Cramer, Johann Friedrich Heinrich: Ueber die Nachahmung Jesu. Ein Erbauungsbuch für Christen. Dresden, 1792.XIV. Betrachtung. lichsten, wenn sie bemerken, daß die Glückseligkeitdes ganzen Menschengeschlechts auf eine vorzügliche Weise befördert wird. Diese Aussicht erfüllte ihn mit so sichtbarer und lebhafter Freude, daß er in Ge- genwart seiner Jünger in frohen Dank gegen Gott ausbrach: ich preise dich, Vater und Herr Him- mels und der Erden, daß du solches den Weisen und Klugen verborgen hast, und hast es offenbaret den Unmündigen.*) Hier dankt er Gott mit gan- zer Beystimmung seines Herzens, daß er nicht den Weisen und Gelehrten der damaligen Zeit die Ver- kündigung des Meßianischen Reichs aufgetragen, sondern daß er seine schwache und niedrige Jünger die- ses Auftrags gewürdiget, daß er grade die auserse- hen hätte, mit ihm an dem großen Werke der Welt- beglückung zu arbeiten. Er dankt seinem Vater, für das herzliche und empfehlende seiner Lehre, wo- durch sie bey unbefangenen Menschen ganz unver- merkt so viel Eingang fand. Und wie oft mag er nicht im Stillen Gott für seine Wohlthaten gedankt haben, wenn er sich in der Einsamkeit mit seinem himmlischn Vater unterhielt. War es aber dem Erlöser ein so angenehmes Ge- die *) Matth. 11, 25. Luc. 10, 17-21.
XIV. Betrachtung. lichſten, wenn ſie bemerken, daß die Glückſeligkeitdes ganzen Menſchengeſchlechts auf eine vorzügliche Weiſe befördert wird. Dieſe Ausſicht erfüllte ihn mit ſo ſichtbarer und lebhafter Freude, daß er in Ge- genwart ſeiner Jünger in frohen Dank gegen Gott ausbrach: ich preiſe dich, Vater und Herr Him- mels und der Erden, daß du ſolches den Weiſen und Klugen verborgen haſt, und haſt es offenbaret den Unmündigen.*) Hier dankt er Gott mit gan- zer Beyſtimmung ſeines Herzens, daß er nicht den Weiſen und Gelehrten der damaligen Zeit die Ver- kündigung des Meßianiſchen Reichs aufgetragen, ſondern daß er ſeine ſchwache und niedrige Jünger die- ſes Auftrags gewürdiget, daß er grade die auserſe- hen hätte, mit ihm an dem großen Werke der Welt- beglückung zu arbeiten. Er dankt ſeinem Vater, für das herzliche und empfehlende ſeiner Lehre, wo- durch ſie bey unbefangenen Menſchen ganz unver- merkt ſo viel Eingang fand. Und wie oft mag er nicht im Stillen Gott für ſeine Wohlthaten gedankt haben, wenn er ſich in der Einſamkeit mit ſeinem himmliſchn Vater unterhielt. War es aber dem Erlöſer ein ſo angenehmes Ge- die *) Matth. 11, 25. Luc. 10, 17-21.
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XIV. Betrachtung.
lichſten, wenn ſie bemerken, daß die Glückſeligkeit
des ganzen Menſchengeſchlechts auf eine vorzügliche
Weiſe befördert wird. Dieſe Ausſicht erfüllte ihn
mit ſo ſichtbarer und lebhafter Freude, daß er in Ge-
genwart ſeiner Jünger in frohen Dank gegen Gott
ausbrach: ich preiſe dich, Vater und Herr Him-
mels und der Erden, daß du ſolches den Weiſen
und Klugen verborgen haſt, und haſt es offenbaret
den Unmündigen. *) Hier dankt er Gott mit gan-
zer Beyſtimmung ſeines Herzens, daß er nicht den
Weiſen und Gelehrten der damaligen Zeit die Ver-
kündigung des Meßianiſchen Reichs aufgetragen,
ſondern daß er ſeine ſchwache und niedrige Jünger die-
ſes Auftrags gewürdiget, daß er grade die auserſe-
hen hätte, mit ihm an dem großen Werke der Welt-
beglückung zu arbeiten. Er dankt ſeinem Vater,
für das herzliche und empfehlende ſeiner Lehre, wo-
durch ſie bey unbefangenen Menſchen ganz unver-
merkt ſo viel Eingang fand. Und wie oft mag er
nicht im Stillen Gott für ſeine Wohlthaten gedankt
haben, wenn er ſich in der Einſamkeit mit ſeinem
himmliſchn Vater unterhielt.
War es aber dem Erlöſer ein ſo angenehmes Ge-
ſchäft, Gott zu danken, daß er es nie, auch bey den
täglichen Veranlaſſungen, ſelbſt bey dem Genuſſe
der Nahrungsmittel nicht vergaß: wie viel mehr iſt
die
*) Matth. 11, 25. Luc. 10, 17-21.
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