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Cramer, Wilhelm: Der christliche Vater wie er sein und was er thun soll. Nebst einem Anhange von Gebeten für denselben. Dülmen, 1874.

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Gehen wir hier ein wenig über die Jahre der
Kindheit hinaus. Wenn das Kind von körperlichen
Leiden und Krankheiten heimgesucht ist, oder sogar
Todesgefahr drohet, da pflegen leicht selbst weniger
fromme Mütter zum Gebete ihre Zuflucht zu
nehmen; wie viel mehr also die wahrhaft christliche
Mutter. Aber viel mehr noch flehet sie zum
Herrn, wenn die Seele ihrer Kinder in Gefahr
ist, in Gefahr, in schwere Sünde zu fallen, in Ge-
fahr, ewig verloren zu gehen. Vollends, wenn sie
durch ihren Einfluß nichts mehr über das Kind
vermag. Wie flehet da, wie schreiet ihr beklemmtes
Herz angstvoll zum Herrn! So betete und flehete
die h. Monika für ihren verirrten Augustinus -
unter vielen Thränen Jahre lang; und wie glor-
reich war der Erfolg!

Die heutige Welt ist leider nur zu sehr darnach
angethan, christliche Mütter in eine ähnliche Lage
zu versetzen; wie viele gibt's der Söhne, wie manche
Töchter, welche sich, vom Einflusse der Welt ver-
locket, dem Leichtsinne und der Sünde in die Arme
geworfen haben. Ach, hätten sie Mütter, ähnlich
einer Monika, wir dürften noch hoffen. Doch
nun? - Sie gehen elend zu Grunde. Ihre
Mütter verstehen nicht zu beten. Welchen Ge-
fahren sind die Kinder - fast immer mit zu-
nehmenden Jahren in steigendem Verhältnisse -
ausgesetzt, vollends, wenn die Umstände es mit sich
bringen, daß der Sohn, die Tochter der Huth des
Hauses entlassen und in die Fremde geschickt wer-
den muß! Für die christliche Mutter ein Grund,
ihr Gebet zu verdoppeln; nun hört sie nicht auf,

Gehen wir hier ein wenig über die Jahre der
Kindheit hinaus. Wenn das Kind von körperlichen
Leiden und Krankheiten heimgesucht ist, oder sogar
Todesgefahr drohet, da pflegen leicht selbst weniger
fromme Mütter zum Gebete ihre Zuflucht zu
nehmen; wie viel mehr also die wahrhaft christliche
Mutter. Aber viel mehr noch flehet sie zum
Herrn, wenn die Seele ihrer Kinder in Gefahr
ist, in Gefahr, in schwere Sünde zu fallen, in Ge-
fahr, ewig verloren zu gehen. Vollends, wenn sie
durch ihren Einfluß nichts mehr über das Kind
vermag. Wie flehet da, wie schreiet ihr beklemmtes
Herz angstvoll zum Herrn! So betete und flehete
die h. Monika für ihren verirrten Augustinus -
unter vielen Thränen Jahre lang; und wie glor-
reich war der Erfolg!

Die heutige Welt ist leider nur zu sehr darnach
angethan, christliche Mütter in eine ähnliche Lage
zu versetzen; wie viele gibt's der Söhne, wie manche
Töchter, welche sich, vom Einflusse der Welt ver-
locket, dem Leichtsinne und der Sünde in die Arme
geworfen haben. Ach, hätten sie Mütter, ähnlich
einer Monika, wir dürften noch hoffen. Doch
nun? – Sie gehen elend zu Grunde. Ihre
Mütter verstehen nicht zu beten. Welchen Ge-
fahren sind die Kinder – fast immer mit zu-
nehmenden Jahren in steigendem Verhältnisse -
ausgesetzt, vollends, wenn die Umstände es mit sich
bringen, daß der Sohn, die Tochter der Huth des
Hauses entlassen und in die Fremde geschickt wer-
den muß! Für die christliche Mutter ein Grund,
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[130/0341] Gehen wir hier ein wenig über die Jahre der Kindheit hinaus. Wenn das Kind von körperlichen Leiden und Krankheiten heimgesucht ist, oder sogar Todesgefahr drohet, da pflegen leicht selbst weniger fromme Mütter zum Gebete ihre Zuflucht zu nehmen; wie viel mehr also die wahrhaft christliche Mutter. Aber viel mehr noch flehet sie zum Herrn, wenn die Seele ihrer Kinder in Gefahr ist, in Gefahr, in schwere Sünde zu fallen, in Ge- fahr, ewig verloren zu gehen. Vollends, wenn sie durch ihren Einfluß nichts mehr über das Kind vermag. Wie flehet da, wie schreiet ihr beklemmtes Herz angstvoll zum Herrn! So betete und flehete die h. Monika für ihren verirrten Augustinus - unter vielen Thränen Jahre lang; und wie glor- reich war der Erfolg! Die heutige Welt ist leider nur zu sehr darnach angethan, christliche Mütter in eine ähnliche Lage zu versetzen; wie viele gibt's der Söhne, wie manche Töchter, welche sich, vom Einflusse der Welt ver- locket, dem Leichtsinne und der Sünde in die Arme geworfen haben. Ach, hätten sie Mütter, ähnlich einer Monika, wir dürften noch hoffen. Doch nun? – Sie gehen elend zu Grunde. Ihre Mütter verstehen nicht zu beten. Welchen Ge- fahren sind die Kinder – fast immer mit zu- nehmenden Jahren in steigendem Verhältnisse - ausgesetzt, vollends, wenn die Umstände es mit sich bringen, daß der Sohn, die Tochter der Huth des Hauses entlassen und in die Fremde geschickt wer- den muß! Für die christliche Mutter ein Grund, ihr Gebet zu verdoppeln; nun hört sie nicht auf,

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Zitationshilfe: Cramer, Wilhelm: Der christliche Vater wie er sein und was er thun soll. Nebst einem Anhange von Gebeten für denselben. Dülmen, 1874, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_mutter_1874/341>, abgerufen am 22.11.2024.