Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Cramer, Johann Friedrich Heinrich: Ueber die Nachahmung Jesu. Ein Erbauungsbuch für Christen. Dresden, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

XLIV. Betrachtung.
eben so thöricht als strafbar, wenn der Geistliche ei-
nen Staatsmann, der Staatsmann einen Geistli-
chen, wenn der Kaufmann einen Gelehrten und die-
ser einen Kaufmann vorstellen will. Denn wer sei-
nen rechtmäßigen Beruf verabsäumet, und sich mit
Nebendingen mehr abgiebt, der verräth eine sichtba-
re Unzufriedenheit mit seinem Stande und mit seiner
Lage in der Welt; der wird sein eignes ihm angewie-
senes Amt schlecht verwalten, und überall Unord-
nung und Verwirrung durch seine Schuld anrichten.
Ein solcher gehöret zu denen, von welchen Paulus
sagt: Wir hören, daß etliche unter euch unordent-
lich wandeln und arbeiten nichts, sondern treiben
Vorwitz. Solchen aber gebieten wir und ermahnen
sie durch unsern Herrn Jesum Christum, daß sie mit
stillem Wesen arbeiten und ihr eigen Brod essen.
*)
Willst du also ein recht nützliches brauchbares Mit-
glied der Gesellschaft werden, willst du den Posten,
auf welchen dich Gott hingestellt hat, recht würdig
verwalten, willst du recht treu und eifrig deine Pflicht
erfüllen, und so den Ruhm eines wahren christlichen
Arbeiters behaupten: so menge dich nicht in Dinge,
die außer deinem Wirkungskreise liegen, auch über-
nimm niemals solche Geschäfte, wozu du keine nähe-
re Verpflichtung, auch wohl keine Fähigkeit und Ge-
schicklichkeit hast. Du ziehst dir sonst eine doppelte

schwe-
*) 2 Thess. 3, 11. 12.
T

XLIV. Betrachtung.
eben ſo thöricht als ſtrafbar, wenn der Geiſtliche ei-
nen Staatsmann, der Staatsmann einen Geiſtli-
chen, wenn der Kaufmann einen Gelehrten und die-
ſer einen Kaufmann vorſtellen will. Denn wer ſei-
nen rechtmäßigen Beruf verabſäumet, und ſich mit
Nebendingen mehr abgiebt, der verräth eine ſichtba-
re Unzufriedenheit mit ſeinem Stande und mit ſeiner
Lage in der Welt; der wird ſein eignes ihm angewie-
ſenes Amt ſchlecht verwalten, und überall Unord-
nung und Verwirrung durch ſeine Schuld anrichten.
Ein ſolcher gehöret zu denen, von welchen Paulus
ſagt: Wir hören, daß etliche unter euch unordent-
lich wandeln und arbeiten nichts, ſondern treiben
Vorwitz. Solchen aber gebieten wir und ermahnen
ſie durch unſern Herrn Jeſum Chriſtum, daß ſie mit
ſtillem Weſen arbeiten und ihr eigen Brod eſſen.
*)
Willſt du alſo ein recht nützliches brauchbares Mit-
glied der Geſellſchaft werden, willſt du den Poſten,
auf welchen dich Gott hingeſtellt hat, recht würdig
verwalten, willſt du recht treu und eifrig deine Pflicht
erfüllen, und ſo den Ruhm eines wahren chriſtlichen
Arbeiters behaupten: ſo menge dich nicht in Dinge,
die außer deinem Wirkungskreiſe liegen, auch über-
nimm niemals ſolche Geſchäfte, wozu du keine nähe-
re Verpflichtung, auch wohl keine Fähigkeit und Ge-
ſchicklichkeit haſt. Du ziehſt dir ſonſt eine doppelte

ſchwe-
*) 2 Theſſ. 3, 11. 12.
T
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0315" n="289"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">XLIV.</hi> Betrachtung.</fw><lb/>
eben &#x017F;o thöricht als &#x017F;trafbar, wenn der Gei&#x017F;tliche ei-<lb/>
nen Staatsmann, der Staatsmann einen Gei&#x017F;tli-<lb/>
chen, wenn der Kaufmann einen Gelehrten und die-<lb/>
&#x017F;er einen Kaufmann vor&#x017F;tellen will. Denn wer &#x017F;ei-<lb/>
nen rechtmäßigen Beruf verab&#x017F;äumet, und &#x017F;ich mit<lb/>
Nebendingen mehr abgiebt, der verräth eine &#x017F;ichtba-<lb/>
re Unzufriedenheit mit &#x017F;einem Stande und mit &#x017F;einer<lb/>
Lage in der Welt; der wird &#x017F;ein eignes ihm angewie-<lb/>
&#x017F;enes Amt &#x017F;chlecht verwalten, und überall Unord-<lb/>
nung und Verwirrung durch &#x017F;eine Schuld anrichten.<lb/>
Ein &#x017F;olcher gehöret zu denen, von welchen Paulus<lb/>
&#x017F;agt: <hi rendition="#fr">Wir hören, daß etliche unter euch unordent-<lb/>
lich wandeln und arbeiten nichts, &#x017F;ondern treiben<lb/>
Vorwitz. Solchen aber gebieten wir und ermahnen<lb/>
&#x017F;ie durch un&#x017F;ern Herrn Je&#x017F;um Chri&#x017F;tum, daß &#x017F;ie mit<lb/>
&#x017F;tillem We&#x017F;en arbeiten und ihr eigen Brod e&#x017F;&#x017F;en.</hi><note place="foot" n="*)">2 The&#x017F;&#x017F;. 3, 11. 12.</note><lb/>
Will&#x017F;t du al&#x017F;o ein recht nützliches brauchbares Mit-<lb/>
glied der Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft werden, will&#x017F;t du den Po&#x017F;ten,<lb/>
auf welchen dich Gott hinge&#x017F;tellt hat, recht würdig<lb/>
verwalten, will&#x017F;t du recht treu und eifrig deine Pflicht<lb/>
erfüllen, und &#x017F;o den Ruhm eines wahren chri&#x017F;tlichen<lb/>
Arbeiters behaupten: &#x017F;o menge dich nicht in Dinge,<lb/>
die außer deinem Wirkungskrei&#x017F;e liegen, auch über-<lb/>
nimm niemals &#x017F;olche Ge&#x017F;chäfte, wozu du keine nähe-<lb/>
re Verpflichtung, auch wohl keine Fähigkeit und Ge-<lb/>
&#x017F;chicklichkeit ha&#x017F;t. Du zieh&#x017F;t dir &#x017F;on&#x017F;t eine doppelte<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">T</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;chwe-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[289/0315] XLIV. Betrachtung. eben ſo thöricht als ſtrafbar, wenn der Geiſtliche ei- nen Staatsmann, der Staatsmann einen Geiſtli- chen, wenn der Kaufmann einen Gelehrten und die- ſer einen Kaufmann vorſtellen will. Denn wer ſei- nen rechtmäßigen Beruf verabſäumet, und ſich mit Nebendingen mehr abgiebt, der verräth eine ſichtba- re Unzufriedenheit mit ſeinem Stande und mit ſeiner Lage in der Welt; der wird ſein eignes ihm angewie- ſenes Amt ſchlecht verwalten, und überall Unord- nung und Verwirrung durch ſeine Schuld anrichten. Ein ſolcher gehöret zu denen, von welchen Paulus ſagt: Wir hören, daß etliche unter euch unordent- lich wandeln und arbeiten nichts, ſondern treiben Vorwitz. Solchen aber gebieten wir und ermahnen ſie durch unſern Herrn Jeſum Chriſtum, daß ſie mit ſtillem Weſen arbeiten und ihr eigen Brod eſſen. *) Willſt du alſo ein recht nützliches brauchbares Mit- glied der Geſellſchaft werden, willſt du den Poſten, auf welchen dich Gott hingeſtellt hat, recht würdig verwalten, willſt du recht treu und eifrig deine Pflicht erfüllen, und ſo den Ruhm eines wahren chriſtlichen Arbeiters behaupten: ſo menge dich nicht in Dinge, die außer deinem Wirkungskreiſe liegen, auch über- nimm niemals ſolche Geſchäfte, wozu du keine nähe- re Verpflichtung, auch wohl keine Fähigkeit und Ge- ſchicklichkeit haſt. Du ziehſt dir ſonſt eine doppelte ſchwe- *) 2 Theſſ. 3, 11. 12. T

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_nachahmung_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_nachahmung_1792/315
Zitationshilfe: Cramer, Johann Friedrich Heinrich: Ueber die Nachahmung Jesu. Ein Erbauungsbuch für Christen. Dresden, 1792, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_nachahmung_1792/315>, abgerufen am 16.07.2024.