Cramer, Johann Friedrich Heinrich: Ueber die Nachahmung Jesu. Ein Erbauungsbuch für Christen. Dresden, 1792.XIII. Betrachtung. lich, mein Vater, daß die heilsamen Absichten, auswelchen du mich zum Besten der Menschen in die Welt gesandt hast, auf eine andere Weise erreicht werden können; so verschone mich mit dem außeror- dentlich harten Leiden, das mir bevorsteht. Jch will gerne sterben, da mein Tod zum Heil und Segen der Menschen gereichen soll. Aber wenn es deine Weis- heit verstattet, so mache mein Leiden erträglicher, als es jetzo zu werden scheint. Sein höchster Wunsch in diesen bangen Stunden war also der: die Men- schen, seine Brüder, zu retten, sie, selbst mit Auf- opferung seines Lebens, glückselig zu machen. Wie viel er aber zur Erreichung dieser Absicht leiden und dulden sollte, das überließ er dem Rathschlusse seines Vaters, der von den Anschlägen seiner Feinde so viel verhindern oder zulassen konnte, als es ihm gefiel. Er bat und wünschte zwar, aber nach seinem Wun- sche sollte es nicht gehen. Er überließ alles seinem Vater, und sprach mit williger Ergebung: dein Wille geschehe! Wollten ihn seine Jünger nachher vertheidigen, so ließ er es nicht zu, sondern hinderte sie daran und sprach: Lasset sie doch ferner machen: soll ich den Relch nicht trinken, den mir mein Vater gegeben hat?*) soll ich mich dieser Schickung ent- ziehn, die ich schon lange vorher gesehen habe, soll ich mich jetzo wider Gottes Absichten auflehnen, und das *) Joh. 18, 11.
XIII. Betrachtung. lich, mein Vater, daß die heilſamen Abſichten, auswelchen du mich zum Beſten der Menſchen in die Welt geſandt haſt, auf eine andere Weiſe erreicht werden können; ſo verſchone mich mit dem außeror- dentlich harten Leiden, das mir bevorſteht. Jch will gerne ſterben, da mein Tod zum Heil und Segen der Menſchen gereichen ſoll. Aber wenn es deine Weis- heit verſtattet, ſo mache mein Leiden erträglicher, als es jetzo zu werden ſcheint. Sein höchſter Wunſch in dieſen bangen Stunden war alſo der: die Men- ſchen, ſeine Brüder, zu retten, ſie, ſelbſt mit Auf- opferung ſeines Lebens, glückſelig zu machen. Wie viel er aber zur Erreichung dieſer Abſicht leiden und dulden ſollte, das überließ er dem Rathſchluſſe ſeines Vaters, der von den Anſchlägen ſeiner Feinde ſo viel verhindern oder zulaſſen konnte, als es ihm gefiel. Er bat und wünſchte zwar, aber nach ſeinem Wun- ſche ſollte es nicht gehen. Er überließ alles ſeinem Vater, und ſprach mit williger Ergebung: dein Wille geſchehe! Wollten ihn ſeine Jünger nachher vertheidigen, ſo ließ er es nicht zu, ſondern hinderte ſie daran und ſprach: Laſſet ſie doch ferner machen: ſoll ich den Relch nicht trinken, den mir mein Vater gegeben hat?*) ſoll ich mich dieſer Schickung ent- ziehn, die ich ſchon lange vorher geſehen habe, ſoll ich mich jetzo wider Gottes Abſichten auflehnen, und das *) Joh. 18, 11.
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XIII. Betrachtung.
lich, mein Vater, daß die heilſamen Abſichten, aus
welchen du mich zum Beſten der Menſchen in die
Welt geſandt haſt, auf eine andere Weiſe erreicht
werden können; ſo verſchone mich mit dem außeror-
dentlich harten Leiden, das mir bevorſteht. Jch will
gerne ſterben, da mein Tod zum Heil und Segen der
Menſchen gereichen ſoll. Aber wenn es deine Weis-
heit verſtattet, ſo mache mein Leiden erträglicher, als
es jetzo zu werden ſcheint. Sein höchſter Wunſch
in dieſen bangen Stunden war alſo der: die Men-
ſchen, ſeine Brüder, zu retten, ſie, ſelbſt mit Auf-
opferung ſeines Lebens, glückſelig zu machen. Wie
viel er aber zur Erreichung dieſer Abſicht leiden und
dulden ſollte, das überließ er dem Rathſchluſſe ſeines
Vaters, der von den Anſchlägen ſeiner Feinde ſo viel
verhindern oder zulaſſen konnte, als es ihm gefiel.
Er bat und wünſchte zwar, aber nach ſeinem Wun-
ſche ſollte es nicht gehen. Er überließ alles ſeinem
Vater, und ſprach mit williger Ergebung: dein
Wille geſchehe! Wollten ihn ſeine Jünger nachher
vertheidigen, ſo ließ er es nicht zu, ſondern hinderte
ſie daran und ſprach: Laſſet ſie doch ferner machen:
ſoll ich den Relch nicht trinken, den mir mein Vater
gegeben hat? *) ſoll ich mich dieſer Schickung ent-
ziehn, die ich ſchon lange vorher geſehen habe, ſoll
ich mich jetzo wider Gottes Abſichten auflehnen, und
das
*) Joh. 18, 11.
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