Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Cramer, Johann Friedrich Heinrich: Ueber die Nachahmung Jesu. Ein Erbauungsbuch für Christen. Dresden, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

XL. Betrachtung.
des Wohlstandes etwas zurücke gelegt hat. Daran
will ich oft denken, und so auf eine weise und ver-
nünftige Art für die Zukunft sorgen, ohne mich
durch strafbares Mistrauen an Gott zu versündigen.
Jch wills nicht machen, wie die Leichtsinnigen, die
nur für den gegenwärtigen Tag leben, und die sich
auf Gottes Fürsorge blindlings verlassen, ohne die
nöthigen Mittel zu ihrer Selbsterhaltung mit allem
Fleiße zu gebrauchen, ohne zu überlegen, wie es mit
ihnen in Zukunft werden soll. Nein, ich will mirs
oft vorsagen: es ist Weisheit, auf die künftigen Ta-
ge zu denken, vom gegenwärtigen Ueberflusse etwas
zurücke legen; es ist Hochachtung gegen Gott, seine
Gaben mit Mäßigung zu genießen, sie haushälterisch
einzutheilen, um in den künftigen Tagen nicht dar-
ben zu dürfen. Von nun an will ich also auch in
diesem Stücke als ein Nachfolger Jesu handeln, ich
will allen unnöthigen Aufwand meiden, ich will mich
vor der schädlichen Nachahmungssucht hüten, die be-
sonders in diesen Tagen so viele Menschen zu Thorhei-
ten verleitet, und zu Grunde richtet, ich will in kei-
nem Stücke über meinen Stand hinaus gehen. Leh-
re du mich selbst, o Gott, alle irdische Güter recht
schätzen und gut gebrauchen; laß mich als einen klu-
gen Haushalter deine Gaben gewissenhaft verwalten,
damit ich nie mein Gewissen weder mit den mißtraui-
schen Sorgen des Geizes, noch mit dem strafbaren

Leicht-

XL. Betrachtung.
des Wohlſtandes etwas zurücke gelegt hat. Daran
will ich oft denken, und ſo auf eine weiſe und ver-
nünftige Art für die Zukunft ſorgen, ohne mich
durch ſtrafbares Mistrauen an Gott zu verſündigen.
Jch wills nicht machen, wie die Leichtſinnigen, die
nur für den gegenwärtigen Tag leben, und die ſich
auf Gottes Fürſorge blindlings verlaſſen, ohne die
nöthigen Mittel zu ihrer Selbſterhaltung mit allem
Fleiße zu gebrauchen, ohne zu überlegen, wie es mit
ihnen in Zukunft werden ſoll. Nein, ich will mirs
oft vorſagen: es iſt Weisheit, auf die künftigen Ta-
ge zu denken, vom gegenwärtigen Ueberfluſſe etwas
zurücke legen; es iſt Hochachtung gegen Gott, ſeine
Gaben mit Mäßigung zu genießen, ſie haushälteriſch
einzutheilen, um in den künftigen Tagen nicht dar-
ben zu dürfen. Von nun an will ich alſo auch in
dieſem Stücke als ein Nachfolger Jeſu handeln, ich
will allen unnöthigen Aufwand meiden, ich will mich
vor der ſchädlichen Nachahmungsſucht hüten, die be-
ſonders in dieſen Tagen ſo viele Menſchen zu Thorhei-
ten verleitet, und zu Grunde richtet, ich will in kei-
nem Stücke über meinen Stand hinaus gehen. Leh-
re du mich ſelbſt, o Gott, alle irdiſche Güter recht
ſchätzen und gut gebrauchen; laß mich als einen klu-
gen Haushalter deine Gaben gewiſſenhaft verwalten,
damit ich nie mein Gewiſſen weder mit den mißtraui-
ſchen Sorgen des Geizes, noch mit dem ſtrafbaren

Leicht-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0292" n="266"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">XL.</hi> Betrachtung.</fw><lb/>
des Wohl&#x017F;tandes etwas zurücke gelegt hat. Daran<lb/>
will ich oft denken, und &#x017F;o auf eine wei&#x017F;e und ver-<lb/>
nünftige Art für die Zukunft &#x017F;orgen, ohne mich<lb/>
durch &#x017F;trafbares Mistrauen an Gott zu ver&#x017F;ündigen.<lb/>
Jch wills nicht machen, wie die Leicht&#x017F;innigen, die<lb/>
nur für den gegenwärtigen Tag leben, und die &#x017F;ich<lb/>
auf Gottes Für&#x017F;orge blindlings verla&#x017F;&#x017F;en, ohne die<lb/>
nöthigen Mittel zu ihrer Selb&#x017F;terhaltung mit allem<lb/>
Fleiße zu gebrauchen, ohne zu überlegen, wie es mit<lb/>
ihnen in Zukunft werden &#x017F;oll. Nein, ich will mirs<lb/>
oft vor&#x017F;agen: es i&#x017F;t Weisheit, auf die künftigen Ta-<lb/>
ge zu denken, vom gegenwärtigen Ueberflu&#x017F;&#x017F;e etwas<lb/>
zurücke legen; es i&#x017F;t Hochachtung gegen Gott, &#x017F;eine<lb/>
Gaben mit Mäßigung zu genießen, &#x017F;ie haushälteri&#x017F;ch<lb/>
einzutheilen, um in den künftigen Tagen nicht dar-<lb/>
ben zu dürfen. Von nun an will ich al&#x017F;o auch in<lb/>
die&#x017F;em Stücke als ein Nachfolger Je&#x017F;u handeln, ich<lb/>
will allen unnöthigen Aufwand meiden, ich will mich<lb/>
vor der &#x017F;chädlichen Nachahmungs&#x017F;ucht hüten, die be-<lb/>
&#x017F;onders in die&#x017F;en Tagen &#x017F;o viele Men&#x017F;chen zu Thorhei-<lb/>
ten verleitet, und zu Grunde richtet, ich will in kei-<lb/>
nem Stücke über meinen Stand hinaus gehen. Leh-<lb/>
re du mich &#x017F;elb&#x017F;t, o Gott, alle irdi&#x017F;che Güter recht<lb/>
&#x017F;chätzen und gut gebrauchen; laß mich als einen klu-<lb/>
gen Haushalter deine Gaben gewi&#x017F;&#x017F;enhaft verwalten,<lb/>
damit ich nie mein Gewi&#x017F;&#x017F;en weder mit den mißtraui-<lb/>
&#x017F;chen Sorgen des Geizes, noch mit dem &#x017F;trafbaren<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Leicht-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[266/0292] XL. Betrachtung. des Wohlſtandes etwas zurücke gelegt hat. Daran will ich oft denken, und ſo auf eine weiſe und ver- nünftige Art für die Zukunft ſorgen, ohne mich durch ſtrafbares Mistrauen an Gott zu verſündigen. Jch wills nicht machen, wie die Leichtſinnigen, die nur für den gegenwärtigen Tag leben, und die ſich auf Gottes Fürſorge blindlings verlaſſen, ohne die nöthigen Mittel zu ihrer Selbſterhaltung mit allem Fleiße zu gebrauchen, ohne zu überlegen, wie es mit ihnen in Zukunft werden ſoll. Nein, ich will mirs oft vorſagen: es iſt Weisheit, auf die künftigen Ta- ge zu denken, vom gegenwärtigen Ueberfluſſe etwas zurücke legen; es iſt Hochachtung gegen Gott, ſeine Gaben mit Mäßigung zu genießen, ſie haushälteriſch einzutheilen, um in den künftigen Tagen nicht dar- ben zu dürfen. Von nun an will ich alſo auch in dieſem Stücke als ein Nachfolger Jeſu handeln, ich will allen unnöthigen Aufwand meiden, ich will mich vor der ſchädlichen Nachahmungsſucht hüten, die be- ſonders in dieſen Tagen ſo viele Menſchen zu Thorhei- ten verleitet, und zu Grunde richtet, ich will in kei- nem Stücke über meinen Stand hinaus gehen. Leh- re du mich ſelbſt, o Gott, alle irdiſche Güter recht ſchätzen und gut gebrauchen; laß mich als einen klu- gen Haushalter deine Gaben gewiſſenhaft verwalten, damit ich nie mein Gewiſſen weder mit den mißtraui- ſchen Sorgen des Geizes, noch mit dem ſtrafbaren Leicht-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_nachahmung_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_nachahmung_1792/292
Zitationshilfe: Cramer, Johann Friedrich Heinrich: Ueber die Nachahmung Jesu. Ein Erbauungsbuch für Christen. Dresden, 1792, S. 266. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_nachahmung_1792/292>, abgerufen am 22.11.2024.