Laß dieses Willens stets mich freun, Daß ich ihn gern erfülle, Hilf mir, daß ich von Zeit zu Zeit An Einsicht und an Tüchtigkeit Zu meinen Pflichten wachse.
Neununddreyßigste Betrachtung. Jesu edles Gefühl für Ehre.
1. Cor. 9, 15.
Es wäre mir lieber, ich stürbe: denn daß mir jemand mei- nen Ruhm sollte zu nichte machen.
War Jesus gleich von allem Stolze und von aller Ehrsucht ganz entfernt; so zeigte er doch mehrmals ein edles Gefühl für wahre Ehre, und es war ihm gar nicht gleichgültig, was man von ihm urtheilte, und wie man ihn behandelte. Bey aller Gleichgültigkeit gegen das Staunen und den Beyfall der unverständigen Menge, wachte er doch mit der größten Zärtlichkeit über seinen guten Namen, und vertheidigte sich gegen boshafte Verläumdungen und Angriffe aufs nachdrücklichste; überall zeigte er eine edle Werthschätzung seiner selbst, und ein lebhaf- tes Gefühl von seinem eigenen Werthe, der so sehr von andern verkannt wurde. Nannten ihn die Ju- den einen Samariter, einen Unsinnigen, so sagte er
ihnen
XXXIX. Betrachtung.
Laß dieſes Willens ſtets mich freun, Daß ich ihn gern erfülle, Hilf mir, daß ich von Zeit zu Zeit An Einſicht und an Tüchtigkeit Zu meinen Pflichten wachſe.
Neununddreyßigſte Betrachtung. Jeſu edles Gefühl für Ehre.
1. Cor. 9, 15.
Es wäre mir lieber, ich ſtürbe: denn daß mir jemand mei- nen Ruhm ſollte zu nichte machen.
War Jeſus gleich von allem Stolze und von aller Ehrſucht ganz entfernt; ſo zeigte er doch mehrmals ein edles Gefühl für wahre Ehre, und es war ihm gar nicht gleichgültig, was man von ihm urtheilte, und wie man ihn behandelte. Bey aller Gleichgültigkeit gegen das Staunen und den Beyfall der unverſtändigen Menge, wachte er doch mit der größten Zärtlichkeit über ſeinen guten Namen, und vertheidigte ſich gegen boshafte Verläumdungen und Angriffe aufs nachdrücklichſte; überall zeigte er eine edle Werthſchätzung ſeiner ſelbſt, und ein lebhaf- tes Gefühl von ſeinem eigenen Werthe, der ſo ſehr von andern verkannt wurde. Nannten ihn die Ju- den einen Samariter, einen Unſinnigen, ſo ſagte er
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XXXIX. Betrachtung.
Laß dieſes Willens ſtets mich freun,
Daß ich ihn gern erfülle,
Hilf mir, daß ich von Zeit zu Zeit
An Einſicht und an Tüchtigkeit
Zu meinen Pflichten wachſe.
Neununddreyßigſte Betrachtung.
Jeſu edles Gefühl für Ehre.
1. Cor. 9, 15.
Es wäre mir lieber, ich ſtürbe: denn daß mir jemand mei-
nen Ruhm ſollte zu nichte machen.
War Jeſus gleich von allem Stolze und von aller
Ehrſucht ganz entfernt; ſo zeigte er doch
mehrmals ein edles Gefühl für wahre Ehre, und
es war ihm gar nicht gleichgültig, was man von ihm
urtheilte, und wie man ihn behandelte. Bey aller
Gleichgültigkeit gegen das Staunen und den Beyfall
der unverſtändigen Menge, wachte er doch mit der
größten Zärtlichkeit über ſeinen guten Namen, und
vertheidigte ſich gegen boshafte Verläumdungen und
Angriffe aufs nachdrücklichſte; überall zeigte er eine
edle Werthſchätzung ſeiner ſelbſt, und ein lebhaf-
tes Gefühl von ſeinem eigenen Werthe, der ſo ſehr
von andern verkannt wurde. Nannten ihn die Ju-
den einen Samariter, einen Unſinnigen, ſo ſagte er
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Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
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Cramer, Johann Friedrich Heinrich: Ueber die Nachahmung Jesu. Ein Erbauungsbuch für Christen. Dresden, 1792, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_nachahmung_1792/281>, abgerufen am 16.07.2024.
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