Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Crüger, Peter: Cupediæ Astrosophicæ. Breslau, 1631.

Bild:
<< vorherige Seite

he neben der Sonnen stehen. Anno 1547/ als Johann Friedrich Churfüst
zu Sachsen/ vom Keyser Carolo V. geschlagen vnnd gefangen wurde/ ist die
Sonn etliche tage zuvorn/ vnd auch noch desselben tags tunckel vnd blutroth ge
sehen worden/ nicht allein in Hoch Deutschlandt/ sondern auch in den Nieder-
landen. Beutherus continuatione Sleidani lib. 30. Cornel. Gemma lib. 1.
Cosmocrit. cap.
8. Andere schreiben/ das es auch also in Franckreich vnd En-
gellandt gesehen worden. Dergleichen verfärbung der Sonnen ist gesehen An-
no
1571/ da die grosse Meerschlacht zwischen dem Türcken vnd den Christlichen
bundgenossen bey Lepante geschahe. Beuterus. Vnd schreibt Gemma die ver-
tunckelung Anno 1547 sey so starck gewesen/ das man auch bey tag habe kön-
nen etliche Sternen sehen. Nun ist damals keine Finsterniß der Sonnen ge-
wesen: So muß es entweder ein vbernatürlich Wunderwerck gewesen sein/ oder
aber eine materia, die sich für die Sonne gesetzt. Jsts eine materia gewesen/ so
muß sie nicht hienieden in der Lufft geschwebt haben/ (weil sie die Sonn vertun-
ckelt/ vnd doch nicht die Sternen) sondern hoch im Himmel/ weit vber den
Mond. Herr Kepplerus in Opticis pag. 259. suspiciret. es werde vielleicht
eine dünne ausgebreitete materia Cometica gewesen sein. Jch zweifele dran/
weil ich nicht dafür halte/ das vor erscheinung eines Cometen die materia lang
samer weise aneinander gesamlet werde/ sondern halts dafür das Gott den Co-
meten/ wenn er den wil erscheinen lassen/ mit einst coagulire: Zu dem ist kein
Comet darauff erfolget/ biß Anno 1554. Nach verschwindung eines Come-
ten halt ichs auch dafür/ das materia (weil sie/ wie gesagt/ wie auch Kepplerus
selbs statuiret, von der Sonnen durch den Schwantz zertrieben vnd zerstrewet
wirdt) gentzlich in die principia, darauß sie genommen/ nemlich in die subtile
himmels materiam, resolviret sey. Doch wil ich anderer Gelarter Leute phi-
losophiam
hierüber auch gern hören.

So sage ich nun von wirckung der Cometen beym Gewitter/ das weil jhre
kräffte von der Sonnen dahinaus getrieben werden/ da der Schwantz hingestre-
cket/ vnd aber der Schwantz mehrentheils in den Himmel gestreckt/ gar selten
aber die Lufft berühret/ so könne er auch zum Gewitter wenig oder nichts helf-
fen. Das bißweilen auff Cometen vngewöhnliche Gewitter erfolget/ erachte
ich/ das sie derselben nicht ein vrsach/ causa efficiens, sondern praenuncia signa
gewesen sein. Bitte aber die Philosophos vnd gelahrte Astrologos, sie wollen
der Kunst zum besten mir hierüber jhr bedencken mittheilen.

II.
War-
N iij

he neben der Sonnen ſtehen. Anno 1547/ als Johann Friedrich Churfuͤſt
zu Sachſen/ vom Keyſer Carolo V. geſchlagen vnnd gefangen wurde/ iſt die
Sonn etliche tage zuvorn/ vnd auch noch deſſelben tags tunckel vnd blutroth ge
ſehen worden/ nicht allein in Hoch Deutſchlandt/ ſondern auch in den Nieder-
landen. Beutherus continuatione Sleidani lib. 30. Cornel. Gemma lib. 1.
Coſmocrit. cap.
8. Andere ſchreiben/ das es auch alſo in Franckreich vnd En-
gellandt geſehen worden. Dergleichen verfaͤrbung der Sonnen iſt geſehen An-
no
1571/ da die groſſe Meerſchlacht zwiſchen dem Tuͤrcken vnd den Chriſtlichẽ
bundgenoſſen bey Lepante geſchahe. Beuterus. Vnd ſchreibt Gemma die ver-
tunckelung Anno 1547 ſey ſo ſtarck geweſen/ das man auch bey tag habe koͤn-
nen etliche Sternen ſehen. Nun iſt damals keine Finſterniß der Sonnen ge-
weſen: So muß es entweder ein vbernatuͤrlich Wunderwerck geweſen ſein/ oder
aber eine materia, die ſich fuͤr die Sonne geſetzt. Jſts eine materia geweſen/ ſo
muß ſie nicht hienieden in der Lufft geſchwebt haben/ (weil ſie die Sonn vertun-
ckelt/ vnd doch nicht die Sternen) ſondern hoch im Himmel/ weit vber den
Mond. Herr Kepplerus in Opticis pag. 259. ſuſpiciret. es werde vielleicht
eine duͤnne ausgebreitete materia Cometica geweſen ſein. Jch zweifele dran/
weil ich nicht dafuͤr halte/ das vor erſcheinung eines Cometen die materia lang
ſamer weiſe aneinander geſamlet werde/ ſondern halts dafuͤr das Gott den Co-
meten/ wenn er den wil erſcheinen laſſen/ mit einſt coagulire: Zu dem iſt kein
Comet darauff erfolget/ biß Anno 1554. Nach verſchwindung eines Come-
ten halt ichs auch dafuͤr/ das materia (weil ſie/ wie geſagt/ wie auch Kepplerus
ſelbs ſtatuiret, von der Sonnen durch den Schwantz zertrieben vnd zerſtrewet
wirdt) gentzlich in die principia, darauß ſie genommen/ nemlich in die ſubtile
himmels materiam, reſolviret ſey. Doch wil ich anderer Gelarter Leute phi-
loſophiam
hieruͤber auch gern hoͤren.

So ſage ich nun von wirckung der Cometen beym Gewitter/ das weil jhre
kraͤffte von der Sonnen dahinaus getrieben werden/ da der Schwantz hingeſtre-
cket/ vnd aber der Schwantz mehrentheils in den Himmel geſtreckt/ gar ſelten
aber die Lufft beruͤhret/ ſo koͤnne er auch zum Gewitter wenig oder nichts helf-
fen. Das bißweilen auff Cometen vngewoͤhnliche Gewitter erfolget/ erachte
ich/ das ſie derſelben nicht ein vrſach/ cauſa efficiens, ſondern prænuncia ſigna
geweſen ſein. Bitte aber die Philoſophos vnd gelahrte Aſtrologos, ſie wollen
der Kunſt zum beſten mir hieruͤber jhr bedencken mittheilen.

II.
War-
N iij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0119"/>
he neben der Sonnen &#x017F;tehen. <hi rendition="#aq">Anno</hi> 1547/ als Johann Friedrich Churfu&#x0364;&#x017F;t<lb/>
zu Sach&#x017F;en/ vom Key&#x017F;er <hi rendition="#aq">Carolo V.</hi> ge&#x017F;chlagen vnnd gefangen wurde/ i&#x017F;t die<lb/>
Sonn etliche tage zuvorn/ vnd auch noch de&#x017F;&#x017F;elben tags tunckel vnd blutroth ge<lb/>
&#x017F;ehen worden/ nicht allein in Hoch Deut&#x017F;chlandt/ &#x017F;ondern auch in den Nieder-<lb/>
landen. <hi rendition="#aq">Beutherus continuatione Sleidani lib. 30. Cornel. Gemma lib. 1.<lb/>
Co&#x017F;mocrit. cap.</hi> 8. Andere &#x017F;chreiben/ das es auch al&#x017F;o in Franckreich vnd En-<lb/>
gellandt ge&#x017F;ehen worden. Dergleichen verfa&#x0364;rbung der Sonnen i&#x017F;t ge&#x017F;ehen <hi rendition="#aq">An-<lb/>
no</hi> 1571/ da die gro&#x017F;&#x017F;e Meer&#x017F;chlacht zwi&#x017F;chen dem Tu&#x0364;rcken vnd den Chri&#x017F;tliche&#x0303;<lb/>
bundgeno&#x017F;&#x017F;en bey <hi rendition="#aq">Lepante</hi> ge&#x017F;chahe. <hi rendition="#aq">Beuterus.</hi> Vnd &#x017F;chreibt <hi rendition="#aq">Gemma</hi> die ver-<lb/>
tunckelung <hi rendition="#aq">Anno</hi> 1547 &#x017F;ey &#x017F;o &#x017F;tarck gewe&#x017F;en/ das man auch bey tag habe ko&#x0364;n-<lb/>
nen etliche Sternen &#x017F;ehen. Nun i&#x017F;t damals keine Fin&#x017F;terniß der Sonnen ge-<lb/>
we&#x017F;en: So muß es entweder ein vbernatu&#x0364;rlich Wunderwerck gewe&#x017F;en &#x017F;ein/ oder<lb/>
aber eine <hi rendition="#aq">materia,</hi> die &#x017F;ich fu&#x0364;r die Sonne ge&#x017F;etzt. J&#x017F;ts eine <hi rendition="#aq">materia</hi> gewe&#x017F;en/ &#x017F;o<lb/>
muß &#x017F;ie nicht hienieden in der Lufft ge&#x017F;chwebt haben/ (weil &#x017F;ie die Sonn vertun-<lb/>
ckelt/ vnd doch nicht die Sternen) &#x017F;ondern hoch im Himmel/ weit vber den<lb/>
Mond. Herr <hi rendition="#aq">Kepplerus in Opticis pag. 259. &#x017F;u&#x017F;piciret.</hi> es werde vielleicht<lb/>
eine du&#x0364;nne ausgebreitete <hi rendition="#aq">materia Cometica</hi> gewe&#x017F;en &#x017F;ein. Jch zweifele dran/<lb/>
weil ich nicht dafu&#x0364;r halte/ das vor er&#x017F;cheinung eines Cometen die <hi rendition="#aq">materia</hi> lang<lb/>
&#x017F;amer wei&#x017F;e aneinander ge&#x017F;amlet werde/ &#x017F;ondern halts dafu&#x0364;r das Gott den Co-<lb/>
meten/ wenn er den wil er&#x017F;cheinen la&#x017F;&#x017F;en/ mit ein&#x017F;t <hi rendition="#aq">coagulire:</hi> Zu dem i&#x017F;t kein<lb/>
Comet darauff erfolget/ biß <hi rendition="#aq">Anno</hi> 1554. Nach ver&#x017F;chwindung eines Come-<lb/>
ten halt ichs auch dafu&#x0364;r/ das <hi rendition="#aq">materia</hi> (weil &#x017F;ie/ wie ge&#x017F;agt/ wie auch <hi rendition="#aq">Kepplerus</hi><lb/>
&#x017F;elbs <hi rendition="#aq">&#x017F;tatuiret,</hi> von der Sonnen durch den Schwantz zertrieben vnd zer&#x017F;trewet<lb/>
wirdt) gentzlich in die <hi rendition="#aq">principia,</hi> darauß &#x017F;ie genommen/ nemlich in die &#x017F;ubtile<lb/>
himmels <hi rendition="#aq">materiam, re&#x017F;olviret</hi> &#x017F;ey. Doch wil ich anderer Gelarter Leute <hi rendition="#aq">phi-<lb/>
lo&#x017F;ophiam</hi> hieru&#x0364;ber auch gern ho&#x0364;ren.</p><lb/>
          <p>So &#x017F;age ich nun von wirckung der Cometen beym Gewitter/ das weil jhre<lb/>
kra&#x0364;ffte von der Sonnen dahinaus getrieben werden/ da der Schwantz hinge&#x017F;tre-<lb/>
cket/ vnd aber der Schwantz mehrentheils in den Himmel ge&#x017F;treckt/ gar &#x017F;elten<lb/>
aber die Lufft beru&#x0364;hret/ &#x017F;o ko&#x0364;nne er auch zum Gewitter wenig oder nichts helf-<lb/>
fen. Das bißweilen auff Cometen vngewo&#x0364;hnliche Gewitter erfolget/ erachte<lb/>
ich/ das &#x017F;ie der&#x017F;elben nicht ein vr&#x017F;ach/ <hi rendition="#aq">cau&#x017F;a efficiens,</hi> &#x017F;ondern <hi rendition="#aq">prænuncia &#x017F;igna</hi><lb/>
gewe&#x017F;en &#x017F;ein. Bitte aber die <hi rendition="#aq">Philo&#x017F;ophos</hi> vnd gelahrte <hi rendition="#aq">A&#x017F;trologos,</hi> &#x017F;ie wollen<lb/>
der Kun&#x017F;t zum be&#x017F;ten mir hieru&#x0364;ber jhr bedencken mittheilen.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#aq">II.</hi> </hi> </head>
        </div><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig"> <hi rendition="#b">N iij</hi> </fw>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">War-</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0119] he neben der Sonnen ſtehen. Anno 1547/ als Johann Friedrich Churfuͤſt zu Sachſen/ vom Keyſer Carolo V. geſchlagen vnnd gefangen wurde/ iſt die Sonn etliche tage zuvorn/ vnd auch noch deſſelben tags tunckel vnd blutroth ge ſehen worden/ nicht allein in Hoch Deutſchlandt/ ſondern auch in den Nieder- landen. Beutherus continuatione Sleidani lib. 30. Cornel. Gemma lib. 1. Coſmocrit. cap. 8. Andere ſchreiben/ das es auch alſo in Franckreich vnd En- gellandt geſehen worden. Dergleichen verfaͤrbung der Sonnen iſt geſehen An- no 1571/ da die groſſe Meerſchlacht zwiſchen dem Tuͤrcken vnd den Chriſtlichẽ bundgenoſſen bey Lepante geſchahe. Beuterus. Vnd ſchreibt Gemma die ver- tunckelung Anno 1547 ſey ſo ſtarck geweſen/ das man auch bey tag habe koͤn- nen etliche Sternen ſehen. Nun iſt damals keine Finſterniß der Sonnen ge- weſen: So muß es entweder ein vbernatuͤrlich Wunderwerck geweſen ſein/ oder aber eine materia, die ſich fuͤr die Sonne geſetzt. Jſts eine materia geweſen/ ſo muß ſie nicht hienieden in der Lufft geſchwebt haben/ (weil ſie die Sonn vertun- ckelt/ vnd doch nicht die Sternen) ſondern hoch im Himmel/ weit vber den Mond. Herr Kepplerus in Opticis pag. 259. ſuſpiciret. es werde vielleicht eine duͤnne ausgebreitete materia Cometica geweſen ſein. Jch zweifele dran/ weil ich nicht dafuͤr halte/ das vor erſcheinung eines Cometen die materia lang ſamer weiſe aneinander geſamlet werde/ ſondern halts dafuͤr das Gott den Co- meten/ wenn er den wil erſcheinen laſſen/ mit einſt coagulire: Zu dem iſt kein Comet darauff erfolget/ biß Anno 1554. Nach verſchwindung eines Come- ten halt ichs auch dafuͤr/ das materia (weil ſie/ wie geſagt/ wie auch Kepplerus ſelbs ſtatuiret, von der Sonnen durch den Schwantz zertrieben vnd zerſtrewet wirdt) gentzlich in die principia, darauß ſie genommen/ nemlich in die ſubtile himmels materiam, reſolviret ſey. Doch wil ich anderer Gelarter Leute phi- loſophiam hieruͤber auch gern hoͤren. So ſage ich nun von wirckung der Cometen beym Gewitter/ das weil jhre kraͤffte von der Sonnen dahinaus getrieben werden/ da der Schwantz hingeſtre- cket/ vnd aber der Schwantz mehrentheils in den Himmel geſtreckt/ gar ſelten aber die Lufft beruͤhret/ ſo koͤnne er auch zum Gewitter wenig oder nichts helf- fen. Das bißweilen auff Cometen vngewoͤhnliche Gewitter erfolget/ erachte ich/ das ſie derſelben nicht ein vrſach/ cauſa efficiens, ſondern prænuncia ſigna geweſen ſein. Bitte aber die Philoſophos vnd gelahrte Aſtrologos, ſie wollen der Kunſt zum beſten mir hieruͤber jhr bedencken mittheilen. II. War- N iij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/crueger_cupediae_1631
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/crueger_cupediae_1631/119
Zitationshilfe: Crüger, Peter: Cupediæ Astrosophicæ. Breslau, 1631, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/crueger_cupediae_1631/119>, abgerufen am 21.11.2024.