Siebzehnte Betrachtung. Jesu Hochachtung für den öffentlichen Gottes- dienst.
Hebr. 10, 25.
Lasset uns nicht verlassen unsre Versammlungen.
So wie Jesus Christus Gott, seinen himmlischen Vater, durch sein ganzes Leben, durch alle seine Gesinnungen, Reden und Handlungen verehr- te: eben so nahm er auch an dem öffentlichen und äußerlichen Gottesdienste sehr gerne Antheil. Nie- mand wußte zwar besser, als er, daß der öffentliche Gottesdienst, daß alle heilige Gebräuche und Anstal- ten nur die äußere Schale der Religion ausmachen, und daß sinnliche religiöse Handlungen nichts weiter, als die Hülfsmittel sind, wodurch die wahre Tugend bey uns befördert und erhalten werden soll; nicht aber die Frömmigkeit selbst. Jhm war der äußere Gottesdienst nicht Hauptsache in der Religion, son- dern die besteht nach seinem eigenen Urtheile in der Anbetung Gottes im Geist und in der Wahrheit, in der Reinigkeit des Herzens, in der Unschuld des Le- bens und in der treuen gewissenhaften Ausübung al- ler unserer Pflichten. Jn dieser Rücksicht sagte er, wenn man ihn wegen menschenfreundlicher Thaten,
die
Siebzehnte Betrachtung. Jeſu Hochachtung für den öffentlichen Gottes- dienſt.
Hebr. 10, 25.
Laſſet uns nicht verlaſſen unſre Verſammlungen.
So wie Jeſus Chriſtus Gott, ſeinen himmliſchen Vater, durch ſein ganzes Leben, durch alle ſeine Geſinnungen, Reden und Handlungen verehr- te: eben ſo nahm er auch an dem öffentlichen und äußerlichen Gottesdienſte ſehr gerne Antheil. Nie- mand wußte zwar beſſer, als er, daß der öffentliche Gottesdienſt, daß alle heilige Gebräuche und Anſtal- ten nur die äußere Schale der Religion ausmachen, und daß ſinnliche religiöſe Handlungen nichts weiter, als die Hülfsmittel ſind, wodurch die wahre Tugend bey uns befördert und erhalten werden ſoll; nicht aber die Frömmigkeit ſelbſt. Jhm war der äußere Gottesdienſt nicht Hauptſache in der Religion, ſon- dern die beſteht nach ſeinem eigenen Urtheile in der Anbetung Gottes im Geiſt und in der Wahrheit, in der Reinigkeit des Herzens, in der Unſchuld des Le- bens und in der treuen gewiſſenhaften Ausübung al- ler unſerer Pflichten. Jn dieſer Rückſicht ſagte er, wenn man ihn wegen menſchenfreundlicher Thaten,
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Siebzehnte Betrachtung.
Jeſu Hochachtung für den öffentlichen Gottes-
dienſt.
Hebr. 10, 25.
Laſſet uns nicht verlaſſen unſre Verſammlungen.
So wie Jeſus Chriſtus Gott, ſeinen himmliſchen
Vater, durch ſein ganzes Leben, durch alle
ſeine Geſinnungen, Reden und Handlungen verehr-
te: eben ſo nahm er auch an dem öffentlichen und
äußerlichen Gottesdienſte ſehr gerne Antheil. Nie-
mand wußte zwar beſſer, als er, daß der öffentliche
Gottesdienſt, daß alle heilige Gebräuche und Anſtal-
ten nur die äußere Schale der Religion ausmachen,
und daß ſinnliche religiöſe Handlungen nichts weiter,
als die Hülfsmittel ſind, wodurch die wahre Tugend
bey uns befördert und erhalten werden ſoll; nicht
aber die Frömmigkeit ſelbſt. Jhm war der äußere
Gottesdienſt nicht Hauptſache in der Religion, ſon-
dern die beſteht nach ſeinem eigenen Urtheile in der
Anbetung Gottes im Geiſt und in der Wahrheit, in
der Reinigkeit des Herzens, in der Unſchuld des Le-
bens und in der treuen gewiſſenhaften Ausübung al-
ler unſerer Pflichten. Jn dieſer Rückſicht ſagte er,
wenn man ihn wegen menſchenfreundlicher Thaten,
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Cramer, Johann Friedrich Heinrich: Ueber die Nachahmung Jesu. Ein Erbauungsbuch für Christen. Dresden, 1792, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_nachahmung_1792/130>, abgerufen am 21.11.2024.
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