Funfzigste Betrachtung. Jesus als Kind gegen seine Eltern.
Ephes 6, 1.
Jhr Kinder seyd gehorsam euern Eltern, denn das ist billig.
Schon in der Kindheit und frühen Jugend war Jesus so gut, so fromm, daß er andern zum Muster aufgestellt und zur Nachahmung empfohlen werden konnte. Denn ob er gleich im zwölften Le- bensjahre mit seiner künftigen Bestimmung bekannt zu seyn schien, indem er das Zurückbleiben im Tem- pel damit entschuldigte: Wisset ihr nicht, daß ich seyn muß in dem, das meines Vaters ist,*) so entzog er sich doch im geringsten nicht den Verhältnissen, in welchen er als Kind mit seinen Eltern stund, da er von Jedermann, wiewohl fälschlich, für den Sohn Josephs gehalten wurde. Von ihm sagt sein Geschicht- schreiber Lukas, nachdem er dessen ersten Aufenthalt in Jerusalem erzählt hatte: Er gieng mit seinen El- tern hinab gen Nazareth, und war ihnen untet- than.**) Dieses wird bemerkt, damit man nicht glauben möchte, Jesus habe schon als Kind blos nach seinem Willen gelebt, und habe seine Eltern nicht geachtet. Nein? Er, der dieses nicht nöthig zu ha-
ben
*) Luc. 2, 49.
**) Luc. 2, 51.
X 4
Funfzigſte Betrachtung. Jeſus als Kind gegen ſeine Eltern.
Epheſ 6, 1.
Jhr Kinder ſeyd gehorſam euern Eltern, denn das iſt billig.
Schon in der Kindheit und frühen Jugend war Jeſus ſo gut, ſo fromm, daß er andern zum Muſter aufgeſtellt und zur Nachahmung empfohlen werden konnte. Denn ob er gleich im zwölften Le- bensjahre mit ſeiner künftigen Beſtimmung bekannt zu ſeyn ſchien, indem er das Zurückbleiben im Tem- pel damit entſchuldigte: Wiſſet ihr nicht, daß ich ſeyn muß in dem, das meines Vaters iſt,*) ſo entzog er ſich doch im geringſten nicht den Verhältniſſen, in welchen er als Kind mit ſeinen Eltern ſtund, da er von Jedermann, wiewohl fälſchlich, für den Sohn Joſephs gehalten wurde. Von ihm ſagt ſein Geſchicht- ſchreiber Lukas, nachdem er deſſen erſten Aufenthalt in Jeruſalem erzählt hatte: Er gieng mit ſeinen El- tern hinab gen Nazareth, und war ihnen untet- than.**) Dieſes wird bemerkt, damit man nicht glauben möchte, Jeſus habe ſchon als Kind blos nach ſeinem Willen gelebt, und habe ſeine Eltern nicht geachtet. Nein? Er, der dieſes nicht nöthig zu ha-
ben
*) Luc. 2, 49.
**) Luc. 2, 51.
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Funfzigſte Betrachtung.
Jeſus als Kind gegen ſeine Eltern.
Epheſ 6, 1.
Jhr Kinder ſeyd gehorſam euern Eltern, denn das iſt billig.
Schon in der Kindheit und frühen Jugend war
Jeſus ſo gut, ſo fromm, daß er andern zum
Muſter aufgeſtellt und zur Nachahmung empfohlen
werden konnte. Denn ob er gleich im zwölften Le-
bensjahre mit ſeiner künftigen Beſtimmung bekannt
zu ſeyn ſchien, indem er das Zurückbleiben im Tem-
pel damit entſchuldigte: Wiſſet ihr nicht, daß ich ſeyn
muß in dem, das meines Vaters iſt, *) ſo entzog er
ſich doch im geringſten nicht den Verhältniſſen, in
welchen er als Kind mit ſeinen Eltern ſtund, da er
von Jedermann, wiewohl fälſchlich, für den Sohn
Joſephs gehalten wurde. Von ihm ſagt ſein Geſchicht-
ſchreiber Lukas, nachdem er deſſen erſten Aufenthalt
in Jeruſalem erzählt hatte: Er gieng mit ſeinen El-
tern hinab gen Nazareth, und war ihnen untet-
than. **) Dieſes wird bemerkt, damit man nicht
glauben möchte, Jeſus habe ſchon als Kind blos nach
ſeinem Willen gelebt, und habe ſeine Eltern nicht
geachtet. Nein? Er, der dieſes nicht nöthig zu ha-
ben
*) Luc. 2, 49.
**) Luc. 2, 51.
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Cramer, Johann Friedrich Heinrich: Ueber die Nachahmung Jesu. Ein Erbauungsbuch für Christen. Dresden, 1792, S. 327. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_nachahmung_1792/353>, abgerufen am 24.11.2024.
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