und die verschiedenen Beziehungen des rechten christ- lichen Lebens kennen; dieselben werden ihnen ja täg- lich vom Vater (und von der Mutter) in lebenden Bildern anschaulich vorgeführt. Wie viel besser ver- steht das Kind das, als den bloßen Unterricht, die christliche Lehre. Eben daher braucht man ja auch in Schulen gern Bilder, auf denen die Kinder das, was man ihnen lehrend erklären will, mit ihren Au- gen sehen; nun verstehen sie's viel leichter und besser.
Fernerhin aber werden die Kinder, da man ja die christliche Religion nicht blos kennen und glauben, sondern auch üben soll, durch jenes täglich sich vor ihren Augen entfaltende christliche Thun und Leben des Vaters (der Mutter) auf eine eben so einfache Weise in das christliche Thun und Leben gleichfalls eingeführt, wiederum viel besser, als durch bloße belehrende Anweisung. Wie viel leichter und besser bringt Jeder, vollends das Kind zu Stande, was ihm tatsächlich gezeigt und vorgemacht wird, als was blos eine mündliche Erklärung findet. Hier aber kommt noch hinzu, daß die Kinder von Haus aus (Gott selbst hat's ihnen so in's Herz gelegt) einen großen Trieb haben, dem Vater (wie der Mutter) das nachzumachen, was sie an und von ihnen wahr- nehmen.
Daher - wir wiederholen es auch hier - wäre es so fast verwunderlich, wenn ein Kind, das täglich im Schalten und Walten seines Vaters das Bild eines guten katholischen Christen vor Augen hat, nicht auch ein guter katholischer Christ würde; wie es denn von der andern Seite fast eben so sehr zu fürchten steht, daß ein Kind, dem in seinen jugendlichen Jah- ren dieses Bild eines guten katholischen Christen im
und die verschiedenen Beziehungen des rechten christ- lichen Lebens kennen; dieselben werden ihnen ja täg- lich vom Vater (und von der Mutter) in lebenden Bildern anschaulich vorgeführt. Wie viel besser ver- steht das Kind das, als den bloßen Unterricht, die christliche Lehre. Eben daher braucht man ja auch in Schulen gern Bilder, auf denen die Kinder das, was man ihnen lehrend erklären will, mit ihren Au- gen sehen; nun verstehen sie's viel leichter und besser.
Fernerhin aber werden die Kinder, da man ja die christliche Religion nicht blos kennen und glauben, sondern auch üben soll, durch jenes täglich sich vor ihren Augen entfaltende christliche Thun und Leben des Vaters (der Mutter) auf eine eben so einfache Weise in das christliche Thun und Leben gleichfalls eingeführt, wiederum viel besser, als durch bloße belehrende Anweisung. Wie viel leichter und besser bringt Jeder, vollends das Kind zu Stande, was ihm tatsächlich gezeigt und vorgemacht wird, als was blos eine mündliche Erklärung findet. Hier aber kommt noch hinzu, daß die Kinder von Haus aus (Gott selbst hat's ihnen so in's Herz gelegt) einen großen Trieb haben, dem Vater (wie der Mutter) das nachzumachen, was sie an und von ihnen wahr- nehmen.
Daher – wir wiederholen es auch hier – wäre es so fast verwunderlich, wenn ein Kind, das täglich im Schalten und Walten seines Vaters das Bild eines guten katholischen Christen vor Augen hat, nicht auch ein guter katholischer Christ würde; wie es denn von der andern Seite fast eben so sehr zu fürchten steht, daß ein Kind, dem in seinen jugendlichen Jah- ren dieses Bild eines guten katholischen Christen im
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[42/0045]
und die verschiedenen Beziehungen des rechten christ-
lichen Lebens kennen; dieselben werden ihnen ja täg-
lich vom Vater (und von der Mutter) in lebenden
Bildern anschaulich vorgeführt. Wie viel besser ver-
steht das Kind das, als den bloßen Unterricht, die
christliche Lehre. Eben daher braucht man ja auch
in Schulen gern Bilder, auf denen die Kinder das,
was man ihnen lehrend erklären will, mit ihren Au-
gen sehen; nun verstehen sie's viel leichter und besser.
Fernerhin aber werden die Kinder, da man ja
die christliche Religion nicht blos kennen und glauben,
sondern auch üben soll, durch jenes täglich sich vor
ihren Augen entfaltende christliche Thun und Leben
des Vaters (der Mutter) auf eine eben so einfache
Weise in das christliche Thun und Leben gleichfalls
eingeführt, wiederum viel besser, als durch bloße
belehrende Anweisung. Wie viel leichter und besser
bringt Jeder, vollends das Kind zu Stande, was
ihm tatsächlich gezeigt und vorgemacht wird, als
was blos eine mündliche Erklärung findet. Hier
aber kommt noch hinzu, daß die Kinder von Haus
aus (Gott selbst hat's ihnen so in's Herz gelegt) einen
großen Trieb haben, dem Vater (wie der Mutter)
das nachzumachen, was sie an und von ihnen wahr-
nehmen.
Daher – wir wiederholen es auch hier – wäre
es so fast verwunderlich, wenn ein Kind, das täglich
im Schalten und Walten seines Vaters das Bild
eines guten katholischen Christen vor Augen hat, nicht
auch ein guter katholischer Christ würde; wie es denn
von der andern Seite fast eben so sehr zu fürchten
steht, daß ein Kind, dem in seinen jugendlichen Jah-
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Cramer, Wilhelm: Der christliche Vater wie er sein und was er thun soll. Nebst einem Anhange von Gebeten für denselben. Dülmen, 1874, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_mutter_1874/45>, abgerufen am 21.11.2024.
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