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Cundisius, Gottfried: Der Geistreiche Prophet Haggaj. Leipzig, 1648.

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Vber den Propheten Haggai.
des andern Schwerdt. Vorzeiten waren gebräuchlich die
Streitwagen/ daran scharffe Eisen wie Sensen/ auch wohl aller-
hand Stacheln waren/ damit man viel Schaden thun konte/ davon
bey dem Vegetio zulesen ist. Hier aber bedeuten die Wagen/
alle Kriegsrüstungen/ wie die den Namen haben/ darauff Menschen
sich offt verlassen: Dieselbige wolte GOtt der Herr hier abthun/
als der jenige/ welcher Bogen zubricht/ Spiesse zuschlägt/
und Wagen mit Fewer verbrennet/
Psalm 46. v. 10. Ja bey-Psal. 46, 10.
de Roß und Mann solten herunter fallen/ das ist/ umbkommen/
ein ieglicher durch des andern Schwerdt/ wie zur Zeit Gi-
deons
geschach/ in dem Lager der Midianiter/ Jud. 7. vers. 22.

Jud. 7, 22.

Wie diß alles erfüllet worden/ bezeugen sat[s]am die Hi-
storien. Etliche wenige Jahr nach Verfertigung des Tempels/
ward Babylon 20. Monden belägert/ und endlich durch des Zopyri
List eingenommen/ welcher ihme Nase und Ohren abgeschnitten/ und
dem Dario Schuld gegeben/ daß Er diese Tyranney an ihm verübet/
als er gerathen/ man solte von der Belägerung ablassen. Dahero
die Baby[l]onier ihm getrawet/ und ihn zum Hauptman gebraucht.
Bald hat Darius mit dem Scytischen Kriege mehr denn zuviel zu
thun gehabt/ daß er darüber der Jüden wohl vergessen/ ungeacht er
die Sc[y]ten muste mit frieden lassen/ und wieder nach Hause ziehen.
Darauff bekriegte er die Griechen/ schickte wieder sie aus 100000.
Soldaten zu Fuß/ und 10000. Reuter; Aber Miltiades war mit
seinem Volck ihm überlegen. Ehe Darius nach empfangener
Schnappe sich recht wieder erholete/ muste er sterben. Xerxes ließ
nach dessen Abschied ihm den Krieg angelegen seyn: Aber was rich-
tete er aus mit seinen zehenmahl hundert tausent Mann? Nichts.
Er ward zweymal geschlagen/ und muste endlich auff einem Fischer-
Kahne davon fliehen. Mitler weile hat zwar die Jüden manches
Vnglück troffen: Aber GOtt wendet es doch zum Besten. Her-
nach kam Alexander Magnus, nahm die Monarchiam von den Per-
sen weg/ und verwendete sie zu den Griechen/ und hatte das Anse-
[h]en/ als wolte er mit den Jüden übel umbgehen: Aber der Aller-

höchste
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Vber den Propheten Haggai.
des andern Schwerdt. Vorzeiten waren gebräuchlich die
Streitwagen/ daran ſcharffe Eiſen wie Senſen/ auch wohl aller-
hand Stacheln waren/ damit man viel Schaden thun konte/ davon
bey dem Vegetio zuleſen iſt. Hier aber bedeuten die Wagen/
alle Kriegsruͤſtungen/ wie die den Namen haben/ darauff Menſchen
ſich offt verlaſſen: Dieſelbige wolte GOtt der Herr hier abthun/
als der jenige/ welcher Bogen zubricht/ Spieſſe zuſchlaͤgt/
und Wagen mit Fewer verbrennet/
Pſalm 46. v. 10. Ja bey-Pſal. 46, 10.
de Roß und Mann ſolten herunter fallen/ das iſt/ umbkommen/
ein ieglicher durch des andern Schwerdt/ wie zur Zeit Gi-
deons
geſchach/ in dem Lager der Midianiter/ Jud. 7. verſ. 22.

Jud. 7, 22.

Wie diß alles erfuͤllet worden/ bezeugen ſat[ſ]am die Hi-
ſtorien. Etliche wenige Jahr nach Verfertigung des Tempels/
ward Babylon 20. Monden belaͤgert/ und endlich durch des Zopyri
Liſt eingenommen/ welcher ihme Naſe und Ohren abgeſchnitten/ und
dem Dario Schuld gegeben/ daß Er dieſe Tyranney an ihm veruͤbet/
als er gerathen/ man ſolte von der Belägerung ablaſſen. Dahero
die Baby[l]onier ihm getrawet/ und ihn zum Hauptman gebraucht.
Bald hat Darius mit dem Scytiſchen Kriege mehr denn zuviel zu
thun gehabt/ daß er daruͤber der Juͤden wohl vergeſſen/ ungeacht er
die Sc[y]ten muſte mit frieden laſſen/ und wieder nach Hauſe ziehen.
Darauff bekriegte er die Griechen/ ſchickte wieder ſie aus 100000.
Soldaten zu Fuß/ und 10000. Reuter; Aber Miltiades war mit
ſeinem Volck ihm uͤberlegen. Ehe Darius nach empfangener
Schnappe ſich recht wieder erholete/ muſte er ſterben. Xerxes ließ
nach deſſen Abſchied ihm den Krieg angelegen ſeyn: Aber was rich-
tete er aus mit ſeinen zehenmahl hundert tauſent Mann? Nichts.
Er ward zweymal geſchlagen/ und muſte endlich auff einem Fiſcher-
Kahne davon fliehen. Mitler weile hat zwar die Juͤden manches
Vngluͤck troffen: Aber GOtt wendet es doch zum Beſten. Her-
nach kam Alexander Magnus, nahm die Monarchiam von den Per-
ſen weg/ und verwendete ſie zu den Griechen/ und hatte das Anſe-
[h]en/ als wolte er mit den Juͤden übel umbgehen: Aber der Aller-

hoͤchſte
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[275/0295] Vber den Propheten Haggai. des andern Schwerdt. Vorzeiten waren gebräuchlich die Streitwagen/ daran ſcharffe Eiſen wie Senſen/ auch wohl aller- hand Stacheln waren/ damit man viel Schaden thun konte/ davon bey dem Vegetio zuleſen iſt. Hier aber bedeuten die Wagen/ alle Kriegsruͤſtungen/ wie die den Namen haben/ darauff Menſchen ſich offt verlaſſen: Dieſelbige wolte GOtt der Herr hier abthun/ als der jenige/ welcher Bogen zubricht/ Spieſſe zuſchlaͤgt/ und Wagen mit Fewer verbrennet/ Pſalm 46. v. 10. Ja bey- de Roß und Mann ſolten herunter fallen/ das iſt/ umbkommen/ ein ieglicher durch des andern Schwerdt/ wie zur Zeit Gi- deons geſchach/ in dem Lager der Midianiter/ Jud. 7. verſ. 22. Pſal. 46, 10. Wie diß alles erfuͤllet worden/ bezeugen ſatſam die Hi- ſtorien. Etliche wenige Jahr nach Verfertigung des Tempels/ ward Babylon 20. Monden belaͤgert/ und endlich durch des Zopyri Liſt eingenommen/ welcher ihme Naſe und Ohren abgeſchnitten/ und dem Dario Schuld gegeben/ daß Er dieſe Tyranney an ihm veruͤbet/ als er gerathen/ man ſolte von der Belägerung ablaſſen. Dahero die Babylonier ihm getrawet/ und ihn zum Hauptman gebraucht. Bald hat Darius mit dem Scytiſchen Kriege mehr denn zuviel zu thun gehabt/ daß er daruͤber der Juͤden wohl vergeſſen/ ungeacht er die Scyten muſte mit frieden laſſen/ und wieder nach Hauſe ziehen. Darauff bekriegte er die Griechen/ ſchickte wieder ſie aus 100000. Soldaten zu Fuß/ und 10000. Reuter; Aber Miltiades war mit ſeinem Volck ihm uͤberlegen. Ehe Darius nach empfangener Schnappe ſich recht wieder erholete/ muſte er ſterben. Xerxes ließ nach deſſen Abſchied ihm den Krieg angelegen ſeyn: Aber was rich- tete er aus mit ſeinen zehenmahl hundert tauſent Mann? Nichts. Er ward zweymal geſchlagen/ und muſte endlich auff einem Fiſcher- Kahne davon fliehen. Mitler weile hat zwar die Juͤden manches Vngluͤck troffen: Aber GOtt wendet es doch zum Beſten. Her- nach kam Alexander Magnus, nahm die Monarchiam von den Per- ſen weg/ und verwendete ſie zu den Griechen/ und hatte das Anſe- hen/ als wolte er mit den Juͤden übel umbgehen: Aber der Aller- hoͤchſte M m 2

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Zitationshilfe: Cundisius, Gottfried: Der Geistreiche Prophet Haggaj. Leipzig, 1648, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cundisius_predigten_1648/295>, abgerufen am 22.11.2024.