Gegenstand der höchste Urheber meines Wesens ist. Zwar ist zwischen ihm und mir kein solches Verhältniß, als zwischen mir und zwischen an- dern Menschen. Jch kann von ihnen Wohltha- ten empfangen; ich kann ihnen auch Wohlthaten erweisen; wir sind in verschiednen Graden einan- der unentbehrlich. So steht es aber nicht zwi- schen mir und dem Allmächtigen. Jch bin alles, was ich bin, durch seine Macht und Güte. Die Wohlthaten, die ich ihm zu danken habe, sind unzählbar. Er, der sich zu seiner Herrlichkeit und Seeligkeit selbst genug ist, kann von mir keine Vergeltung empfangen? Wie kann ich ihm be- zahlen, was er an mir gethan hat? Jst es aber darum einerley, wie ich mich gegen den Urheber meines Daseyns, meiner Kräfte und des Guten, das ich von ihm genieße, verhalte? Jst darum in den Handlungen, die sich auf ihn beziehen, kein wesentlicher Unterschied? Unterscheiden sie sich nicht auch durch verschiedne Folgen und Wir- kungen? Mein Verstand, meine ganze Natur ist so gebildet, daß ich, wo ich Ordnung, Schönheit und Vollkommenheit, Uebereinstim- mung, Absicht und Güte wahrnehme, auch Vergnügen und Lust empfinde, und die Größe und Lebhaftigkeit dieses Vergnügens richtet sich, wenn ich mich nicht selbst täusche, allezeit nach
dem
Gegenſtand der höchſte Urheber meines Weſens iſt. Zwar iſt zwiſchen ihm und mir kein ſolches Verhältniß, als zwiſchen mir und zwiſchen an- dern Menſchen. Jch kann von ihnen Wohltha- ten empfangen; ich kann ihnen auch Wohlthaten erweiſen; wir ſind in verſchiednen Graden einan- der unentbehrlich. So ſteht es aber nicht zwi- ſchen mir und dem Allmächtigen. Jch bin alles, was ich bin, durch ſeine Macht und Güte. Die Wohlthaten, die ich ihm zu danken habe, ſind unzählbar. Er, der ſich zu ſeiner Herrlichkeit und Seeligkeit ſelbſt genug iſt, kann von mir keine Vergeltung empfangen? Wie kann ich ihm be- zahlen, was er an mir gethan hat? Jſt es aber darum einerley, wie ich mich gegen den Urheber meines Daſeyns, meiner Kräfte und des Guten, das ich von ihm genieße, verhalte? Jſt darum in den Handlungen, die ſich auf ihn beziehen, kein weſentlicher Unterſchied? Unterſcheiden ſie ſich nicht auch durch verſchiedne Folgen und Wir- kungen? Mein Verſtand, meine ganze Natur iſt ſo gebildet, daß ich, wo ich Ordnung, Schönheit und Vollkommenheit, Uebereinſtim- mung, Abſicht und Güte wahrnehme, auch Vergnügen und Luſt empfinde, und die Größe und Lebhaftigkeit dieſes Vergnügens richtet ſich, wenn ich mich nicht ſelbſt täuſche, allezeit nach
dem
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Gegenſtand der höchſte Urheber meines Weſens
iſt. Zwar iſt zwiſchen ihm und mir kein ſolches
Verhältniß, als zwiſchen mir und zwiſchen an-
dern Menſchen. Jch kann von ihnen Wohltha-
ten empfangen; ich kann ihnen auch Wohlthaten
erweiſen; wir ſind in verſchiednen Graden einan-
der unentbehrlich. So ſteht es aber nicht zwi-
ſchen mir und dem Allmächtigen. Jch bin alles,
was ich bin, durch ſeine Macht und Güte. Die
Wohlthaten, die ich ihm zu danken habe, ſind
unzählbar. Er, der ſich zu ſeiner Herrlichkeit
und Seeligkeit ſelbſt genug iſt, kann von mir keine
Vergeltung empfangen? Wie kann ich ihm be-
zahlen, was er an mir gethan hat? Jſt es aber
darum einerley, wie ich mich gegen den Urheber
meines Daſeyns, meiner Kräfte und des Guten,
das ich von ihm genieße, verhalte? Jſt darum
in den Handlungen, die ſich auf ihn beziehen,
kein weſentlicher Unterſchied? Unterſcheiden ſie
ſich nicht auch durch verſchiedne Folgen und Wir-
kungen? Mein Verſtand, meine ganze Natur
iſt ſo gebildet, daß ich, wo ich Ordnung,
Schönheit und Vollkommenheit, Uebereinſtim-
mung, Abſicht und Güte wahrnehme, auch
Vergnügen und Luſt empfinde, und die Größe
und Lebhaftigkeit dieſes Vergnügens richtet ſich,
wenn ich mich nicht ſelbſt täuſche, allezeit nach
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Cramer, Johann Andreas: Andachten in Betrachtungen, Gebeten und Liedern über Gott, seine Eigenschaften und Werke. Erster Theil. Schleßwig, 1764, S. 318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_andachten01_1764/332>, abgerufen am 22.11.2024.
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