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Cundisius, Gottfried: Der Geistreiche Prophet Haggaj. Leipzig, 1648.

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Die zehende Predigt/
Es. 64, 1.wünschet gantz eiferig/ und mit grosser Begierde Es. 64. v. 1.
Ach daß du den Himmel zerrissest/ und herab führest!
Zu demselbigen haben sich manche Heyden geschlagen/ und mit ihnen
Luc. 2, 25.gewartet auff den Trost Jsraelis/ wie S Lucas Cap. 2. v. 25. re-
det. Gar fein deutschet es Herr Lutherus/ aller Heyde Trost;
denn der Herr Messias/ als ein Tröster/ unter andern bey dem E-
Es. 51, 12.saia beschrieben wird. Jm 51. Capitel desselben Propheten/ wird er al-
so redend eingeführet: Jch/ Jch bin ewer Tröster. Jtem Cap.
Es. 66. 13.66. v. 13. Jch will euch trösten/ wie einen seine Mutter
tröstet.

USUS.
1.

Hieraus haben wir zu behalten Erstlich/ daß Jesus von Na-
zareth der rechte Messias sey.

Denn 1. weil das modicum, oderdie kleine Zeit vorüber/ so
muß der Heyland aller Welt kommen seyn/ sonst were es vor kein
modicum zu halten.

2. Weil bey dessen Ankanfft/ und zu dessen Zeit/ die Bewe-
gung geschehen/ davon Haggai geweissaget.

3. Weil er ist desideratus Gentium, der Jenige/ nach dem alle
Heyden verlanget hat/ ja alle Menschen billich hette ein Verlangen
tragen sollen. Wer ist auch wol/ auff den iemahls so gar begierig
were gewartet worden/ wie man auff diesen unsern Heyland ge-
wartet hat?

Die heutigen Jüden sprechen/ ihr Messias were schon vor längst
gebohren/ nemlich eben des Tages/ da Jerusalem zum letzten mahl
were zerstöret worden: Aber/ er were entweder im Paradiß/ oder
sesse im Thor zu Rom unter den Aussätzigen. O des ungegründe-
ten/ und kindischen Vorgebens! Es ist nichts anders/ als ein Thal-
mudisches Gedichte/ welches überall nichts taug. Wir lassen die
verstockten Leute fahren/ wann sie ja nicht sich bekehren wollen: und
sind hingegen gewiß/ daß alles die Himmelveste Warheit sey/ was
bißhero von der Zukunfft des Sohns Gottes ins Fleisch ist gepredi-
get worden.

2.

Vors Andere haben wir hierbey zu mercken/ daß die Sen-

dung

Die zehende Predigt/
Eſ. 64, 1.wuͤnſchet gantz eiferig/ und mit groſſer Begierde Eſ. 64. v. 1.
Ach daß du den Himmel zerriſſeſt/ und herab fuͤhreſt!
Zu demſelbigen haben ſich manche Heyden geſchlagen/ und mit ihnen
Luc. 2, 25.gewartet auff den Troſt Jſraelis/ wie S Lucas Cap. 2. v. 25. re-
det. Gar fein deutſchet es Herr Lutherus/ aller Heydè Troſt;
denn der Herr Meſſias/ als ein Troͤſter/ unter andern bey dem E-
Eſ. 51, 12.ſaia beſchrieben wird. Jm 51. Capitel deſſelbẽ Propheten/ wird er al-
ſo redend eingefuͤhret: Jch/ Jch bin ewer Troͤſter. Jtem Cap.
Eſ. 66. 13.66. v. 13. Jch will euch troͤſten/ wie einen ſeine Mutter
troͤſtet.

USUS.
1.

Hieraus haben wir zu behalten Erſtlich/ daß Jeſus von Na-
zareth der rechte Meſſias ſey.

Denn 1. weil das modicum, oderdie kleine Zeit voruͤber/ ſo
muß der Heyland aller Welt kommen ſeyn/ ſonſt were es vor kein
modicum zu halten.

2. Weil bey deſſen Ankanfft/ und zu deſſen Zeit/ die Bewe-
gung geſchehen/ davon Haggai geweiſſaget.

3. Weil er iſt deſideratus Gentium, der Jenige/ nach dem alle
Heyden verlanget hat/ ja alle Menſchen billich hette ein Verlangen
tragen ſollen. Wer iſt auch wol/ auff den iemahls ſo gar begierig
were gewartet worden/ wie man auff dieſen unſern Heyland ge-
wartet hat?

Die heutigen Jüden ſprechen/ ihr Meſſias were ſchon vor laͤngſt
gebohren/ nemlich eben des Tages/ da Jeruſalem zum letzten mahl
were zerſtoͤret worden: Aber/ er were entweder im Paradiß/ oder
ſeſſe im Thor zu Rom unter den Auſſaͤtzigen. O des ungegruͤnde-
ten/ und kindiſchen Vorgebens! Es iſt nichts anders/ als ein Thal-
mudiſches Gedichte/ welches uͤberall nichts taug. Wir laſſen die
verſtocktẽ Leute fahren/ wann ſie ja nicht ſich bekehren wollen: und
ſind hingegen gewiß/ daß alles die Himmelveſte Warheit ſey/ was
bißhero von der Zukunfft des Sohns Gottes ins Fleiſch iſt gepredi-
get worden.

2.

Vors Andere haben wir hierbey zu mercken/ daß die Sen-

dung
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[178/0198] Die zehende Predigt/ wuͤnſchet gantz eiferig/ und mit groſſer Begierde Eſ. 64. v. 1. Ach daß du den Himmel zerriſſeſt/ und herab fuͤhreſt! Zu demſelbigen haben ſich manche Heyden geſchlagen/ und mit ihnen gewartet auff den Troſt Jſraelis/ wie S Lucas Cap. 2. v. 25. re- det. Gar fein deutſchet es Herr Lutherus/ aller Heydè Troſt; denn der Herr Meſſias/ als ein Troͤſter/ unter andern bey dem E- ſaia beſchrieben wird. Jm 51. Capitel deſſelbẽ Propheten/ wird er al- ſo redend eingefuͤhret: Jch/ Jch bin ewer Troͤſter. Jtem Cap. 66. v. 13. Jch will euch troͤſten/ wie einen ſeine Mutter troͤſtet. Eſ. 64, 1. Luc. 2, 25. Eſ. 51, 12. Eſ. 66. 13. Hieraus haben wir zu behalten Erſtlich/ daß Jeſus von Na- zareth der rechte Meſſias ſey. Denn 1. weil das modicum, oderdie kleine Zeit voruͤber/ ſo muß der Heyland aller Welt kommen ſeyn/ ſonſt were es vor kein modicum zu halten. 2. Weil bey deſſen Ankanfft/ und zu deſſen Zeit/ die Bewe- gung geſchehen/ davon Haggai geweiſſaget. 3. Weil er iſt deſideratus Gentium, der Jenige/ nach dem alle Heyden verlanget hat/ ja alle Menſchen billich hette ein Verlangen tragen ſollen. Wer iſt auch wol/ auff den iemahls ſo gar begierig were gewartet worden/ wie man auff dieſen unſern Heyland ge- wartet hat? Die heutigen Jüden ſprechen/ ihr Meſſias were ſchon vor laͤngſt gebohren/ nemlich eben des Tages/ da Jeruſalem zum letzten mahl were zerſtoͤret worden: Aber/ er were entweder im Paradiß/ oder ſeſſe im Thor zu Rom unter den Auſſaͤtzigen. O des ungegruͤnde- ten/ und kindiſchen Vorgebens! Es iſt nichts anders/ als ein Thal- mudiſches Gedichte/ welches uͤberall nichts taug. Wir laſſen die verſtocktẽ Leute fahren/ wann ſie ja nicht ſich bekehren wollen: und ſind hingegen gewiß/ daß alles die Himmelveſte Warheit ſey/ was bißhero von der Zukunfft des Sohns Gottes ins Fleiſch iſt gepredi- get worden. Vors Andere haben wir hierbey zu mercken/ daß die Sen- dung

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Zitationshilfe: Cundisius, Gottfried: Der Geistreiche Prophet Haggaj. Leipzig, 1648, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cundisius_predigten_1648/198>, abgerufen am 15.05.2024.