So also, o Vater, steht deine Sache: Du sollst dein Kind glücklich machen und - du willst es, es ist dein tiefster Herzenswunsch; du kannst und wirst es nicht glücklich machen, wenn du nicht machst, daß es ein guter Christ werde; und das kannst du nicht machen, wenn du nicht selbst ein guter Christ bist oder ernst zu sein suchest. So steht deine Sache; ob du's glaubst oder nicht, ob du's aus dem Sinne schlägst, es ändert an der Sache nichts; so ist's - so bleibt's: Das Glück deines Kindes, deiner Kin- der, es hängt davon ab, ob du ein guter katholischer Christ bist.
Bist du es? Ach nein! - Eine böse, unselige Jugend liegt hinter dir - voll Leichtsinn und Sünde. Sie hat Sturm gelaufen gegen dein christliches Herz, gegen dein Gewissen, ach vielleicht selbst gegen deinen Glauben. Du hast dich der Sünde in die Arme geworfen, der Unlauterkeit, der Unmäßigkeit. Du hast das Unglück gehabt, mit leichtsinnigen, losen jungen Leuten in Verkehr zu treten. Du warst Sol- dat, und hast vom Soldatenleben viele üble Einwir- kung erfahren. Die Kriegsjahre, welche du mit durch- gemacht, haben leicht auch Hand gelegt an die Reste deiner Gewissenhaftigkeit und Gläubigkeit. Endlich ist die Sündfluch schlechter Bücher und Blätter auch an dich gedrungen; o wie haben diese Schriften, die du gelesen, diese schlechten Blätter, welche du gehal- ten, deine Seele und dein Leben mit ihrem Gifte erfüllt!
So ist denn dein Leben - überdies durch ein Uebermaß irdischer Bestrebungen Gott und dem Hö- heren entfremdet - voll geworden von Sünden man- cher, - selbst der traurigsten Art. Sie lasten noch
So also, o Vater, steht deine Sache: Du sollst dein Kind glücklich machen und – du willst es, es ist dein tiefster Herzenswunsch; du kannst und wirst es nicht glücklich machen, wenn du nicht machst, daß es ein guter Christ werde; und das kannst du nicht machen, wenn du nicht selbst ein guter Christ bist oder ernst zu sein suchest. So steht deine Sache; ob du's glaubst oder nicht, ob du's aus dem Sinne schlägst, es ändert an der Sache nichts; so ist's - so bleibt's: Das Glück deines Kindes, deiner Kin- der, es hängt davon ab, ob du ein guter katholischer Christ bist.
Bist du es? Ach nein! – Eine böse, unselige Jugend liegt hinter dir – voll Leichtsinn und Sünde. Sie hat Sturm gelaufen gegen dein christliches Herz, gegen dein Gewissen, ach vielleicht selbst gegen deinen Glauben. Du hast dich der Sünde in die Arme geworfen, der Unlauterkeit, der Unmäßigkeit. Du hast das Unglück gehabt, mit leichtsinnigen, losen jungen Leuten in Verkehr zu treten. Du warst Sol- dat, und hast vom Soldatenleben viele üble Einwir- kung erfahren. Die Kriegsjahre, welche du mit durch- gemacht, haben leicht auch Hand gelegt an die Reste deiner Gewissenhaftigkeit und Gläubigkeit. Endlich ist die Sündfluch schlechter Bücher und Blätter auch an dich gedrungen; o wie haben diese Schriften, die du gelesen, diese schlechten Blätter, welche du gehal- ten, deine Seele und dein Leben mit ihrem Gifte erfüllt!
So ist denn dein Leben – überdies durch ein Uebermaß irdischer Bestrebungen Gott und dem Hö- heren entfremdet – voll geworden von Sünden man- cher, – selbst der traurigsten Art. Sie lasten noch
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So also, o Vater, steht deine Sache: Du sollst
dein Kind glücklich machen und – du willst es, es
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es nicht glücklich machen, wenn du nicht machst, daß
es ein guter Christ werde; und das kannst du nicht
machen, wenn du nicht selbst ein guter Christ bist
oder ernst zu sein suchest. So steht deine Sache;
ob du's glaubst oder nicht, ob du's aus dem Sinne
schlägst, es ändert an der Sache nichts; so ist's -
so bleibt's: Das Glück deines Kindes, deiner Kin-
der, es hängt davon ab, ob du ein guter katholischer
Christ bist.
Bist du es? Ach nein! – Eine böse, unselige
Jugend liegt hinter dir – voll Leichtsinn und Sünde.
Sie hat Sturm gelaufen gegen dein christliches Herz,
gegen dein Gewissen, ach vielleicht selbst gegen deinen
Glauben. Du hast dich der Sünde in die Arme
geworfen, der Unlauterkeit, der Unmäßigkeit. Du
hast das Unglück gehabt, mit leichtsinnigen, losen
jungen Leuten in Verkehr zu treten. Du warst Sol-
dat, und hast vom Soldatenleben viele üble Einwir-
kung erfahren. Die Kriegsjahre, welche du mit durch-
gemacht, haben leicht auch Hand gelegt an die Reste
deiner Gewissenhaftigkeit und Gläubigkeit. Endlich
ist die Sündfluch schlechter Bücher und Blätter auch
an dich gedrungen; o wie haben diese Schriften, die
du gelesen, diese schlechten Blätter, welche du gehal-
ten, deine Seele und dein Leben mit ihrem Gifte
erfüllt!
So ist denn dein Leben – überdies durch ein
Uebermaß irdischer Bestrebungen Gott und dem Hö-
heren entfremdet – voll geworden von Sünden man-
cher, – selbst der traurigsten Art. Sie lasten noch
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Cramer, Wilhelm: Der christliche Vater wie er sein und was er thun soll. Nebst einem Anhange von Gebeten für denselben. Dülmen, 1874, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_mutter_1874/47>, abgerufen am 23.11.2024.
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