Cramer, Johann Andreas: Andachten in Betrachtungen, Gebeten und Liedern über Gott, seine Eigenschaften und Werke. Erster Theil. Schleßwig, 1764.Erzählungen von den großen Eigenschaften und Tugenden längstverstorbner Menschen auf uns machen, bey denen wir auf keine persönlichen Vortheile und Wohlthaten rechnen können? Es ist schon genug zu wissen, daß etwas schön und herrlich sey, um sich darüber zu freuen. Un- zählbare Schönheiten können nicht einmal an- ders genossen werden, als durch die Vorstellung derselben; ihre Erkenntniß ist auch ihr Genuß. Wie kann ich den nächtlichen Himmel in seiner Pracht; wie kann ich die meisten Schönheiten der Natur; wie kann ich die Ordnung, die Uebereinstimmung und Kunst in allen ihren Wer- ken anders genießen, als daß ich sie betrachte! Welche Glückseeligkeit muß es denn nicht seyn, den Vollkommensten auch nur zu kennen! Die Freude ist die natürliche Frucht des nen,
Erzählungen von den großen Eigenſchaften und Tugenden längſtverſtorbner Menſchen auf uns machen, bey denen wir auf keine perſönlichen Vortheile und Wohlthaten rechnen können? Es iſt ſchon genug zu wiſſen, daß etwas ſchön und herrlich ſey, um ſich darüber zu freuen. Un- zählbare Schönheiten können nicht einmal an- ders genoſſen werden, als durch die Vorſtellung derſelben; ihre Erkenntniß iſt auch ihr Genuß. Wie kann ich den nächtlichen Himmel in ſeiner Pracht; wie kann ich die meiſten Schönheiten der Natur; wie kann ich die Ordnung, die Uebereinſtimmung und Kunſt in allen ihren Wer- ken anders genießen, als daß ich ſie betrachte! Welche Glückſeeligkeit muß es denn nicht ſeyn, den Vollkommenſten auch nur zu kennen! Die Freude iſt die natürliche Frucht des nen,
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Erzählungen von den großen Eigenſchaften und
Tugenden längſtverſtorbner Menſchen auf uns
machen, bey denen wir auf keine perſönlichen
Vortheile und Wohlthaten rechnen können? Es
iſt ſchon genug zu wiſſen, daß etwas ſchön und
herrlich ſey, um ſich darüber zu freuen. Un-
zählbare Schönheiten können nicht einmal an-
ders genoſſen werden, als durch die Vorſtellung
derſelben; ihre Erkenntniß iſt auch ihr Genuß.
Wie kann ich den nächtlichen Himmel in ſeiner
Pracht; wie kann ich die meiſten Schönheiten
der Natur; wie kann ich die Ordnung, die
Uebereinſtimmung und Kunſt in allen ihren Wer-
ken anders genießen, als daß ich ſie betrachte!
Welche Glückſeeligkeit muß es denn nicht ſeyn,
den Vollkommenſten auch nur zu kennen!
Die Freude iſt die natürliche Frucht des
Vollkommnen, und es giebt keine andre Quelle
unſres Verdruſſes, als den Mangel deſſelben.
Was uns angenehm ſeyn ſoll, muß uns wenig-
ſtens vortrefflich zu ſeyn ſcheinen; mit dem
Scheine deſſelben verſchwindet auch ſeine Anmuth.
Die Grenzen von der Güte und Schönheit eines
Gegenſtandes ſind die wahren Grenzen unſers
Vergnügens darüber. Nur darum, weil wir
dieſe Grenzen nicht immer ſehen, oder ſie verken-
nen,
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