Reichthum der göttlichen Weisheit würden wir nicht gesetzt werden, wenn die verschiednen Feuch- tigkeiten und Säfte unsers Körpers, das Blut, der Milchsaft, die Lymphe, die Galle, das Mark, der Nervensaft, und die verschiednen Gattungen von Schleim und Gallerten in den unzählbaren Drüsen des Leibes mit allen ihren Eigenschaften, mit der Art ihrer Zubereitung, ihres Abganges und ihrer Ersetzung, mit ihrer Absonderung von einander, mit ihrem Kreislaufe, und nach ihrer mannichfaltigen Bestimmung und Wirkung uns deutlich genug bekannt wären!
Alles ist an dem ganzen menschlichen Kör- per Kunst, Nutzen und Schönheit; der kleine Raum, den er einnehmen soll, auf das vortheil- hafteste gebraucht, alles, was ihn ungestalt, häßlich und unangenehm machen könnte, auf das künstlichste verborgen, und selbst dasjenige, was zum Auswurfe bestimmt ist, auf das beste gebraucht, ehe es aus dem Leibe ausgeführt wird. Wer ist so fühllos, so sehr aller Aufmerk- samkeit, alles Nachdenkens und aller Ueberle- gung beraubt, daß er nicht über die Betrachtung einer so sehr zusammengesetzten Maschine, als un- ser Leib ist, in die äußerste Verwunderung gesetzt werden sollte! Wie unzählbar sind die kleinern
Ma-
Reichthum der göttlichen Weisheit würden wir nicht geſetzt werden, wenn die verſchiednen Feuch- tigkeiten und Säfte unſers Körpers, das Blut, der Milchſaft, die Lymphe, die Galle, das Mark, der Nervenſaft, und die verſchiednen Gattungen von Schleim und Gallerten in den unzählbaren Drüſen des Leibes mit allen ihren Eigenſchaften, mit der Art ihrer Zubereitung, ihres Abganges und ihrer Erſetzung, mit ihrer Abſonderung von einander, mit ihrem Kreislaufe, und nach ihrer mannichfaltigen Beſtimmung und Wirkung uns deutlich genug bekannt wären!
Alles iſt an dem ganzen menſchlichen Kör- per Kunſt, Nutzen und Schönheit; der kleine Raum, den er einnehmen ſoll, auf das vortheil- hafteſte gebraucht, alles, was ihn ungeſtalt, häßlich und unangenehm machen könnte, auf das künſtlichſte verborgen, und ſelbſt dasjenige, was zum Auswurfe beſtimmt iſt, auf das beſte gebraucht, ehe es aus dem Leibe ausgeführt wird. Wer iſt ſo fühllos, ſo ſehr aller Aufmerk- ſamkeit, alles Nachdenkens und aller Ueberle- gung beraubt, daß er nicht über die Betrachtung einer ſo ſehr zuſammengeſetzten Maſchine, als un- ſer Leib iſt, in die äußerſte Verwunderung geſetzt werden ſollte! Wie unzählbar ſind die kleinern
Ma-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0285"n="271"/>
Reichthum der göttlichen Weisheit würden wir<lb/>
nicht geſetzt werden, wenn die verſchiednen Feuch-<lb/>
tigkeiten und Säfte unſers Körpers, das Blut,<lb/>
der Milchſaft, die Lymphe, die Galle, das<lb/>
Mark, der Nervenſaft, und die verſchiednen<lb/>
Gattungen von Schleim und Gallerten in den<lb/>
unzählbaren Drüſen des Leibes mit allen ihren<lb/>
Eigenſchaften, mit der Art ihrer Zubereitung,<lb/>
ihres Abganges und ihrer Erſetzung, mit ihrer<lb/>
Abſonderung von einander, mit ihrem Kreislaufe,<lb/>
und nach ihrer mannichfaltigen Beſtimmung und<lb/>
Wirkung uns deutlich genug bekannt wären!</p><lb/><p>Alles iſt an dem ganzen menſchlichen Kör-<lb/>
per Kunſt, Nutzen und Schönheit; der kleine<lb/>
Raum, den er einnehmen ſoll, auf das vortheil-<lb/>
hafteſte gebraucht, alles, was ihn ungeſtalt,<lb/>
häßlich und unangenehm machen könnte, auf das<lb/>
künſtlichſte verborgen, und ſelbſt dasjenige, was<lb/>
zum Auswurfe beſtimmt iſt, auf das beſte<lb/>
gebraucht, ehe es aus dem Leibe ausgeführt<lb/>
wird. Wer iſt ſo fühllos, ſo ſehr aller Aufmerk-<lb/>ſamkeit, alles Nachdenkens und aller Ueberle-<lb/>
gung beraubt, daß er nicht über die Betrachtung<lb/>
einer ſo ſehr zuſammengeſetzten Maſchine, als un-<lb/>ſer Leib iſt, in die äußerſte Verwunderung geſetzt<lb/>
werden ſollte! Wie unzählbar ſind die kleinern<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Ma-</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[271/0285]
Reichthum der göttlichen Weisheit würden wir
nicht geſetzt werden, wenn die verſchiednen Feuch-
tigkeiten und Säfte unſers Körpers, das Blut,
der Milchſaft, die Lymphe, die Galle, das
Mark, der Nervenſaft, und die verſchiednen
Gattungen von Schleim und Gallerten in den
unzählbaren Drüſen des Leibes mit allen ihren
Eigenſchaften, mit der Art ihrer Zubereitung,
ihres Abganges und ihrer Erſetzung, mit ihrer
Abſonderung von einander, mit ihrem Kreislaufe,
und nach ihrer mannichfaltigen Beſtimmung und
Wirkung uns deutlich genug bekannt wären!
Alles iſt an dem ganzen menſchlichen Kör-
per Kunſt, Nutzen und Schönheit; der kleine
Raum, den er einnehmen ſoll, auf das vortheil-
hafteſte gebraucht, alles, was ihn ungeſtalt,
häßlich und unangenehm machen könnte, auf das
künſtlichſte verborgen, und ſelbſt dasjenige, was
zum Auswurfe beſtimmt iſt, auf das beſte
gebraucht, ehe es aus dem Leibe ausgeführt
wird. Wer iſt ſo fühllos, ſo ſehr aller Aufmerk-
ſamkeit, alles Nachdenkens und aller Ueberle-
gung beraubt, daß er nicht über die Betrachtung
einer ſo ſehr zuſammengeſetzten Maſchine, als un-
ſer Leib iſt, in die äußerſte Verwunderung geſetzt
werden ſollte! Wie unzählbar ſind die kleinern
Ma-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Cramer, Johann Andreas: Andachten in Betrachtungen, Gebeten und Liedern über Gott, seine Eigenschaften und Werke. Erster Theil. Schleßwig, 1764, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_andachten01_1764/285>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.