Cramer, Johann Friedrich Heinrich: Ueber die Nachahmung Jesu. Ein Erbauungsbuch für Christen. Dresden, 1792.XIV. Betrachtung. wenn er die Stelle des Hausvaters vertrat, leuchte-te er mit seinem schönen Beyspiele bey jeder Mahl- zeit der Gesellschaft vor, die stets um ihn war. Denn er aß und trank nicht, ohne vorher ein Dank- und Lob- gebet verrichtet zu haben.*) Gehörten ihm gleich alle Reichthümer der Natur, konnte er gleich mit weni- gem Vorrath an Lebensmitteln viele Tausende speisen, konnte er gleich der Natur gebieten, daß sie ihre ver- borgenen Schätze hergeben mußte: so dankte er doch Gott allemal mit gerührtem Herzen, so oft er seinen Körper erquickte, so wie ein gutartiges Kind jedes- mal seiner Mutter dankt, wenn sie ihm Speise und Nahrung reicht. War ihm oder seinen Schülern etwas gelungen und glücklich von statten gegangen: so brachte er Gott das Opfer des Danks für den ver- liehenen Segen und für den glücklichen Erfolg. Die- ses that er besonders auf eine recht rührende Art, als die siebenzig Jünger zu ihm zurückkehrten und ihm den erwünschten Erfolg ihrer Reise erzählten, als sie ihm sagten, was für Gutes sie gethan, und welche Wunder sie verrichtet hätten. Hier war eine von den süssesten Freudenstunden seines Lebens, wo er sich die Ausbreitung seiner Lehre und die dadurch zu be- werkstelligende Ausrottung des Aberglaubens und der Unwissenheit vorstellte. Denn gute, edle See- len freuen sich am meisten und danken Gott am herz- lichsten, *) Joh. 6, 11. Matth. 15, 36. F 3
XIV. Betrachtung. wenn er die Stelle des Hausvaters vertrat, leuchte-te er mit ſeinem ſchönen Beyſpiele bey jeder Mahl- zeit der Geſellſchaft vor, die ſtets um ihn war. Denn er aß und trank nicht, ohne vorher ein Dank- und Lob- gebet verrichtet zu haben.*) Gehörten ihm gleich alle Reichthümer der Natur, konnte er gleich mit weni- gem Vorrath an Lebensmitteln viele Tauſende ſpeiſen, konnte er gleich der Natur gebieten, daß ſie ihre ver- borgenen Schätze hergeben mußte: ſo dankte er doch Gott allemal mit gerührtem Herzen, ſo oft er ſeinen Körper erquickte, ſo wie ein gutartiges Kind jedes- mal ſeiner Mutter dankt, wenn ſie ihm Speiſe und Nahrung reicht. War ihm oder ſeinen Schülern etwas gelungen und glücklich von ſtatten gegangen: ſo brachte er Gott das Opfer des Danks für den ver- liehenen Segen und für den glücklichen Erfolg. Die- ſes that er beſonders auf eine recht rührende Art, als die ſiebenzig Jünger zu ihm zurückkehrten und ihm den erwünſchten Erfolg ihrer Reiſe erzählten, als ſie ihm ſagten, was für Gutes ſie gethan, und welche Wunder ſie verrichtet hätten. Hier war eine von den ſüſſeſten Freudenſtunden ſeines Lebens, wo er ſich die Ausbreitung ſeiner Lehre und die dadurch zu be- werkſtelligende Ausrottung des Aberglaubens und der Unwiſſenheit vorſtellte. Denn gute, edle See- len freuen ſich am meiſten und danken Gott am herz- lichſten, *) Joh. 6, 11. Matth. 15, 36. F 3
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XIV. Betrachtung.
wenn er die Stelle des Hausvaters vertrat, leuchte-
te er mit ſeinem ſchönen Beyſpiele bey jeder Mahl-
zeit der Geſellſchaft vor, die ſtets um ihn war. Denn
er aß und trank nicht, ohne vorher ein Dank- und Lob-
gebet verrichtet zu haben. *) Gehörten ihm gleich alle
Reichthümer der Natur, konnte er gleich mit weni-
gem Vorrath an Lebensmitteln viele Tauſende ſpeiſen,
konnte er gleich der Natur gebieten, daß ſie ihre ver-
borgenen Schätze hergeben mußte: ſo dankte er doch
Gott allemal mit gerührtem Herzen, ſo oft er ſeinen
Körper erquickte, ſo wie ein gutartiges Kind jedes-
mal ſeiner Mutter dankt, wenn ſie ihm Speiſe und
Nahrung reicht. War ihm oder ſeinen Schülern
etwas gelungen und glücklich von ſtatten gegangen:
ſo brachte er Gott das Opfer des Danks für den ver-
liehenen Segen und für den glücklichen Erfolg. Die-
ſes that er beſonders auf eine recht rührende Art, als
die ſiebenzig Jünger zu ihm zurückkehrten und ihm
den erwünſchten Erfolg ihrer Reiſe erzählten, als ſie
ihm ſagten, was für Gutes ſie gethan, und welche
Wunder ſie verrichtet hätten. Hier war eine von
den ſüſſeſten Freudenſtunden ſeines Lebens, wo er ſich
die Ausbreitung ſeiner Lehre und die dadurch zu be-
werkſtelligende Ausrottung des Aberglaubens und
der Unwiſſenheit vorſtellte. Denn gute, edle See-
len freuen ſich am meiſten und danken Gott am herz-
lichſten,
*) Joh. 6, 11. Matth. 15, 36.
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