gen gut oder böse, nachdem sie mit dieser zwiefachen Bestimmung und Absicht meines Wesens überein- stimmen, oder streiten. Den Namen guter Hand- lungen können sich nur diejenigen anmaßen, welche seine Absicht, aus meiner Beschaffenheit als ein We- sen von unendlicher Weisheit, Vollkommenheit und Güte erkannt zu werden, und mich zu einem glücklichen Geschöpfe zu machen, weder aufhe- ben noch hindern, und ich kann nicht zweifeln, daß mein Schöpfer selbst sie dafür erkläre, wenn er mit ihnen solche Folgen verknüpfet, welche sein Wohlgefallen daren offenbaren, wie er das Ge- gentheil derselben nothwendig misbilligen muß, wenn er damit solche Folgen verbunden hat, die sein Misfallen daran deutlich zu erkennen geben.
Jch empfinde einen mächtigen, unwider- stehlichen, beständigen Trieb, glücklich zu seyn, und immer glücklicher zu werden, und wie ver- gnüge ich mich nicht, wenn ich glaube, mich in erwünschten Umständen zu befinden! Die- se Liebe zu mir selbst; dieses heftige Verlan- gen nach meiner Glückseeligkeit treibt mich zu allen meinen Unternehmungen und Handlun- gen. Allein die Erfahrung lehrt mich, daß nicht alles, was ich thun kann, ein sichres und hequemes Mittel zu meiner Wohlfarth ist. Ei-
nige
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gen gut oder böſe, nachdem ſie mit dieſer zwiefachen Beſtimmung und Abſicht meines Weſens überein- ſtimmen, oder ſtreiten. Den Namen guter Hand- lungen können ſich nur diejenigen anmaßen, welche ſeine Abſicht, aus meiner Beſchaffenheit als ein We- ſen von unendlicher Weisheit, Vollkommenheit und Güte erkannt zu werden, und mich zu einem glücklichen Geſchöpfe zu machen, weder aufhe- ben noch hindern, und ich kann nicht zweifeln, daß mein Schöpfer ſelbſt ſie dafür erkläre, wenn er mit ihnen ſolche Folgen verknüpfet, welche ſein Wohlgefallen daren offenbaren, wie er das Ge- gentheil derſelben nothwendig misbilligen muß, wenn er damit ſolche Folgen verbunden hat, die ſein Misfallen daran deutlich zu erkennen geben.
Jch empfinde einen mächtigen, unwider- ſtehlichen, beſtändigen Trieb, glücklich zu ſeyn, und immer glücklicher zu werden, und wie ver- gnüge ich mich nicht, wenn ich glaube, mich in erwünſchten Umſtänden zu befinden! Die- ſe Liebe zu mir ſelbſt; dieſes heftige Verlan- gen nach meiner Glückſeeligkeit treibt mich zu allen meinen Unternehmungen und Handlun- gen. Allein die Erfahrung lehrt mich, daß nicht alles, was ich thun kann, ein ſichres und hequemes Mittel zu meiner Wohlfarth iſt. Ei-
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gen gut oder böſe, nachdem ſie mit dieſer zwiefachen
Beſtimmung und Abſicht meines Weſens überein-
ſtimmen, oder ſtreiten. Den Namen guter Hand-
lungen können ſich nur diejenigen anmaßen, welche
ſeine Abſicht, aus meiner Beſchaffenheit als ein We-
ſen von unendlicher Weisheit, Vollkommenheit
und Güte erkannt zu werden, und mich zu einem
glücklichen Geſchöpfe zu machen, weder aufhe-
ben noch hindern, und ich kann nicht zweifeln,
daß mein Schöpfer ſelbſt ſie dafür erkläre, wenn
er mit ihnen ſolche Folgen verknüpfet, welche ſein
Wohlgefallen daren offenbaren, wie er das Ge-
gentheil derſelben nothwendig misbilligen muß,
wenn er damit ſolche Folgen verbunden hat, die
ſein Misfallen daran deutlich zu erkennen geben.
Jch empfinde einen mächtigen, unwider-
ſtehlichen, beſtändigen Trieb, glücklich zu ſeyn,
und immer glücklicher zu werden, und wie ver-
gnüge ich mich nicht, wenn ich glaube, mich
in erwünſchten Umſtänden zu befinden! Die-
ſe Liebe zu mir ſelbſt; dieſes heftige Verlan-
gen nach meiner Glückſeeligkeit treibt mich zu
allen meinen Unternehmungen und Handlun-
gen. Allein die Erfahrung lehrt mich, daß
nicht alles, was ich thun kann, ein ſichres und
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Cramer, Johann Andreas: Andachten in Betrachtungen, Gebeten und Liedern über Gott, seine Eigenschaften und Werke. Erster Theil. Schleßwig, 1764, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_andachten01_1764/321>, abgerufen am 22.11.2024.
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