liche Stunde meines Lebens so gedankenleeer vorü- bergeht, da sich mir in einem jeden Augenblicke tausend Gegenstände des Erstaunens zur Betrach- tung anbieten?
Wenn aber schon die Erkenntniß der Na- tur, in welcher doch alles endlich und einge- schränkt ist, alles gezählt, ausgerechnet, abge- wogen und gemessen werden kann, ob ich es gleich mit der ohnmächtigen Kraft meines Verstandes nicht vermag, wenn diese schon so viel Großes und Erhabnes hat: Was ist denn mit der Hoheit und Vortrefflichkeit der Erkenntniß Gottes zu vergleichen! Was für eine Größe und Unermeß- lichkeit muß der nicht für mich haben, welcher zu allen den unzählbaren Geschöpfen, die mich in Er- staunen setzen, unter denen, und an denen ich ohne Aufhören neue Entdeckungen machen kann, zu al- len ihren Kräften, zu allen Wirkungen, die durch sie möglich sind, zu allen ihren Vollkommenheiten, zu allen ihren Verknüpfungen in seinem Wesen den zureichenden Grund ihres Daseyns und ihrer Fortdauer enthält! Muß ich mich freuen, daß die bloße Betrachtung der Natur mir so große, so vortreffliche und erhabne Begriffe giebt, deren Reichthum mein schönster Vorzug und mein edel- ster Ruhm ist: Wie muß ich mich nicht freuen,
daß
liche Stunde meines Lebens ſo gedankenleeer vorü- bergeht, da ſich mir in einem jeden Augenblicke tauſend Gegenſtände des Erſtaunens zur Betrach- tung anbieten?
Wenn aber ſchon die Erkenntniß der Na- tur, in welcher doch alles endlich und einge- ſchränkt iſt, alles gezählt, ausgerechnet, abge- wogen und gemeſſen werden kann, ob ich es gleich mit der ohnmächtigen Kraft meines Verſtandes nicht vermag, wenn dieſe ſchon ſo viel Großes und Erhabnes hat: Was iſt denn mit der Hoheit und Vortrefflichkeit der Erkenntniß Gottes zu vergleichen! Was für eine Größe und Unermeß- lichkeit muß der nicht für mich haben, welcher zu allen den unzählbaren Geſchöpfen, die mich in Er- ſtaunen ſetzen, unter denen, und an denen ich ohne Aufhören neue Entdeckungen machen kann, zu al- len ihren Kräften, zu allen Wirkungen, die durch ſie möglich ſind, zu allen ihren Vollkommenheiten, zu allen ihren Verknüpfungen in ſeinem Weſen den zureichenden Grund ihres Daſeyns und ihrer Fortdauer enthält! Muß ich mich freuen, daß die bloße Betrachtung der Natur mir ſo große, ſo vortreffliche und erhabne Begriffe giebt, deren Reichthum mein ſchönſter Vorzug und mein edel- ſter Ruhm iſt: Wie muß ich mich nicht freuen,
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liche Stunde meines Lebens ſo gedankenleeer vorü-
bergeht, da ſich mir in einem jeden Augenblicke
tauſend Gegenſtände des Erſtaunens zur Betrach-
tung anbieten?
Wenn aber ſchon die Erkenntniß der Na-
tur, in welcher doch alles endlich und einge-
ſchränkt iſt, alles gezählt, ausgerechnet, abge-
wogen und gemeſſen werden kann, ob ich es gleich
mit der ohnmächtigen Kraft meines Verſtandes
nicht vermag, wenn dieſe ſchon ſo viel Großes
und Erhabnes hat: Was iſt denn mit der Hoheit
und Vortrefflichkeit der Erkenntniß Gottes zu
vergleichen! Was für eine Größe und Unermeß-
lichkeit muß der nicht für mich haben, welcher zu
allen den unzählbaren Geſchöpfen, die mich in Er-
ſtaunen ſetzen, unter denen, und an denen ich ohne
Aufhören neue Entdeckungen machen kann, zu al-
len ihren Kräften, zu allen Wirkungen, die durch
ſie möglich ſind, zu allen ihren Vollkommenheiten,
zu allen ihren Verknüpfungen in ſeinem Weſen
den zureichenden Grund ihres Daſeyns und ihrer
Fortdauer enthält! Muß ich mich freuen, daß
die bloße Betrachtung der Natur mir ſo große, ſo
vortreffliche und erhabne Begriffe giebt, deren
Reichthum mein ſchönſter Vorzug und mein edel-
ſter Ruhm iſt: Wie muß ich mich nicht freuen,
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Cramer, Johann Andreas: Andachten in Betrachtungen, Gebeten und Liedern über Gott, seine Eigenschaften und Werke. Erster Theil. Schleßwig, 1764, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_andachten01_1764/46>, abgerufen am 03.12.2024.
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