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Cundisius, Gottfried: Der Geistreiche Prophet Haggaj. Leipzig, 1648.

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Vber den Propheten Haggai.
Lippen des Priesters solten die Lehre bewahren/ daß man
aus seinem Munde das Gesetze suche
Malach. 2. v. 7. Aa-Mal. 2, 7.
ron/ seine Söhne und ihre Nachkommen musten Jsrael
alle Rechte lehren/ die der HERR zu ihnen geredet hatte
durch Mose/
Levit. 10. v. 11. und das Gesetz erklären/ Deut. 33.Levit. 10, 11.
Deut.
33, 10.

v. 10. Es bringet aber Haggai nicht gemeine Fragen für/ die ei-
nemiedern in priesterlichem Orden/ ja auch wol denen jungen Leviten
bekant waren/ zum Exempel/ wie man sich solte baden/ ehe man an
den Dienst trete/ wie man solte des Morgens Holtz anlegen/ damit
das ewige Fewer erhalten würde Levit 6. v. v. 12. Wie man solteLevit. 6, 12.
das Fet für dem HErrn anzünden auff dem Altar/ wie man heben
und weben solte und so fort: Denn darauff zu antworten were leicht
gewesen bey denen/ die täglich mit solchen Sachen umbgingen: Son-
dern er stellet an ein recht Examen rigorosum, dadurch manchem
noch wol hette können zuschaffen gemacht werden/ sonderlich/ wenn
er in dem Mose nicht wohl were versiret oder belesen gewest. Er
leget aber denen Priestern eigentlich zwey Fragen für: Erstlich
spricht er: Wenn iemand heilig Fleisch trüge in seines Kleides
Geeren/ und rührete darnach an mit seinem Geere Brot/ Ge-
müse/ Wein/ Oele/ oder was für Speise were/ würde es
auch heilig?
Was zu verstehen sey durch heiliges Fleisch/ das ist
unverborgen. Es ist nemlich dasselbige solches Fleisch/ welches von
dem Opffer ist abgehawen/ wie denn der Priester sein Theil daranhatte/
welches dort die Söhne Eli haben mißbrauchet/ die das Fleisch
mit einem Kreuel von 3. Zackein den Tiegeloder Kessel stiesse/
und das beste heraus zwacketen/ denn sie woltens gebraten
und nicht gekochet haben/
1. Sam. 2. v. 13. 14. 15. 16. So war nun1. Sam. 2, 13.
14. 15. 16.

heiliges Fleisch was zum Opffer gewidmet/ und an heiliger Ste-
te/ nach dem Gesetz/ zubereitet war. Des Kleides Geeren ist
der Vntertheil und Zipffel am Rock oder Kleid. Denn die Jü-
den trugen nach Art der Morgen Länder lange Kleider/ wie an demVide
1. Sam.
9, 23.
14.

Saul/ und an David zu scehen/ und kunte also einer an einem Ende

ein

Vber den Propheten Haggai.
Lippen des Prieſters ſolten die Lehre bewahren/ daß man
aus ſeinem Munde das Geſetze ſuche
Malach. 2. v. 7. Aa-Mal. 2, 7.
ron/ ſeine Soͤhne und ihre Nachkommen muſten Jſrael
alle Rechte lehren/ die der HERR zu ihnen geredet hatte
durch Moſe/
Levit. 10. v. 11. und das Geſetz erklaͤren/ Deut. 33.Levit. 10, 11.
Deut.
33, 10.

v. 10. Es bringet aber Haggai nicht gemeine Fragen fuͤr/ die ei-
nemiedern in prieſterlichem Ordẽ/ ja auch wol denen jungen Leviten
bekant waren/ zum Exempel/ wie man ſich ſolte baden/ ehe man an
den Dienſt trete/ wie man ſolte des Morgens Holtz anlegen/ damit
das ewige Fewer erhalten wuͤrde Levit 6. v. v. 12. Wie man ſolteLevit. 6, 12.
das Fet fuͤr dem HErrn anzuͤnden auff dem Altar/ wie man heben
und weben ſolte und ſo fort: Denn darauff zu antworten were leicht
geweſen bey denen/ die taͤglich mit ſolchen Sachẽ umbgingen: Son-
dern er ſtellet an ein recht Examen rigoroſum, dadurch manchem
noch wol hette koͤnnen zuſchaffen gemacht werden/ ſonderlich/ wenn
er in dem Moſe nicht wohl were verſiret oder beleſen geweſt. Er
leget aber denen Prieſtern eigentlich zwey Fragen fuͤr: Erſtlich
ſpricht er: Wenn iemand heilig Fleiſch truͤge in ſeines Kleides
Geeren/ uñ ruͤhrete darnach an mit ſeinem Geerè Brot/ Ge-
muͤſe/ Wein/ Oele/ oder was fuͤr Speiſe were/ wuͤrde es
auch heilig?
Was zu verſtehen ſey durch heiliges Fleiſch/ das iſt
unverborgen. Es iſt nemlich daſſelbige ſolches Fleiſch/ welches von
dem Opffer iſt abgehawẽ/ wie denn der Prieſter ſein Theil daranhatte/
welches dort die Soͤhne Eli haben mißbrauchet/ die das Fleiſch
mit einem Kreuel von 3. Zackèin den Tiegeloder Keſſel ſtieſſè/
und das beſte heraus zwacketen/ denn ſie woltens gebraten
und nicht gekochet haben/
1. Sam. 2. v. 13. 14. 15. 16. So war nun1. Sam. 2, 13.
14. 15. 16.

heiliges Fleiſch was zum Opffer gewidmet/ und an heiliger Ste-
te/ nach dem Geſetz/ zubereitet war. Des Kleides Geeren iſt
der Vntertheil und Zipffel am Rock oder Kleid. Denn die Juͤ-
den trugen nach Art der Morgen Laͤnder lange Kleider/ wie an demVide
1. Sam.
9, 23.
14.

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[223/0243] Vber den Propheten Haggai. Lippen des Prieſters ſolten die Lehre bewahren/ daß man aus ſeinem Munde das Geſetze ſuche Malach. 2. v. 7. Aa- ron/ ſeine Soͤhne und ihre Nachkommen muſten Jſrael alle Rechte lehren/ die der HERR zu ihnen geredet hatte durch Moſe/ Levit. 10. v. 11. und das Geſetz erklaͤren/ Deut. 33. v. 10. Es bringet aber Haggai nicht gemeine Fragen fuͤr/ die ei- nemiedern in prieſterlichem Ordẽ/ ja auch wol denen jungen Leviten bekant waren/ zum Exempel/ wie man ſich ſolte baden/ ehe man an den Dienſt trete/ wie man ſolte des Morgens Holtz anlegen/ damit das ewige Fewer erhalten wuͤrde Levit 6. v. v. 12. Wie man ſolte das Fet fuͤr dem HErrn anzuͤnden auff dem Altar/ wie man heben und weben ſolte und ſo fort: Denn darauff zu antworten were leicht geweſen bey denen/ die taͤglich mit ſolchen Sachẽ umbgingen: Son- dern er ſtellet an ein recht Examen rigoroſum, dadurch manchem noch wol hette koͤnnen zuſchaffen gemacht werden/ ſonderlich/ wenn er in dem Moſe nicht wohl were verſiret oder beleſen geweſt. Er leget aber denen Prieſtern eigentlich zwey Fragen fuͤr: Erſtlich ſpricht er: Wenn iemand heilig Fleiſch truͤge in ſeines Kleides Geeren/ uñ ruͤhrete darnach an mit ſeinem Geerè Brot/ Ge- muͤſe/ Wein/ Oele/ oder was fuͤr Speiſe were/ wuͤrde es auch heilig? Was zu verſtehen ſey durch heiliges Fleiſch/ das iſt unverborgen. Es iſt nemlich daſſelbige ſolches Fleiſch/ welches von dem Opffer iſt abgehawẽ/ wie denn der Prieſter ſein Theil daranhatte/ welches dort die Soͤhne Eli haben mißbrauchet/ die das Fleiſch mit einem Kreuel von 3. Zackèin den Tiegeloder Keſſel ſtieſſè/ und das beſte heraus zwacketen/ denn ſie woltens gebraten und nicht gekochet haben/ 1. Sam. 2. v. 13. 14. 15. 16. So war nun heiliges Fleiſch was zum Opffer gewidmet/ und an heiliger Ste- te/ nach dem Geſetz/ zubereitet war. Des Kleides Geeren iſt der Vntertheil und Zipffel am Rock oder Kleid. Denn die Juͤ- den trugen nach Art der Morgen Laͤnder lange Kleider/ wie an dem Saul/ und an David zu ſcehen/ und kunte alſo einer an einem Ende ein Mal. 2, 7. Levit. 10, 11. Deut. 33, 10. Levit. 6, 12. 1. Sam. 2, 13. 14. 15. 16. Vide 1. Sam. 9, 23. 14.

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Zitationshilfe: Cundisius, Gottfried: Der Geistreiche Prophet Haggaj. Leipzig, 1648, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cundisius_predigten_1648/243>, abgerufen am 23.11.2024.