aus der Einrichtung meines Wesens von Gott? Diese ist so beschaffen, daß, wenn ich nicht meine klärsten Einsichten verläugnen will, ich meinen Schöpfer für ein unendlich weises, vollkommnes und gütiges Wesen erkennen muß; für ein We- sen, welches Wohlgefallen an Ordnung, Schön- heit und Uebereinstimmung, Wohlgefallen an al- ler Art von Vollkommenheit und Glückseeligkeit hat. Wenn er nicht dafür erkannt werden woll- te: So würde er alle diese Eigenschaften nicht in der Bildung und Einrichtung sowohl meines Kör- pers, als meiner Seele entdeckt und offenbaret ha- ben. Aus eben dieser Einrichtung erkenne ich auch, daß ich ein glückliches Wesen seyn soll; denn ich selbst habe nicht allein mannichfaltige Fähigkei- ten, Glückseeligkeit zu empfinden, sondern auch die ganze Schöpfung ist so eingerichtet und angeord- net, daß sie mein Vergnügen und meine Wohlfarth befördert. Jch erkenne also eine zwiefache Be- stimmung meines Wesens; eine ist in Absicht auf den Urheber meiner Natur seine Verherrli- chung; die andre in Absicht auf mich selbst, meine Glückseeligkeit, und zwar, weil ich ein freyes, wählendes, selbstthätiges Wesen bin, so- wohl seine Verherrlichung, als meine Glück- seeligkeit durch meine eigne freye Wahl und Selbstthätigkeit. Daher sind meine Handlun-
gen
aus der Einrichtung meines Weſens von Gott? Dieſe iſt ſo beſchaffen, daß, wenn ich nicht meine klärſten Einſichten verläugnen will, ich meinen Schöpfer für ein unendlich weiſes, vollkommnes und gütiges Weſen erkennen muß; für ein We- ſen, welches Wohlgefallen an Ordnung, Schön- heit und Uebereinſtimmung, Wohlgefallen an al- ler Art von Vollkommenheit und Glückſeeligkeit hat. Wenn er nicht dafür erkannt werden woll- te: So würde er alle dieſe Eigenſchaften nicht in der Bildung und Einrichtung ſowohl meines Kör- pers, als meiner Seele entdeckt und offenbaret ha- ben. Aus eben dieſer Einrichtung erkenne ich auch, daß ich ein glückliches Weſen ſeyn ſoll; denn ich ſelbſt habe nicht allein mannichfaltige Fähigkei- ten, Glückſeeligkeit zu empfinden, ſondern auch die ganze Schöpfung iſt ſo eingerichtet und angeord- net, daß ſie mein Vergnügen und meine Wohlfarth befördert. Jch erkenne alſo eine zwiefache Be- ſtimmung meines Weſens; eine iſt in Abſicht auf den Urheber meiner Natur ſeine Verherrli- chung; die andre in Abſicht auf mich ſelbſt, meine Glückſeeligkeit, und zwar, weil ich ein freyes, wählendes, ſelbſtthätiges Weſen bin, ſo- wohl ſeine Verherrlichung, als meine Glück- ſeeligkeit durch meine eigne freye Wahl und Selbſtthätigkeit. Daher ſind meine Handlun-
gen
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aus der Einrichtung meines Weſens von Gott?
Dieſe iſt ſo beſchaffen, daß, wenn ich nicht meine
klärſten Einſichten verläugnen will, ich meinen
Schöpfer für ein unendlich weiſes, vollkommnes
und gütiges Weſen erkennen muß; für ein We-
ſen, welches Wohlgefallen an Ordnung, Schön-
heit und Uebereinſtimmung, Wohlgefallen an al-
ler Art von Vollkommenheit und Glückſeeligkeit
hat. Wenn er nicht dafür erkannt werden woll-
te: So würde er alle dieſe Eigenſchaften nicht in
der Bildung und Einrichtung ſowohl meines Kör-
pers, als meiner Seele entdeckt und offenbaret ha-
ben. Aus eben dieſer Einrichtung erkenne ich auch,
daß ich ein glückliches Weſen ſeyn ſoll; denn ich
ſelbſt habe nicht allein mannichfaltige Fähigkei-
ten, Glückſeeligkeit zu empfinden, ſondern auch die
ganze Schöpfung iſt ſo eingerichtet und angeord-
net, daß ſie mein Vergnügen und meine Wohlfarth
befördert. Jch erkenne alſo eine zwiefache Be-
ſtimmung meines Weſens; eine iſt in Abſicht
auf den Urheber meiner Natur ſeine Verherrli-
chung; die andre in Abſicht auf mich ſelbſt,
meine Glückſeeligkeit, und zwar, weil ich ein
freyes, wählendes, ſelbſtthätiges Weſen bin, ſo-
wohl ſeine Verherrlichung, als meine Glück-
ſeeligkeit durch meine eigne freye Wahl und
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Cramer, Johann Andreas: Andachten in Betrachtungen, Gebeten und Liedern über Gott, seine Eigenschaften und Werke. Erster Theil. Schleßwig, 1764, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_andachten01_1764/320>, abgerufen am 22.11.2024.
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