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Cundisius, Gottfried: Der Geistreiche Prophet Haggaj. Leipzig, 1648.

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Die zwölffte Predigt/
ein Stück Fleisch/ oder sonst dergleichen etwas in sein Kleid binden/
wie die Kinder Jsrael bey ihrem Auszug aus Egypten den rohen
Teig/ ehe denn er gar versäuret war/ in ihren Kleidern ge-

Exod. 12, 34.bunden auff ihren Achseln trugen/ Exod. 12. v. 34. Will also
Haggai von den Priestern vernehmen/ was sie davon halten/ ob
denn heilig Fleisch/ so vermittels des Kleides gemeine Speisen an-
rühret/ auch dieselbigen flugs heilig machte. Darauff antwor-
ten sie/ Nein/
sintemal sie aus dem Gesetz hiervon Nachrichtung
hatten/ daß zwar das Kleid auff Levitische Weise geheiliget würde
Levit. 6, 27.Levit 6. v. 27. Aber nicht das jenige/ das durch das Kleid gerühret
ward. Die andere Frage lautet also. Wo aber ein Vnreiner
von einem berührten Aasse dieser eines anrührete/ würde es
auch unrein? Die Priester antworteten und sprachen/ es
würde unrein.
Sie sehen auff die Wort des Gesetzes: Gebeut
denen Kindern Jsrael/ daß sie aus dem Lager thun alle
Aussätzigen/ und alle die Eiterflüsse haben/ und die an den

Num. 5, 2.Todten unrein worden sind/ Num. 5. v. 2. Wer nun irgend ei-
nen todten Menschen anrühret/ der wird sieben Tage un-

Num. 19, 11.rein seyn/ Num. 19. v. 11. Alles was er anrühret/ wird unrei-
ne werden/ und welche Seele er anrühren wird/ soll unrein

v. 22.seyn/ biß an den Abend/ Jbid. v. 22.

USUS.
1.

Mercket hierbey Erstlich/ daß auch Priestern nichts unter
die Banck zu stecken/ sondern ihnen nicht weniger/ als andern zu be-
weilen ist/ was sie wieder Gottes Gebot handeln und vornehmen. Al-
so muste Samuel dem alten Priester Eli aus dem Munde
1. Sam. 3, 18.GOttes Vorhaltung thun 1. Sam. 3. v. 18. Esaias sticht ihnen auch
den Schwer auff/ wenn er spricht: Beyde Priester und Pro-
pheten sind toll von starckem Geträncke/ sind im Wein er-
soffen/ und daumeln von starckem Geträncke/ sie sind toll im
Weissagen/ und köken die Vrtheil heraus: denn alle Ti-

sche

Die zwoͤlffte Predigt/
ein Stuͤck Fleiſch/ oder ſonſt dergleichen etwas in ſein Kleid binden/
wie die Kinder Jſrael bey ihrem Auszug aus Egypten den rohen
Teig/ ehe denn er gar verſaͤuret war/ in ihren Kleidern ge-

Exod. 12, 34.bunden auff ihren Achſeln trugen/ Exod. 12. v. 34. Will alſo
Haggai von den Prieſtern vernehmen/ was ſie davon halten/ ob
denn heilig Fleiſch/ ſo vermittels des Kleides gemeine Speiſen an-
rühret/ auch dieſelbigen flugs heilig machte. Darauff antwor-
ten ſie/ Nein/
ſintemal ſie aus dem Geſetz hiervon Nachrichtung
hatten/ daß zwar das Kleid auff Levitiſche Weiſe geheiliget wuͤrde
Levit. 6, 27.Levit 6. v. 27. Aber nicht das jenige/ das durch das Kleid geruͤhret
ward. Die andere Frage lautet alſo. Wo aber ein Vnreiner
von einem beruͤhrten Aaſſe dieſer eines anruͤhrete/ wuͤrde es
auch unrein? Die Prieſter antworteten und ſprachen/ es
wuͤrde unrein.
Sie ſehen auff die Wort des Geſetzes: Gebeut
denen Kindern Jſrael/ daß ſie aus dem Lager thun alle
Auſſaͤtzigen/ und alle die Eiterfluͤſſe haben/ und die an den

Num. 5, 2.Todten unrein worden ſind/ Num. 5. v. 2. Wer nun irgend ei-
nen todten Menſchen anruͤhret/ der wird ſieben Tage un-

Num. 19, 11.rein ſeyn/ Num. 19. v. 11. Alles was er anruͤhret/ wird unrei-
ne werden/ und welche Seele er anruͤhren wird/ ſoll unrein

v. 22.ſeyn/ biß an den Abend/ Jbid. v. 22.

USUS.
1.

Mercket hierbey Erſtlich/ daß auch Prieſtern nichts unter
die Banck zu ſtecken/ ſondern ihnen nicht weniger/ als andern zu be-
weilen iſt/ was ſie wieder Gottes Gebot handeln uñ vornehmen. Al-
ſo muſte Samuel dem alten Prieſter Eli aus dem Munde
1. Sam. 3, 18.GOttes Vorhaltung thun 1. Sam. 3. v. 18. Eſaias ſticht ihnen auch
den Schwer auff/ wenn er ſpricht: Beyde Prieſter und Pro-
pheten ſind toll von ſtarckem Getraͤncke/ ſind im Wein er-
ſoffen/ und daumeln von ſtarckem Getraͤncke/ ſie ſind toll im
Weiſſagen/ und koͤken die Vrtheil heraus: denn alle Ti-

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[224/0244] Die zwoͤlffte Predigt/ ein Stuͤck Fleiſch/ oder ſonſt dergleichen etwas in ſein Kleid binden/ wie die Kinder Jſrael bey ihrem Auszug aus Egypten den rohen Teig/ ehe denn er gar verſaͤuret war/ in ihren Kleidern ge- bunden auff ihren Achſeln trugen/ Exod. 12. v. 34. Will alſo Haggai von den Prieſtern vernehmen/ was ſie davon halten/ ob denn heilig Fleiſch/ ſo vermittels des Kleides gemeine Speiſen an- rühret/ auch dieſelbigen flugs heilig machte. Darauff antwor- ten ſie/ Nein/ ſintemal ſie aus dem Geſetz hiervon Nachrichtung hatten/ daß zwar das Kleid auff Levitiſche Weiſe geheiliget wuͤrde Levit 6. v. 27. Aber nicht das jenige/ das durch das Kleid geruͤhret ward. Die andere Frage lautet alſo. Wo aber ein Vnreiner von einem beruͤhrten Aaſſe dieſer eines anruͤhrete/ wuͤrde es auch unrein? Die Prieſter antworteten und ſprachen/ es wuͤrde unrein. Sie ſehen auff die Wort des Geſetzes: Gebeut denen Kindern Jſrael/ daß ſie aus dem Lager thun alle Auſſaͤtzigen/ und alle die Eiterfluͤſſe haben/ und die an den Todten unrein worden ſind/ Num. 5. v. 2. Wer nun irgend ei- nen todten Menſchen anruͤhret/ der wird ſieben Tage un- rein ſeyn/ Num. 19. v. 11. Alles was er anruͤhret/ wird unrei- ne werden/ und welche Seele er anruͤhren wird/ ſoll unrein ſeyn/ biß an den Abend/ Jbid. v. 22. Exod. 12, 34. Levit. 6, 27. Num. 5, 2. Num. 19, 11. v. 22. Mercket hierbey Erſtlich/ daß auch Prieſtern nichts unter die Banck zu ſtecken/ ſondern ihnen nicht weniger/ als andern zu be- weilen iſt/ was ſie wieder Gottes Gebot handeln uñ vornehmen. Al- ſo muſte Samuel dem alten Prieſter Eli aus dem Munde GOttes Vorhaltung thun 1. Sam. 3. v. 18. Eſaias ſticht ihnen auch den Schwer auff/ wenn er ſpricht: Beyde Prieſter und Pro- pheten ſind toll von ſtarckem Getraͤncke/ ſind im Wein er- ſoffen/ und daumeln von ſtarckem Getraͤncke/ ſie ſind toll im Weiſſagen/ und koͤken die Vrtheil heraus: denn alle Ti- ſche 1. Sam. 3, 18.

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Zitationshilfe: Cundisius, Gottfried: Der Geistreiche Prophet Haggaj. Leipzig, 1648, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cundisius_predigten_1648/244>, abgerufen am 23.11.2024.