Machen nun deine Ermahnungen Eindruck, ent- schließen sie sich zur Besserung des Herzens und Le- bens; so biete ihnen die Hand, sey ihr Freund und Rathgeber, laß dein Beyspiel ihnen täglich Aufmun- terung seyn. Hat sich endlich einer von deinem Mit- brüdern gebessert, o rücke ihm seine vorigen Sünden nicht vor; denn es wäre die größte Lieblosigkeit, wenn du den kränken und verachten wolltest, über dessen Besserung sich Engel im Himmel und gute Menschen auf Erden erfreuen.
Gieb, daß ich nachsichtsvoll des Nächsten Fehle, So viel ich immer kann, der Welt verheele; Und wenn er fällt, auf mich, der ich noch stehe, Mit Vorsicht sehe! Hilf, daß ich ihn zu bessern trachte, Und seiner Seele Wohl recht theuer achte, Denn du hast selbst für mich in Todesbanden Viel ausgestanden.
Sechsundzwanzigste Betrachtung. Jesu nachsichtsvolle Beurtheilung der Fehler anderer Menschen.
1. Cor. 15, 4. 7.
Die Liebe ist langmüthig und freundlich, sie verträget al- les, sie duldet alles.
Nirgends sündigen die Menschen häufiger, nir- gends verläugnen sie auf eine mehr sichtbare
Art
L 4
XXVI. Betrachtung.
Machen nun deine Ermahnungen Eindruck, ent- ſchließen ſie ſich zur Beſſerung des Herzens und Le- bens; ſo biete ihnen die Hand, ſey ihr Freund und Rathgeber, laß dein Beyſpiel ihnen täglich Aufmun- terung ſeyn. Hat ſich endlich einer von deinem Mit- brüdern gebeſſert, o rücke ihm ſeine vorigen Sünden nicht vor; denn es wäre die größte Liebloſigkeit, wenn du den kränken und verachten wollteſt, über deſſen Beſſerung ſich Engel im Himmel und gute Menſchen auf Erden erfreuen.
Gieb, daß ich nachſichtsvoll des Nächſten Fehle, So viel ich immer kann, der Welt verheele; Und wenn er fällt, auf mich, der ich noch ſtehe, Mit Vorſicht ſehe! Hilf, daß ich ihn zu beſſern trachte, Und ſeiner Seele Wohl recht theuer achte, Denn du haſt ſelbſt für mich in Todesbanden Viel ausgeſtanden.
Sechsundzwanzigſte Betrachtung. Jeſu nachſichtsvolle Beurtheilung der Fehler anderer Menſchen.
1. Cor. 15, 4. 7.
Die Liebe iſt langmüthig und freundlich, ſie verträget al- les, ſie duldet alles.
Nirgends ſündigen die Menſchen häufiger, nir- gends verläugnen ſie auf eine mehr ſichtbare
Art
L 4
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XXVI. Betrachtung.
Machen nun deine Ermahnungen Eindruck, ent-
ſchließen ſie ſich zur Beſſerung des Herzens und Le-
bens; ſo biete ihnen die Hand, ſey ihr Freund und
Rathgeber, laß dein Beyſpiel ihnen täglich Aufmun-
terung ſeyn. Hat ſich endlich einer von deinem Mit-
brüdern gebeſſert, o rücke ihm ſeine vorigen Sünden
nicht vor; denn es wäre die größte Liebloſigkeit, wenn
du den kränken und verachten wollteſt, über deſſen
Beſſerung ſich Engel im Himmel und gute Menſchen
auf Erden erfreuen.
Gieb, daß ich nachſichtsvoll des Nächſten Fehle,
So viel ich immer kann, der Welt verheele;
Und wenn er fällt, auf mich, der ich noch ſtehe,
Mit Vorſicht ſehe!
Hilf, daß ich ihn zu beſſern trachte,
Und ſeiner Seele Wohl recht theuer achte,
Denn du haſt ſelbſt für mich in Todesbanden
Viel ausgeſtanden.
Sechsundzwanzigſte Betrachtung.
Jeſu nachſichtsvolle Beurtheilung der Fehler
anderer Menſchen.
1. Cor. 15, 4. 7.
Die Liebe iſt langmüthig und freundlich, ſie verträget al-
les, ſie duldet alles.
Nirgends ſündigen die Menſchen häufiger, nir-
gends verläugnen ſie auf eine mehr ſichtbare
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Cramer, Johann Friedrich Heinrich: Ueber die Nachahmung Jesu. Ein Erbauungsbuch für Christen. Dresden, 1792, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_nachahmung_1792/193>, abgerufen am 16.02.2025.
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