Cramer, Johann Andreas: Andachten in Betrachtungen, Gebeten und Liedern über Gott, seine Eigenschaften und Werke. Erster Theil. Schleßwig, 1764.dem er sie zueignet, glauben wir dann sein Daseyn ohne Grund, wenn wir es eben um dieser Tha- ten willen annehmen? Aus eigner Kraft kann kein Mensch mit einem bloßen Worte dem Blin- den sein Gesicht, den Tauben ihr Gehör, den Kranken die Gesundheit, den Todten das Leben wiedergeben; thut er gleichwohl dieses und ver- sichert, daß er das Vermögen dazu von einem höhern unendlichen Wesen empfangen habe: Warum sollte uns ein solcher Beweis nicht von seinem Daseyn überzeugen, und zwar eben so stark, als der Schluß von den Geschöpfen auf den Schöpfer, von den Absichten, die wir über- all in der Natur wahrnehmen, auf das Daseyn eines verständigen und weisen Wesens? Wären wir unfähig, uns aus einer eignen Betrachtung der Welt von seinem Daseyn zu überzeugen, so würden wir uns doch für verbunden halten, sol- ches anzunehmen, sobald uns andre versichern, einen unmitrelbaren Unterricht von ihm empfan- gen zu haben, wofern wir theils überhaupt keine billige Ursachen haben, ihre Glaubwür- digkeit in Zweifel zu ziehen, theils sie zum Beweise dessen, was sie versichern, solche Werke verrichten sehen, von deren Wirklich- keit wir sonst keinen vernünftigen Grund an- geben könnten, so bald wir das Daseyn des- sen
dem er ſie zueignet, glauben wir dann ſein Daſeyn ohne Grund, wenn wir es eben um dieſer Tha- ten willen annehmen? Aus eigner Kraft kann kein Menſch mit einem bloßen Worte dem Blin- den ſein Geſicht, den Tauben ihr Gehör, den Kranken die Geſundheit, den Todten das Leben wiedergeben; thut er gleichwohl dieſes und ver- ſichert, daß er das Vermögen dazu von einem höhern unendlichen Weſen empfangen habe: Warum ſollte uns ein ſolcher Beweis nicht von ſeinem Daſeyn überzeugen, und zwar eben ſo ſtark, als der Schluß von den Geſchöpfen auf den Schöpfer, von den Abſichten, die wir über- all in der Natur wahrnehmen, auf das Daſeyn eines verſtändigen und weiſen Weſens? Wären wir unfähig, uns aus einer eignen Betrachtung der Welt von ſeinem Daſeyn zu überzeugen, ſo würden wir uns doch für verbunden halten, ſol- ches anzunehmen, ſobald uns andre verſichern, einen unmitrelbaren Unterricht von ihm empfan- gen zu haben, wofern wir theils überhaupt keine billige Urſachen haben, ihre Glaubwür- digkeit in Zweifel zu ziehen, theils ſie zum Beweiſe deſſen, was ſie verſichern, ſolche Werke verrichten ſehen, von deren Wirklich- keit wir ſonſt keinen vernünftigen Grund an- geben könnten, ſo bald wir das Daſeyn deſ- ſen
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dem er ſie zueignet, glauben wir dann ſein Daſeyn
ohne Grund, wenn wir es eben um dieſer Tha-
ten willen annehmen? Aus eigner Kraft kann
kein Menſch mit einem bloßen Worte dem Blin-
den ſein Geſicht, den Tauben ihr Gehör, den
Kranken die Geſundheit, den Todten das Leben
wiedergeben; thut er gleichwohl dieſes und ver-
ſichert, daß er das Vermögen dazu von einem
höhern unendlichen Weſen empfangen habe:
Warum ſollte uns ein ſolcher Beweis nicht von
ſeinem Daſeyn überzeugen, und zwar eben ſo
ſtark, als der Schluß von den Geſchöpfen auf
den Schöpfer, von den Abſichten, die wir über-
all in der Natur wahrnehmen, auf das Daſeyn
eines verſtändigen und weiſen Weſens? Wären
wir unfähig, uns aus einer eignen Betrachtung
der Welt von ſeinem Daſeyn zu überzeugen, ſo
würden wir uns doch für verbunden halten, ſol-
ches anzunehmen, ſobald uns andre verſichern,
einen unmitrelbaren Unterricht von ihm empfan-
gen zu haben, wofern wir theils überhaupt
keine billige Urſachen haben, ihre Glaubwür-
digkeit in Zweifel zu ziehen, theils ſie zum
Beweiſe deſſen, was ſie verſichern, ſolche
Werke verrichten ſehen, von deren Wirklich-
keit wir ſonſt keinen vernünftigen Grund an-
geben könnten, ſo bald wir das Daſeyn deſ-
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