liebe, einer richtigen Erkenntniß und Beurthei- lung meiner selbst, der Demuth, der Liebe zur Wahrheit, der Mäßigkeit und Enthaltung, der Keuschheit, der Zufriedenheit und Genügsamkeit, der Gelassenheit, der Geduld, der Sparsamkeit und des Fleißes, der Beständigkeit, der Auf- merksamkeit auf mich selbst, der Vorsicht, des Muthes und der Klugheit auszuüben? Was ist unstreitiger, als daß ich vermöge der Einrichtung meiner Natur und aller andern Dinge, die sich auf meine Wohlfarth beziehen, Pflichten gegen mich selbst zu beobachten habe, die ich nicht belei- digen kann, ohne mich durch meine eigne Wahl der Glückseeligkeit zu berauben, zu der ich be- stimmt bin.
Eben so ist es mit meinen Handlungen be- schaffen, welche einen Einfluß auf die Wohlfarth oder das Unglück anderer Menschen haben kön- nen. Jch bin durch mancherley Verhältnisse und Umstände mit ihnen verbunden. Jch kann ihrer Liebe und Hülfe nicht entbehren, wie sie in tau- send Fällen der meinigen nicht entbehren können, ohne unglücklich zu seyn, oder zu werden. Wie bedauernswürdig wäre mein Schicksal, wenn andre Menschen nichts zu meinem Besten beytra-
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liebe, einer richtigen Erkenntniß und Beurthei- lung meiner ſelbſt, der Demuth, der Liebe zur Wahrheit, der Mäßigkeit und Enthaltung, der Keuſchheit, der Zufriedenheit und Genügſamkeit, der Gelaſſenheit, der Geduld, der Sparſamkeit und des Fleißes, der Beſtändigkeit, der Auf- merkſamkeit auf mich ſelbſt, der Vorſicht, des Muthes und der Klugheit auszuüben? Was iſt unſtreitiger, als daß ich vermöge der Einrichtung meiner Natur und aller andern Dinge, die ſich auf meine Wohlfarth beziehen, Pflichten gegen mich ſelbſt zu beobachten habe, die ich nicht belei- digen kann, ohne mich durch meine eigne Wahl der Glückſeeligkeit zu berauben, zu der ich be- ſtimmt bin.
Eben ſo iſt es mit meinen Handlungen be- ſchaffen, welche einen Einfluß auf die Wohlfarth oder das Unglück anderer Menſchen haben kön- nen. Jch bin durch mancherley Verhältniſſe und Umſtände mit ihnen verbunden. Jch kann ihrer Liebe und Hülfe nicht entbehren, wie ſie in tau- ſend Fällen der meinigen nicht entbehren können, ohne unglücklich zu ſeyn, oder zu werden. Wie bedauernswürdig wäre mein Schickſal, wenn andre Menſchen nichts zu meinem Beſten beytra-
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liebe, einer richtigen Erkenntniß und Beurthei-
lung meiner ſelbſt, der Demuth, der Liebe zur
Wahrheit, der Mäßigkeit und Enthaltung, der
Keuſchheit, der Zufriedenheit und Genügſamkeit,
der Gelaſſenheit, der Geduld, der Sparſamkeit
und des Fleißes, der Beſtändigkeit, der Auf-
merkſamkeit auf mich ſelbſt, der Vorſicht, des
Muthes und der Klugheit auszuüben? Was iſt
unſtreitiger, als daß ich vermöge der Einrichtung
meiner Natur und aller andern Dinge, die ſich
auf meine Wohlfarth beziehen, Pflichten gegen
mich ſelbſt zu beobachten habe, die ich nicht belei-
digen kann, ohne mich durch meine eigne Wahl
der Glückſeeligkeit zu berauben, zu der ich be-
ſtimmt bin.
Eben ſo iſt es mit meinen Handlungen be-
ſchaffen, welche einen Einfluß auf die Wohlfarth
oder das Unglück anderer Menſchen haben kön-
nen. Jch bin durch mancherley Verhältniſſe und
Umſtände mit ihnen verbunden. Jch kann ihrer
Liebe und Hülfe nicht entbehren, wie ſie in tau-
ſend Fällen der meinigen nicht entbehren können,
ohne unglücklich zu ſeyn, oder zu werden. Wie
bedauernswürdig wäre mein Schickſal, wenn
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Cramer, Johann Andreas: Andachten in Betrachtungen, Gebeten und Liedern über Gott, seine Eigenschaften und Werke. Erster Theil. Schleßwig, 1764, S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_andachten01_1764/327>, abgerufen am 22.11.2024.
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