Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Cramer, Johann Andreas: Andachten in Betrachtungen, Gebeten und Liedern über Gott, seine Eigenschaften und Werke. Erster Theil. Schleßwig, 1764.

Bild:
<< vorherige Seite

auch Gefühl haben sollen. Daher können die
Augen, die Ohren, die Nase und der Mund
Eindrücke annehmen, die bloß von dem Gefühle
abhangen, und von den ihnen eignen Nerven
nicht gewirkt werden. Die Nerven verursachen
aber nicht allein alle Empfindung, sondern setzen
auch alle Muskeln des Körpers in Bewegung;
daher alle diejenigen Theile, welche mannichfalti-
ger Bewegungen fähig seyn sollen, als die Augen,
die Ohren und die Zunge, außer den ihnen eignen
Nerven noch andre haben, durch deren Hülfe sie
bewegt werden.

Alle diese Theile haben ganz feine und un-
sichtbare Oeffnungen, welche Schweislöcher ge-
nannt werden, damit die leichtesten und feinsten
Materien, die im Körper überflüßig sind, ver-
dünsten sollen.

O welch eine tiefe unaussprechlich große
Kunst und Weisheit offenbaret sich bloß in diesen
vornehmsten innern festen Theilen des menschlichen
Körpers! Von welch einer mannichfaltigen Art,
Bildung, Einrichtung, Lage, Wirkung und
Bestimmung sind sie nicht! Und sind die flüßigen
Theile unsers Leibes weniger bewundernswürdig?
Jn welch ein Erstaunen über den unbegreiflichen

Reich-

auch Gefühl haben ſollen. Daher können die
Augen, die Ohren, die Naſe und der Mund
Eindrücke annehmen, die bloß von dem Gefühle
abhangen, und von den ihnen eignen Nerven
nicht gewirkt werden. Die Nerven verurſachen
aber nicht allein alle Empfindung, ſondern ſetzen
auch alle Muſkeln des Körpers in Bewegung;
daher alle diejenigen Theile, welche mannichfalti-
ger Bewegungen fähig ſeyn ſollen, als die Augen,
die Ohren und die Zunge, außer den ihnen eignen
Nerven noch andre haben, durch deren Hülfe ſie
bewegt werden.

Alle dieſe Theile haben ganz feine und un-
ſichtbare Oeffnungen, welche Schweislöcher ge-
nannt werden, damit die leichteſten und feinſten
Materien, die im Körper überflüßig ſind, ver-
dünſten ſollen.

O welch eine tiefe unausſprechlich große
Kunſt und Weisheit offenbaret ſich bloß in dieſen
vornehmſten innern feſten Theilen des menſchlichen
Körpers! Von welch einer mannichfaltigen Art,
Bildung, Einrichtung, Lage, Wirkung und
Beſtimmung ſind ſie nicht! Und ſind die flüßigen
Theile unſers Leibes weniger bewundernswürdig?
Jn welch ein Erſtaunen über den unbegreiflichen

Reich-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0284" n="270"/>
auch Gefühl haben &#x017F;ollen. Daher können die<lb/>
Augen, die Ohren, die Na&#x017F;e und der Mund<lb/>
Eindrücke annehmen, die bloß von dem Gefühle<lb/>
abhangen, und von den ihnen eignen Nerven<lb/>
nicht gewirkt werden. Die Nerven verur&#x017F;achen<lb/>
aber nicht allein alle Empfindung, &#x017F;ondern &#x017F;etzen<lb/>
auch alle Mu&#x017F;keln des Körpers in Bewegung;<lb/>
daher alle diejenigen Theile, welche mannichfalti-<lb/>
ger Bewegungen fähig &#x017F;eyn &#x017F;ollen, als die Augen,<lb/>
die Ohren und die Zunge, außer den ihnen eignen<lb/>
Nerven noch andre haben, durch deren Hülfe &#x017F;ie<lb/>
bewegt werden.</p><lb/>
        <p>Alle die&#x017F;e Theile haben ganz feine und un-<lb/>
&#x017F;ichtbare Oeffnungen, welche Schweislöcher ge-<lb/>
nannt werden, damit die leichte&#x017F;ten und fein&#x017F;ten<lb/>
Materien, die im Körper überflüßig &#x017F;ind, ver-<lb/>
dün&#x017F;ten &#x017F;ollen.</p><lb/>
        <p>O welch eine tiefe unaus&#x017F;prechlich große<lb/>
Kun&#x017F;t und Weisheit offenbaret &#x017F;ich bloß in die&#x017F;en<lb/>
vornehm&#x017F;ten innern fe&#x017F;ten Theilen des men&#x017F;chlichen<lb/>
Körpers! Von welch einer mannichfaltigen Art,<lb/>
Bildung, Einrichtung, Lage, Wirkung und<lb/>
Be&#x017F;timmung &#x017F;ind &#x017F;ie nicht! Und &#x017F;ind die flüßigen<lb/>
Theile un&#x017F;ers Leibes weniger bewundernswürdig?<lb/>
Jn welch ein Er&#x017F;taunen über den unbegreiflichen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Reich-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[270/0284] auch Gefühl haben ſollen. Daher können die Augen, die Ohren, die Naſe und der Mund Eindrücke annehmen, die bloß von dem Gefühle abhangen, und von den ihnen eignen Nerven nicht gewirkt werden. Die Nerven verurſachen aber nicht allein alle Empfindung, ſondern ſetzen auch alle Muſkeln des Körpers in Bewegung; daher alle diejenigen Theile, welche mannichfalti- ger Bewegungen fähig ſeyn ſollen, als die Augen, die Ohren und die Zunge, außer den ihnen eignen Nerven noch andre haben, durch deren Hülfe ſie bewegt werden. Alle dieſe Theile haben ganz feine und un- ſichtbare Oeffnungen, welche Schweislöcher ge- nannt werden, damit die leichteſten und feinſten Materien, die im Körper überflüßig ſind, ver- dünſten ſollen. O welch eine tiefe unausſprechlich große Kunſt und Weisheit offenbaret ſich bloß in dieſen vornehmſten innern feſten Theilen des menſchlichen Körpers! Von welch einer mannichfaltigen Art, Bildung, Einrichtung, Lage, Wirkung und Beſtimmung ſind ſie nicht! Und ſind die flüßigen Theile unſers Leibes weniger bewundernswürdig? Jn welch ein Erſtaunen über den unbegreiflichen Reich-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_andachten01_1764
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_andachten01_1764/284
Zitationshilfe: Cramer, Johann Andreas: Andachten in Betrachtungen, Gebeten und Liedern über Gott, seine Eigenschaften und Werke. Erster Theil. Schleßwig, 1764, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_andachten01_1764/284>, abgerufen am 21.11.2024.