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Crüger, Peter: Cupediæ Astrosophicæ. Breslau, 1631.

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stram projicitur, der zur linckenwerts hinscheinet/ seeundum s. s. Dieses bey-
des kan geschehen per */ vnd auch . Es ist aber meines erachtens die di-
stinctio Aspectuum in dextros & sinistros
nichts nütze. Denn in betrach-
tung der Wirckung deß Himmels/ siehet man nicht (oder ja sol man nicht se-
hen) auff die Planeten/ wie dieselben gegen einander leuchten/ Sondern mit
was Harmoney sie miteinander herunder leuchten/ quanam radiationis har-
monia terram aut sublunaria feriant.
Vnd ist das Wörtlein Aspectus nicht
auff die Planeten gegeneinander zu ziehen (obs gleich recepta loquendi for-
ma Astrologica
so gebraucht wird) sondern auff die vntere Welt/ quam radiis
configuratis. h. e. ad figuram aliquam Geometricam regularem circulo in-
scriptam compositis aspiciunt, unde Aspectus dicitur:
Als wenn ein Pla-
net in principio were/ ein ander Stern in principio / welche also mit-
einander jhre stralen herunder auff die Erde (tanquam centrum vel locum
centro proximnm
) würffen/ vnd jemand jhm eine Lini einbildet von einem
Stern zum andern/ so ist dieselbe Lini eine Seite eines regulirten oder gleichsei-
tigen Sechseckes/ dessen alle ecken den Zirckel/ nemlich den Zodiacum, berühren.
Vnd eine solche harmoniam der Himlischen Liechtstralen/ so offt sie geschicht/
empfindet die vntere Welt occulto quodam contactu, wie ich vorm Jahr be-
richtet. Das hab ich von Kepplero gelernet/ vnd danck jhm dafür.

IV.
Weil der Erdboden so wol als der Himmel mit seinen Zir-
ckeln vnnd dero
Polis vnderschieden/ Ob dann auch deß Erdbodens
Circuli, wie deß Himmels/ nur eingebildete sachen vnd außerhalb solchen im
verstand gefaßten Concepten nichts sind/ oder ob sie quid reale sind/ vnd
jhre stellen vnd grentzen nicht allein artificiose, sondern
auch natürlich zu erkennen?

WEr Astronomiam vnd Geographiam studiren wil/ der muß jhm in beyden
Künsten gewisse Circulos, axes, polos, in seinen verstandt einbilden/
durch welche so wol der Himmel/ als der Erdboden distinguiret, abgezirckelt vnd
abgemessen wird. Dieselben Zirckel sind im Himmel zwar nicht selbstendig (dz
ich also reden mag) sondern man erlernet vnd begreifft dadurch die bewegung
der Sternen. Vnd ist mit solchen Zirckeln fast also beschaffen/ wie mit den Com
paßstrichen auff dem Meer/ da ein erfahrner Schipper zu richtiger fortstellung
seines Cursus bey gutem Winde seinen gewißen Compaßstrich helt/ Welcher
Compaßstrich doch an sich selbs oben auff dem Wasser (ausser deß Schip-

pers

ſtram projicitur, der zur linckenwerts hinſcheinet/ ſeeundum ſ. ſ. Dieſes bey-
des kan geſchehen per */ ☐ vnd auch ☍. Es iſt aber meines erachtens die di-
ſtinctio Aſpectuum in dextros & ſiniſtros
nichts nuͤtze. Denn in betrach-
tung der Wirckung deß Himmels/ ſiehet man nicht (oder ja ſol man nicht ſe-
hen) auff die Planeten/ wie dieſelben gegen einander leuchten/ Sondern mit
was Harmoney ſie miteinander herunder leuchten/ quanam radiationis har-
monia terram aut ſublunaria feriant.
Vnd iſt das Woͤrtlein Aſpectus nicht
auff die Planeten gegeneinander zu ziehen (obs gleich recepta loquendi for-
mâ Aſtrologicâ
ſo gebraucht wird) ſondern auff die vntere Welt/ quam radiis
configuratis. h. e. ad figuram aliquam Geometricam regularem circulo in-
ſcriptam compoſitis aſpiciunt, unde Aſpectus dicitur:
Als wenn ein Pla-
net in principio ♈ were/ ein ander Stern in principio ♊/ welche alſo mit-
einander jhre ſtralen herunder auff die Erde (tanquam centrum vel locum
centro proximnm
) wuͤrffen/ vnd jemand jhm eine Lini einbildet von einem
Stern zum andern/ ſo iſt dieſelbe Lini eine Seite eines regulirten oder gleichſei-
tigen Sechseckes/ deſſen alle eckẽ den Zirckel/ nemlich den Zodiacum, beruͤhren.
Vnd eine ſolche harmoniam der Himliſchen Liechtſtralen/ ſo offt ſie geſchicht/
empfindet die vntere Welt occulto quodam contactu, wie ich vorm Jahr be-
richtet. Das hab ich von Kepplero gelernet/ vnd danck jhm dafuͤr.

IV.
Weil der Erdboden ſo wol als der Him̃el mit ſeinen Zir-
ckeln vnnd dero
Polis vnderſchieden/ Ob dann auch deß Erdbodens
Circuli, wie deß Himmels/ nur eingebildete ſachen vnd außerhalb ſolchen im
verſtand gefaßten Concepten nichts ſind/ oder ob ſie quid reale ſind/ vnd
jhre ſtellen vnd grentzen nicht allein artificiosè, ſondern
auch natuͤrlich zu erkennen?

WEr Aſtronomiam vñ Geographiam ſtudiren wil/ der muß jhm in beyden
Kuͤnſten gewiſſe Circulos, axes, polos, in ſeinen verſtandt einbilden/
durch welche ſo wol der Himmel/ als der Erdboden diſtinguiret, abgezirckelt vñ
abgemeſſen wird. Dieſelben Zirckel ſind im Himmel zwar nicht ſelbſtendig (dz
ich alſo reden mag) ſondern man erlernet vnd begreifft dadurch die bewegung
der Sternen. Vnd iſt mit ſolchen Zirckeln faſt alſo beſchaffen/ wie mit den Com
paßſtrichen auff dem Meer/ da ein erfahrner Schipper zu richtiger fortſtellung
ſeines Curſus bey gutem Winde ſeinen gewißen Compaßſtrich helt/ Welcher
Compaßſtrich doch an ſich ſelbs oben auff dem Waſſer (auſſer deß Schip-

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Zitationshilfe: Crüger, Peter: Cupediæ Astrosophicæ. Breslau, 1631, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/crueger_cupediae_1631/122>, abgerufen am 21.11.2024.