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Cramer, Johann Friedrich Heinrich: Ueber die Nachahmung Jesu. Ein Erbauungsbuch für Christen. Dresden, 1792.

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XXVIII. Betrachtung.
Konnte aber Jesus nicht allemal freygebig seyn, so
war er desto geschäftiger, in allen Fällen Gutes zu
stiften, allen Menschen zu dienen, Schaden und
Traurigkeit zu verhüten, Freude und Wohlergehn
zu befördern, und Jedermann durch seine Arbeitsam-
keit und Erfahrung, durch seinen Rath und Beystand
nützlich zu werden. Seine Wohlthätigkeit war die
gemeinnützigste, die edelste und wirksamste. Er kann-
te keinen andern Ruhm, als Gutes zu thun, und
strebte nach keinem andern Vorzuge, als nützlich zu
seyn; und das alles ohne Geräusch, immer auf die
bescheidenste großmüthigste Art. Alle seine Wunder,
die er in zahlreicher Menge verrichtete, waren sie nicht
große und schätzbare Wohlthaten? Gab er nicht den
Blinden ihr Gesicht, den Tauben ihr Gehör, den
Kranken ihre Gesundheit, den Wahnsinnigen den
Gebrauch ihrer Vernunft wieder? Erfreute er da-
durch nicht oft ganze Familien, verwandelte er da-
durch nicht recht häufig Traurigkeit in Freude, und
den bittersten Gram in frohe Zufriedenheit? Selbst
die Wunder waren wohlthätig, die einigen Schaden
anzurichten schienen; auch dann, wenn er einige. Thie-
re ins Meer stürzen ließ,*) befreyte er unglückliche
Menschen von der Raserey; und wenn er den Fei-
genbaum absterben ließ,**) belehrte er die Jünger von
seiner Macht, und stärkte ihren Glauben. Ueber-

nahm
*) Matth. 8, 31. 32.
**) Matth. 21, 19.

XXVIII. Betrachtung.
Konnte aber Jeſus nicht allemal freygebig ſeyn, ſo
war er deſto geſchäftiger, in allen Fällen Gutes zu
ſtiften, allen Menſchen zu dienen, Schaden und
Traurigkeit zu verhüten, Freude und Wohlergehn
zu befördern, und Jedermann durch ſeine Arbeitſam-
keit und Erfahrung, durch ſeinen Rath und Beyſtand
nützlich zu werden. Seine Wohlthätigkeit war die
gemeinnützigſte, die edelſte und wirkſamſte. Er kann-
te keinen andern Ruhm, als Gutes zu thun, und
ſtrebte nach keinem andern Vorzuge, als nützlich zu
ſeyn; und das alles ohne Geräuſch, immer auf die
beſcheidenſte großmüthigſte Art. Alle ſeine Wunder,
die er in zahlreicher Menge verrichtete, waren ſie nicht
große und ſchätzbare Wohlthaten? Gab er nicht den
Blinden ihr Geſicht, den Tauben ihr Gehör, den
Kranken ihre Geſundheit, den Wahnſinnigen den
Gebrauch ihrer Vernunft wieder? Erfreute er da-
durch nicht oft ganze Familien, verwandelte er da-
durch nicht recht häufig Traurigkeit in Freude, und
den bitterſten Gram in frohe Zufriedenheit? Selbſt
die Wunder waren wohlthätig, die einigen Schaden
anzurichten ſchienen; auch dann, wenn er einige. Thie-
re ins Meer ſtürzen ließ,*) befreyte er unglückliche
Menſchen von der Raſerey; und wenn er den Fei-
genbaum abſterben ließ,**) belehrte er die Jünger von
ſeiner Macht, und ſtärkte ihren Glauben. Ueber-

nahm
*) Matth. 8, 31. 32.
**) Matth. 21, 19.
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[180/0206] XXVIII. Betrachtung. Konnte aber Jeſus nicht allemal freygebig ſeyn, ſo war er deſto geſchäftiger, in allen Fällen Gutes zu ſtiften, allen Menſchen zu dienen, Schaden und Traurigkeit zu verhüten, Freude und Wohlergehn zu befördern, und Jedermann durch ſeine Arbeitſam- keit und Erfahrung, durch ſeinen Rath und Beyſtand nützlich zu werden. Seine Wohlthätigkeit war die gemeinnützigſte, die edelſte und wirkſamſte. Er kann- te keinen andern Ruhm, als Gutes zu thun, und ſtrebte nach keinem andern Vorzuge, als nützlich zu ſeyn; und das alles ohne Geräuſch, immer auf die beſcheidenſte großmüthigſte Art. Alle ſeine Wunder, die er in zahlreicher Menge verrichtete, waren ſie nicht große und ſchätzbare Wohlthaten? Gab er nicht den Blinden ihr Geſicht, den Tauben ihr Gehör, den Kranken ihre Geſundheit, den Wahnſinnigen den Gebrauch ihrer Vernunft wieder? Erfreute er da- durch nicht oft ganze Familien, verwandelte er da- durch nicht recht häufig Traurigkeit in Freude, und den bitterſten Gram in frohe Zufriedenheit? Selbſt die Wunder waren wohlthätig, die einigen Schaden anzurichten ſchienen; auch dann, wenn er einige. Thie- re ins Meer ſtürzen ließ, *) befreyte er unglückliche Menſchen von der Raſerey; und wenn er den Fei- genbaum abſterben ließ, **) belehrte er die Jünger von ſeiner Macht, und ſtärkte ihren Glauben. Ueber- nahm *) Matth. 8, 31. 32. **) Matth. 21, 19.

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Zitationshilfe: Cramer, Johann Friedrich Heinrich: Ueber die Nachahmung Jesu. Ein Erbauungsbuch für Christen. Dresden, 1792, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_nachahmung_1792/206>, abgerufen am 21.11.2024.