ständlich genug zu machen. Aber auch ein un- vollkommner Versuch, uns durch die Betrach- tung unsrer innern Theile zu überzeugen, daß wir nach Absichten geschaffen und das Werk einer un- endlichen Weisheit sind, kann nicht ganz verge- bens seyn. Auch das Stammeln von ihr ist An- betung. Lerne also, o Mensch, der du deinen Schöpfer nie dankbar genug bewundern kannst, von den innern Theilen deines Leibes, und von der darinnen verherrlichten Weisheit desselben so viel erkennen, als du aus einem bloßen Grundrisse und einigen Zügen eines sehr vollkommnen Mei- sterstückes lernen kannst.
Welch ein wundervolles und unnachahmli- ches Gewebe ist nicht das Herz, das in der Brust liegt! Die Gestalt desselben gleichet einer stum- pfen Pyramide, und seine Lage ist so, daß es sich mit der Spitze ein wenig nach der linken Seite neigt. Es hat zwey Hölen, welche Herzkammern genannt, und durch eine fleischerne Wand von einander abgesondert werden. Da ist eine Blut- ader, welche das Blut von den obern Theilen des Leibes in die rechte Höle des Herzens bringt; eine andre, welche das aus den untern zurückkehrende Blut in eben diese Höle leitet; noch eine Schlag- ader, durch welche es daraus in die Lunge getrie-
ben
ſtändlich genug zu machen. Aber auch ein un- vollkommner Verſuch, uns durch die Betrach- tung unſrer innern Theile zu überzeugen, daß wir nach Abſichten geſchaffen und das Werk einer un- endlichen Weisheit ſind, kann nicht ganz verge- bens ſeyn. Auch das Stammeln von ihr iſt An- betung. Lerne alſo, o Menſch, der du deinen Schöpfer nie dankbar genug bewundern kannſt, von den innern Theilen deines Leibes, und von der darinnen verherrlichten Weisheit deſſelben ſo viel erkennen, als du aus einem bloßen Grundriſſe und einigen Zügen eines ſehr vollkommnen Mei- ſterſtückes lernen kannſt.
Welch ein wundervolles und unnachahmli- ches Gewebe iſt nicht das Herz, das in der Bruſt liegt! Die Geſtalt deſſelben gleichet einer ſtum- pfen Pyramide, und ſeine Lage iſt ſo, daß es ſich mit der Spitze ein wenig nach der linken Seite neigt. Es hat zwey Hölen, welche Herzkammern genannt, und durch eine fleiſcherne Wand von einander abgeſondert werden. Da iſt eine Blut- ader, welche das Blut von den obern Theilen des Leibes in die rechte Höle des Herzens bringt; eine andre, welche das aus den untern zurückkehrende Blut in eben dieſe Höle leitet; noch eine Schlag- ader, durch welche es daraus in die Lunge getrie-
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ſtändlich genug zu machen. Aber auch ein un-
vollkommner Verſuch, uns durch die Betrach-
tung unſrer innern Theile zu überzeugen, daß wir
nach Abſichten geſchaffen und das Werk einer un-
endlichen Weisheit ſind, kann nicht ganz verge-
bens ſeyn. Auch das Stammeln von ihr iſt An-
betung. Lerne alſo, o Menſch, der du deinen
Schöpfer nie dankbar genug bewundern kannſt,
von den innern Theilen deines Leibes, und von
der darinnen verherrlichten Weisheit deſſelben ſo
viel erkennen, als du aus einem bloßen Grundriſſe
und einigen Zügen eines ſehr vollkommnen Mei-
ſterſtückes lernen kannſt.
Welch ein wundervolles und unnachahmli-
ches Gewebe iſt nicht das Herz, das in der Bruſt
liegt! Die Geſtalt deſſelben gleichet einer ſtum-
pfen Pyramide, und ſeine Lage iſt ſo, daß es ſich
mit der Spitze ein wenig nach der linken Seite
neigt. Es hat zwey Hölen, welche Herzkammern
genannt, und durch eine fleiſcherne Wand von
einander abgeſondert werden. Da iſt eine Blut-
ader, welche das Blut von den obern Theilen des
Leibes in die rechte Höle des Herzens bringt; eine
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Blut in eben dieſe Höle leitet; noch eine Schlag-
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Cramer, Johann Andreas: Andachten in Betrachtungen, Gebeten und Liedern über Gott, seine Eigenschaften und Werke. Erster Theil. Schleßwig, 1764, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_andachten01_1764/270>, abgerufen am 21.11.2024.
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