Cramer, Johann Friedrich Heinrich: Ueber die Nachahmung Jesu. Ein Erbauungsbuch für Christen. Dresden, 1792.XIII. Betrachtung. le und Veränderungen eines Jeden regiert. Möch-ten wir doch die Wahrheit recht fassen und verstehen lernen, daß Gottes Wege nicht die unsrigen sind; daß wir nur einen sehr kleinen Theil seines Reichs einnehmen, daß er nicht blos für uns, sondern für alle seine Geschöpfe sorgen muß, daß sein Rath oft wunderbar ist, daß er aber alles herrlich hinausführt! Möchten wir nur das recht fest und freudig glauben: o dann würden wir deine Wege, o Gott! die du mit uns gehest, nicht tadeln, gegen deine Schickungen nicht murren, und mit deiner höchsten Regierung nicht unzufrieden seyn. Nie würden wir glauben, von dir vergessen und zurück gesetzt zu seyn, wenn es uns nicht allemal nach Wunsche geht, wenn biswei- len unsere Plane scheitern, wenn wir nicht jedesmal das durchsetzen und ausführen können, was wir uns vorgenommen haben. Besonders würden wir der ungewissen Zukunft weit getroster, ohne alle ängstli- che Sorgen entgegen gehen, wenn wir uns in der Er- gebung in deinen Willen, so wie Jesus, übten; wenn wir uns, so wie er, unter deine gewaltige Hand demüthigten, und wenn wir bey allem, was uns be- gegnet, sagten: Es ist der Herr, er thue, was ihm wohlgefällt.*) Gott, du kannst uns stärken, und du wirst uns so *) 1. Sam. 3, 18.
XIII. Betrachtung. le und Veränderungen eines Jeden regiert. Möch-ten wir doch die Wahrheit recht faſſen und verſtehen lernen, daß Gottes Wege nicht die unſrigen ſind; daß wir nur einen ſehr kleinen Theil ſeines Reichs einnehmen, daß er nicht blos für uns, ſondern für alle ſeine Geſchöpfe ſorgen muß, daß ſein Rath oft wunderbar iſt, daß er aber alles herrlich hinausführt! Möchten wir nur das recht feſt und freudig glauben: o dann würden wir deine Wege, o Gott! die du mit uns geheſt, nicht tadeln, gegen deine Schickungen nicht murren, und mit deiner höchſten Regierung nicht unzufrieden ſeyn. Nie würden wir glauben, von dir vergeſſen und zurück geſetzt zu ſeyn, wenn es uns nicht allemal nach Wunſche geht, wenn biswei- len unſere Plane ſcheitern, wenn wir nicht jedesmal das durchſetzen und ausführen können, was wir uns vorgenommen haben. Beſonders würden wir der ungewiſſen Zukunft weit getroſter, ohne alle ängſtli- che Sorgen entgegen gehen, wenn wir uns in der Er- gebung in deinen Willen, ſo wie Jeſus, übten; wenn wir uns, ſo wie er, unter deine gewaltige Hand demüthigten, und wenn wir bey allem, was uns be- gegnet, ſagten: Es iſt der Herr, er thue, was ihm wohlgefällt.*) Gott, du kannſt uns ſtärken, und du wirſt uns ſo *) 1. Sam. 3, 18.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0108" n="82"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">XIII.</hi> Betrachtung.</fw><lb/> le und Veränderungen eines Jeden regiert. Möch-<lb/> ten wir doch die Wahrheit recht faſſen und verſtehen<lb/> lernen, <hi rendition="#fr">daß Gottes Wege nicht die unſrigen ſind;</hi><lb/> daß wir nur einen ſehr kleinen Theil ſeines Reichs<lb/> einnehmen, daß er nicht blos für uns, ſondern für<lb/> alle ſeine Geſchöpfe ſorgen muß, daß ſein Rath oft<lb/> wunderbar iſt, daß er aber alles herrlich hinausführt!<lb/> Möchten wir nur das recht feſt und freudig glauben:<lb/> o dann würden wir deine Wege, o Gott! die du mit<lb/> uns geheſt, nicht tadeln, gegen deine Schickungen<lb/> nicht murren, und mit deiner höchſten Regierung<lb/> nicht unzufrieden ſeyn. Nie würden wir glauben,<lb/> von dir vergeſſen und zurück geſetzt zu ſeyn, wenn es<lb/> uns nicht allemal nach Wunſche geht, wenn biswei-<lb/> len unſere Plane ſcheitern, wenn wir nicht jedesmal<lb/> das durchſetzen und ausführen können, was wir uns<lb/> vorgenommen haben. Beſonders würden wir der<lb/> ungewiſſen Zukunft weit getroſter, ohne alle ängſtli-<lb/> che Sorgen entgegen gehen, wenn wir uns in der Er-<lb/> gebung in deinen Willen, ſo wie Jeſus, übten; wenn<lb/> wir uns, ſo wie er, <hi rendition="#fr">unter deine gewaltige Hand<lb/> demüthigten,</hi> und wenn wir bey allem, was uns be-<lb/> gegnet, ſagten: <hi rendition="#fr">Es iſt der Herr, er thue, was ihm<lb/> wohlgefällt.</hi><note place="foot" n="*)">1. Sam. 3, 18.</note></p><lb/> <p>Gott, du kannſt uns ſtärken, und du wirſt uns<lb/> Kraft geben, auch dieſe ſchwere Pflicht auszuüben,<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ſo</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [82/0108]
XIII. Betrachtung.
le und Veränderungen eines Jeden regiert. Möch-
ten wir doch die Wahrheit recht faſſen und verſtehen
lernen, daß Gottes Wege nicht die unſrigen ſind;
daß wir nur einen ſehr kleinen Theil ſeines Reichs
einnehmen, daß er nicht blos für uns, ſondern für
alle ſeine Geſchöpfe ſorgen muß, daß ſein Rath oft
wunderbar iſt, daß er aber alles herrlich hinausführt!
Möchten wir nur das recht feſt und freudig glauben:
o dann würden wir deine Wege, o Gott! die du mit
uns geheſt, nicht tadeln, gegen deine Schickungen
nicht murren, und mit deiner höchſten Regierung
nicht unzufrieden ſeyn. Nie würden wir glauben,
von dir vergeſſen und zurück geſetzt zu ſeyn, wenn es
uns nicht allemal nach Wunſche geht, wenn biswei-
len unſere Plane ſcheitern, wenn wir nicht jedesmal
das durchſetzen und ausführen können, was wir uns
vorgenommen haben. Beſonders würden wir der
ungewiſſen Zukunft weit getroſter, ohne alle ängſtli-
che Sorgen entgegen gehen, wenn wir uns in der Er-
gebung in deinen Willen, ſo wie Jeſus, übten; wenn
wir uns, ſo wie er, unter deine gewaltige Hand
demüthigten, und wenn wir bey allem, was uns be-
gegnet, ſagten: Es iſt der Herr, er thue, was ihm
wohlgefällt. *)
Gott, du kannſt uns ſtärken, und du wirſt uns
Kraft geben, auch dieſe ſchwere Pflicht auszuüben,
ſo
*) 1. Sam. 3, 18.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern:
Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |