrem jun-
gen Ehemanne ſagen: Da du biſt
Cajus, bin ich Caja; 9) Ward
ihr der Braut-Guͤrtel oͤffentlich ab-
geloͤſet; und 10) muſten die Ver-
knuͤpfften beyde einen Qvittenapf-
fel mit einander aufeſſen.

Heimliche Frage ſpielen,

Iſt ein dem Frauenzimmer be-
kanntes und ſehr gebraͤuchliches
Spiel, wo ſich eine vertraute Com-
pagnie
um einen Creyß, oder um
den Tiſch herum zuſammen ſetzet;
der Nachbar zur rechten Hand fra-
get die in der Mitten ſitzende Per-
ſon etwas heimliches in das Ohr,
dieſe Perſon fraget ihren Nachbar
zur lincken Hand wiederum etwas
heimlich, und ſaget hernachmahls,
wenn das Spiel herum iſt, ihres
Nachbars zur rechten Hand geſche-
hene Frage, mit ihres Nachbars
zur lincken Hand darauf gegebenen
Antwort oͤffentlich her, da denn
oͤffters eine ſchoͤne Connexion und
Folge heraus koͤmmt.

Heimſteuer. ſiehe. Mit-
Gifft.
Heimtragen,

Iſt eine den Spinnerinnen,
Naͤhderinnen, Stuͤckerinnen und
andern um das Lohn arbeitenden
Weibesbildern gewoͤhnliche Re-
dens-Art, wenn ſie die ihnen aus-
gegebene und verfertigte Arbeit
nacher Hauſe tragen, und den Lohn
dafuͤr hohlen.

[Spaltenumbruch]
Heil Helena
Heil. Chriſt-Beſchehrung.
ſiehe. Chriſtbeſcherung.
Heiliger Chriſt koͤmmt leib-
hafftig,

Iſt ein alter hergebrachter Ge-
brauch, da die Muͤtter um ihre klei-
nen Kinder in Furcht und Gehor-
ſam zu halten, am H. Chriſt-Abend,
allerhand ſo genannte H. Chriſt-
Maſquen, und angekleidete Perſo-
nen, als da ſind: Ein Engel, der
H. Chriſt, Knecht Ruprecht, Pe-
trus mit dem groſſen Schluͤſſel,
Hirten, Bauren u. d. g. zu ihren
Kindern, mit allerhand abgeſunge-
nen oder bloß hergeſagten Reimen
und Verſen, in die Stube treten,
und ſelbige, nach einem ausgeſtan-
denen Examine, mit allerhand
Spielwerck, und andern Sachen
beſchencken laſſen.

Heitzgen. ſiehe. Kuß.
Helena,

Eine Tochter des Jupiters, ſo er
mit des Laconiſchen Koͤnigs Tyn-
darus
Weibe, Leda genannt, un-
ordentlich gezeuget. Caſtor und
Pollux waren ihre Bruͤder. Die-
ſe Helena ward wegen ihrer vor-
trefflichen und ſeltnen Schoͤnheit
2mahl entfuͤhret: das erſtemahl
noch als eine zarte Jungfer von
dem Theſeus, der ſie aber ſonder ei-
nige Verletzung ihrer Ehre und
Jungferſchafft, weil ihre Bruͤder
Caſtor und Pollux, ſie ihm wieder
abnahmen, wieder hergeben muſte;
das anderemahl entfuͤhrte ſie Paris,
ohngeachtet ſie ſchon einem Manne,
Menelaus genannt, vertrauet war.

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[0419] Heiml Heimt Heil Helena Spindel und Spinnerocken mit ſich bringen, auch des Braͤutigams Thuͤre mit Wolle croͤnen und zie- ren; 8) muſte ſie zu ihrem jun- gen Ehemanne ſagen: Da du biſt Cajus, bin ich Caja; 9) Ward ihr der Braut-Guͤrtel oͤffentlich ab- geloͤſet; und 10) muſten die Ver- knuͤpfften beyde einen Qvittenapf- fel mit einander aufeſſen. Heimliche Frage ſpielen, Iſt ein dem Frauenzimmer be- kanntes und ſehr gebraͤuchliches Spiel, wo ſich eine vertraute Com- pagnie um einen Creyß, oder um den Tiſch herum zuſammen ſetzet; der Nachbar zur rechten Hand fra- get die in der Mitten ſitzende Per- ſon etwas heimliches in das Ohr, dieſe Perſon fraget ihren Nachbar zur lincken Hand wiederum etwas heimlich, und ſaget hernachmahls, wenn das Spiel herum iſt, ihres Nachbars zur rechten Hand geſche- hene Frage, mit ihres Nachbars zur lincken Hand darauf gegebenen Antwort oͤffentlich her, da denn oͤffters eine ſchoͤne Connexion und Folge heraus koͤmmt. Heimſteuer. ſiehe. Mit- Gifft. Heimtragen, Iſt eine den Spinnerinnen, Naͤhderinnen, Stuͤckerinnen und andern um das Lohn arbeitenden Weibesbildern gewoͤhnliche Re- dens-Art, wenn ſie die ihnen aus- gegebene und verfertigte Arbeit nacher Hauſe tragen, und den Lohn dafuͤr hohlen. Heil. Chriſt-Beſchehrung. ſiehe. Chriſtbeſcherung. Heiliger Chriſt koͤmmt leib- hafftig, Iſt ein alter hergebrachter Ge- brauch, da die Muͤtter um ihre klei- nen Kinder in Furcht und Gehor- ſam zu halten, am H. Chriſt-Abend, allerhand ſo genannte H. Chriſt- Maſquen, und angekleidete Perſo- nen, als da ſind: Ein Engel, der H. Chriſt, Knecht Ruprecht, Pe- trus mit dem groſſen Schluͤſſel, Hirten, Bauren u. d. g. zu ihren Kindern, mit allerhand abgeſunge- nen oder bloß hergeſagten Reimen und Verſen, in die Stube treten, und ſelbige, nach einem ausgeſtan- denen Examine, mit allerhand Spielwerck, und andern Sachen beſchencken laſſen. Heitzgen. ſiehe. Kuß. Helena, Eine Tochter des Jupiters, ſo er mit des Laconiſchen Koͤnigs Tyn- darus Weibe, Leda genannt, un- ordentlich gezeuget. Caſtor und Pollux waren ihre Bruͤder. Die- ſe Helena ward wegen ihrer vor- trefflichen und ſeltnen Schoͤnheit 2mahl entfuͤhret: das erſtemahl noch als eine zarte Jungfer von dem Theſeus, der ſie aber ſonder ei- nige Verletzung ihrer Ehre und Jungferſchafft, weil ihre Bruͤder Caſtor und Pollux, ſie ihm wieder abnahmen, wieder hergeben muſte; das anderemahl entfuͤhrte ſie Paris, ohngeachtet ſie ſchon einem Manne, Menelaus genannt, vertrauet war. Wegen

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Zitationshilfe: Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/corvinus_frauenzimmer_1715/419>, abgerufen am 22.11.2024.