Cramer, Johann Friedrich Heinrich: Ueber die Nachahmung Jesu. Ein Erbauungsbuch für Christen. Dresden, 1792.XVII. Betrachtung. lig sind, die reines Herzens sind, denn sie werdenGott schauen!*) und dies bewahrte seine Unschuld. Mancher, der in Sünden alt und grau geworden war, und doch nicht an seine Besserung dachte, wur- de noch dadurch zum heilsamen Nachdenken, und zur schleunigen Sinnesänderung gebracht, indem ihm zu- gerufen wurde: es ist schon die Axt den Bäumen an die Wurzel gelegt, welcher Baum nicht gute Früch- te bringet, wird abgehauen, und ins Feuer gewor- fen.**) Oft sind die erbittertsten Feinde ausgesöhnt worden, indem sie bey dem Gottesdienste den Aus- spruch Jesu hörten: so ihr den Menschen ihre Feh- ler nicht vergebet, so wird euch euer himmlischer Va- ter eure Fehler auch nicht vergeben.***) Oft fällt al- so der Saame, der bey dem öffentlichen Gottesdienste ausgestreut wird, auf ein gut Land, und bringt ganz im Stillen viel schöne Früchte. Groß ist ferner der Nutzen des öffentlichen Gottesdienstes wegen des Trostes und der Beruhigung, die der Christ unter den Bekümmernissen des Lebens da findet. Oft kamst du, mein Christ, vielleicht voll Reue über dei- ne Sünden, oft mit nassen Augen, oft mit einem Herzen voll Sorge und Gram, in den Tempel des Herrn; und schon der gemeinschaftliche herzerhebende Gesang heiterte dein Gemüth auf, der Unterricht des göttlichen Worts war Balsam für deine verwundete Seele, *) Matth. 5, 8. **) Matth. 3, 10. ***) Matth. 6, 15.
XVII. Betrachtung. lig ſind, die reines Herzens ſind, denn ſie werdenGott ſchauen!*) und dies bewahrte ſeine Unſchuld. Mancher, der in Sünden alt und grau geworden war, und doch nicht an ſeine Beſſerung dachte, wur- de noch dadurch zum heilſamen Nachdenken, und zur ſchleunigen Sinnesänderung gebracht, indem ihm zu- gerufen wurde: es iſt ſchon die Axt den Bäumen an die Wurzel gelegt, welcher Baum nicht gute Früch- te bringet, wird abgehauen, und ins Feuer gewor- fen.**) Oft ſind die erbittertſten Feinde ausgeſöhnt worden, indem ſie bey dem Gottesdienſte den Aus- ſpruch Jeſu hörten: ſo ihr den Menſchen ihre Feh- ler nicht vergebet, ſo wird euch euer himmliſcher Va- ter eure Fehler auch nicht vergeben.***) Oft fällt al- ſo der Saame, der bey dem öffentlichen Gottesdienſte ausgeſtreut wird, auf ein gut Land, und bringt ganz im Stillen viel ſchöne Früchte. Groß iſt ferner der Nutzen des öffentlichen Gottesdienſtes wegen des Troſtes und der Beruhigung, die der Chriſt unter den Bekümmerniſſen des Lebens da findet. Oft kamſt du, mein Chriſt, vielleicht voll Reue über dei- ne Sünden, oft mit naſſen Augen, oft mit einem Herzen voll Sorge und Gram, in den Tempel des Herrn; und ſchon der gemeinſchaftliche herzerhebende Geſang heiterte dein Gemüth auf, der Unterricht des göttlichen Worts war Balſam für deine verwundete Seele, *) Matth. 5, 8. **) Matth. 3, 10. ***) Matth. 6, 15.
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XVII. Betrachtung.
lig ſind, die reines Herzens ſind, denn ſie werden
Gott ſchauen! *) und dies bewahrte ſeine Unſchuld.
Mancher, der in Sünden alt und grau geworden
war, und doch nicht an ſeine Beſſerung dachte, wur-
de noch dadurch zum heilſamen Nachdenken, und zur
ſchleunigen Sinnesänderung gebracht, indem ihm zu-
gerufen wurde: es iſt ſchon die Axt den Bäumen an
die Wurzel gelegt, welcher Baum nicht gute Früch-
te bringet, wird abgehauen, und ins Feuer gewor-
fen. **) Oft ſind die erbittertſten Feinde ausgeſöhnt
worden, indem ſie bey dem Gottesdienſte den Aus-
ſpruch Jeſu hörten: ſo ihr den Menſchen ihre Feh-
ler nicht vergebet, ſo wird euch euer himmliſcher Va-
ter eure Fehler auch nicht vergeben. ***) Oft fällt al-
ſo der Saame, der bey dem öffentlichen Gottesdienſte
ausgeſtreut wird, auf ein gut Land, und bringt ganz
im Stillen viel ſchöne Früchte. Groß iſt ferner der
Nutzen des öffentlichen Gottesdienſtes wegen des
Troſtes und der Beruhigung, die der Chriſt unter
den Bekümmerniſſen des Lebens da findet. Oft
kamſt du, mein Chriſt, vielleicht voll Reue über dei-
ne Sünden, oft mit naſſen Augen, oft mit einem
Herzen voll Sorge und Gram, in den Tempel des
Herrn; und ſchon der gemeinſchaftliche herzerhebende
Geſang heiterte dein Gemüth auf, der Unterricht des
göttlichen Worts war Balſam für deine verwundete
Seele,
*) Matth. 5, 8.
**) Matth. 3, 10.
***) Matth. 6, 15.
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