Cramer, Johann Friedrich Heinrich: Ueber die Nachahmung Jesu. Ein Erbauungsbuch für Christen. Dresden, 1792.XIII. Betrachtung. so oft wir in solche Fälle kommen, wo wir dich durchErgebung in deinen Willen ehren, und dadurch un- sre Ruhe befördern können. Wie du uns führst und führen wirst, so wollen wir gerne gehen. Dieß sey von nun an der Entschluß, mit welchem wir unter deiner Aufsicht auf der Bahn des Lebens fortgehen wollen. Jst es möglich, und stimmt es mit deiner Weisheit überein: so schenke uns Gesundheit, so er- halte das Leben der Unsrigen, kröne unsre Arbeiten mit deinem Segen, entferne alle empfindliche Leiden, alle heftige Versuchungen von uns, und laß unsern Widersachern ihre feindseligen Anschläge nicht gelin- gen. Hast du aber in deinem Rathe beschlossen, daß wir ein krankes sieches Leben führen, daß wir in der Blühte des Lebens sterben und von verlassenen, un- versorgten Waisen scheiden, daß wir unsre liebsten Freunde verlieren, unsre schönsten Hofnungen ver- eitelt sehen, und die Früchte unsers Fleißes nicht ge- niessen sollen: nun so wollen wir dennoch mit deinen Führungen zufrieden seyn, wir wollen dir es zutrau- en, daß du alles mit uns gut und wohl machen wirst. Dir wollen wir alle unsere Schicksale mit ruhigem Gemüthe überlassen. Dir wollen wir nicht vor- schreiben, wie du uns leiten und führen sollst; denn du bist unser bester Führer auf den dunklen Pfaden des Lebens. Wir sehen freilich itzt so manches, was du thust und geschehen lässest, und können es nicht erfor- F 2
XIII. Betrachtung. ſo oft wir in ſolche Fälle kommen, wo wir dich durchErgebung in deinen Willen ehren, und dadurch un- ſre Ruhe befördern können. Wie du uns führſt und führen wirſt, ſo wollen wir gerne gehen. Dieß ſey von nun an der Entſchluß, mit welchem wir unter deiner Aufſicht auf der Bahn des Lebens fortgehen wollen. Jſt es möglich, und ſtimmt es mit deiner Weisheit überein: ſo ſchenke uns Geſundheit, ſo er- halte das Leben der Unſrigen, kröne unſre Arbeiten mit deinem Segen, entferne alle empfindliche Leiden, alle heftige Verſuchungen von uns, und laß unſern Widerſachern ihre feindſeligen Anſchläge nicht gelin- gen. Haſt du aber in deinem Rathe beſchloſſen, daß wir ein krankes ſieches Leben führen, daß wir in der Blühte des Lebens ſterben und von verlaſſenen, un- verſorgten Waiſen ſcheiden, daß wir unſre liebſten Freunde verlieren, unſre ſchönſten Hofnungen ver- eitelt ſehen, und die Früchte unſers Fleißes nicht ge- nieſſen ſollen: nun ſo wollen wir dennoch mit deinen Führungen zufrieden ſeyn, wir wollen dir es zutrau- en, daß du alles mit uns gut und wohl machen wirſt. Dir wollen wir alle unſere Schickſale mit ruhigem Gemüthe überlaſſen. Dir wollen wir nicht vor- ſchreiben, wie du uns leiten und führen ſollſt; denn du biſt unſer beſter Führer auf den dunklen Pfaden des Lebens. Wir ſehen freilich itzt ſo manches, was du thuſt und geſchehen läſſeſt, und können es nicht erfor- F 2
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XIII. Betrachtung.
ſo oft wir in ſolche Fälle kommen, wo wir dich durch
Ergebung in deinen Willen ehren, und dadurch un-
ſre Ruhe befördern können. Wie du uns führſt und
führen wirſt, ſo wollen wir gerne gehen. Dieß ſey
von nun an der Entſchluß, mit welchem wir unter
deiner Aufſicht auf der Bahn des Lebens fortgehen
wollen. Jſt es möglich, und ſtimmt es mit deiner
Weisheit überein: ſo ſchenke uns Geſundheit, ſo er-
halte das Leben der Unſrigen, kröne unſre Arbeiten
mit deinem Segen, entferne alle empfindliche Leiden,
alle heftige Verſuchungen von uns, und laß unſern
Widerſachern ihre feindſeligen Anſchläge nicht gelin-
gen. Haſt du aber in deinem Rathe beſchloſſen, daß
wir ein krankes ſieches Leben führen, daß wir in der
Blühte des Lebens ſterben und von verlaſſenen, un-
verſorgten Waiſen ſcheiden, daß wir unſre liebſten
Freunde verlieren, unſre ſchönſten Hofnungen ver-
eitelt ſehen, und die Früchte unſers Fleißes nicht ge-
nieſſen ſollen: nun ſo wollen wir dennoch mit deinen
Führungen zufrieden ſeyn, wir wollen dir es zutrau-
en, daß du alles mit uns gut und wohl machen wirſt.
Dir wollen wir alle unſere Schickſale mit ruhigem
Gemüthe überlaſſen. Dir wollen wir nicht vor-
ſchreiben, wie du uns leiten und führen ſollſt; denn
du biſt unſer beſter Führer auf den dunklen Pfaden
des Lebens. Wir ſehen freilich itzt ſo manches, was
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