Cundisius, Gottfried: Der Geistreiche Prophet Haggaj. Leipzig, 1648.Vber den Propheten Haggai. zeiten darzu gewehnen/ sonst ist es zu lange geharret/ wenn mansbiß zun Hefen des Alters sparen will/ wie man von dem Thoma Aquinate erzehlet/ daß/ nach dem er die meiste Zeit seines Lebens mit denen Subeiliteten der Schullehrer zugebracht/ habe er kurtz vor seinem Ende die Bibet mit seinen Armen umbfangen/ und gesagt: Ego credo omnia, quae exstant in hoc libro, Jch gläube alles/ was in diesem Buche gefunden wird. So lange muß mans nicht ver- schieben/ denn es stehet sonst gar mißlich mit einem/ der nicht eher sich allein an die Schrifft gehalten hat. Löblich ist es 5. daß die Priester allhier gerade zugehen/ und5. Das Dritte und Letzte so noch übrig/ und von uns soll be-3. des F f 2
Vber den Propheten Haggai. zeiten darzu gewehnen/ ſonſt iſt es zu lange geharret/ wenn mansbiß zun Hefen des Alters ſparen will/ wie man von dem Thoma Aquinate erzehlet/ daß/ nach dem er die meiſte Zeit ſeines Lebens mit denen Subeiliteten der Schullehrer zugebracht/ habe er kurtz vor ſeinem Ende die Bibet mit ſeinen Armen umbfangen/ und geſagt: Ego credo omnia, quæ exſtant in hoc libro, Jch glaͤube alles/ was in dieſem Buche gefunden wird. So lange muß mans nicht ver- ſchieben/ denn es ſtehet ſonſt gar mißlich mit einem/ der nicht eher ſich allein an die Schrifft gehalten hat. Loͤblich iſt es 5. daß die Prieſter allhier gerade zugehen/ und5. Das Dritte und Letzte ſo noch uͤbrig/ und von uns ſoll be-3. des F f 2
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Vber den Propheten Haggai.
zeiten darzu gewehnen/ ſonſt iſt es zu lange geharret/ wenn mans
biß zun Hefen des Alters ſparen will/ wie man von dem Thoma
Aquinate erzehlet/ daß/ nach dem er die meiſte Zeit ſeines Lebens mit
denen Subeiliteten der Schullehrer zugebracht/ habe er kurtz vor
ſeinem Ende die Bibet mit ſeinen Armen umbfangen/ und geſagt:
Ego credo omnia, quæ exſtant in hoc libro, Jch glaͤube alles/ was
in dieſem Buche gefunden wird. So lange muß mans nicht ver-
ſchieben/ denn es ſtehet ſonſt gar mißlich mit einem/ der nicht eher ſich
allein an die Schrifft gehalten hat.
Loͤblich iſt es 5. daß die Prieſter allhier gerade zugehen/ und
richtigen Beſcheid geben. Auffeichtigkeit iſt und bleibet doch eine
Zierde der Theologen und Prediger/ die zufoͤrderſt in acht zu neh-
ɯen haben die Wort Chriſti Matth. 5. v. 37. Ewer Rede ſey ja/
ja/ nein/ nein: was druͤber iſt/ das iſt vom Vbel. Jm Ge-
gentheil iſt es einem ſolchen Manne ein trefflicher Auffruck/ wenn
man ihn auff einem fahlen Pferde ertappet/ und ſo viel ſpuͤret/
daß es ihm an einem auffrichtigen Gemuͤthe mangelt. Dafuͤr ſol
man ſich fleiſſig huͤten/ und immerdar mit David beten/ aus dem
25. Pſalm v. 21. Schlecht und recht das behuͤte mich/ HErr/
denn ich harre dein.
5.
Matth. 5, 37.
Pſal. 25, 21.
Das Dritte und Letzte ſo noch uͤbrig/ und von uns ſoll be-
trachtet werden/ iſt Jehovæ Judicium, das Vrtheil/ welches
GOtt der Herr ſtellet und faͤllet uͤber die Juͤden. Solches be-
greiffen in ſich ſolgende Wort unſers Texts: Da antwortet
Haggai und ſprach: eben alſo ſind diß Volck/ und dieſe
Leute fuͤr mir auch/ ſpricht der Herr/ und alle ihrer
Haͤnde Werck/ und was ſie opffern iſt unrein. Hiermit
ſtraffet er die Scheinhelligkeit der Juͤden/ welche den Gottes dienſt
augriffen mit ungewaſchenen Haͤnden/ und darzu lieffen/ wie die
Sam zum Troge. Sie meyneten es were gnug/ wenn ſie das euſ-
ſerliche Werck verrichteter: mgeacheſſe nicht recht geſchickt waren
dem HErrn zu dienen/ in dem es ihuen an innerlicher Bewegung
des
3.
Jehova Ju-
dicium.
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