Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Cundisius, Gottfried: Der Geistreiche Prophet Haggaj. Leipzig, 1648.

Bild:
<< vorherige Seite
Die sechzehende Predigt/
Exordium.

ANdächtige/ und Geliebte in CHristo JEsu/
als der König Salomo das Häuptgebäwde des Tem-
pels zu Jerusalem hatte verfertigen lassen/ machete
Hiram zwo ehrne Seulen/ iegliche achtzehen
Ellen hoch/ und ein Faden von zwölff Ellen
war das Maß umb iegliche Seule her: Oben drüber setzte
er ehrene Knäuffe/ derer ein ieder war fünff Ellen hoch: so
hatte auch eine iegliche Seule Reiffe wie Ketten/ damit er
bedecket ward/
und gab eine treffliche Zierde/ daß Granat-
Aepffel daran hingen/ und daß es oben auff den Seulen
stund wie Rosen.
Diesen Seulen wurden ihre Nahmen gegeben/
die eine/ welche Hiram zur rechten Hand gesetzet hatte/ ward
genennet Jachin/ die andere/ welche er setzet zur lincken Hand/
1. Reg. 7, 15.
16. 17. 18. 21.
2. Paral.
3,
15.
hieß er Boas/ wie wir lesen 1. Reg. 7. v. 15. 16. 17. 18. 21. Hat das
Ansehen/ als stimmete hiermit nicht überein/ was 2. Paral. 3. v. 15.
gemel det wird/ daß nemlich die Seulen 35. Ellen weren lang
gewesen.
Aber es lassen sich beyde Stellen gar wol mit einander
vergleichen. Am ersten Orth werden etzliche Stück/ so zu den
Seulen gehöreten/ als da waren der Grund oder Fuß/ das Häupt/
und die Krone/ übergangen. Am andern Ort aber wird alles mit
eingerechnet/ deßwegen denn die Zahl der Ellen steiget und erhöhet
wird. Betreffende obberührte Nahmen so kömt Jachin her von
[fremdsprachliches Material - 3 Zeichen fehlen] paravit,
stabilivit,
sirmavit,
perfecit.
[fremdsprachliches Material - 2 Zeichen fehlen] fortis, ro-
bustus, sir-
mus, valido.
[fremdsprachliches Material - 3 Zeichen fehlen] welches so viel ist als praeparare, bereite: Boas aber entsprin-
get aus dem Wörtlein [fremdsprachliches Material - 2 Zeichen fehlen] und wird gedolmetschet/ fortis, starck/ fe-
ste und steiff.
Mag wol seyn/ daß GOtt durch diese Seulen die
Jüden hat erinnern wollen/ wie ihr Gottesdienst müste beschaffen
seyn/ wenn derselbige rechtschaffen solte erfunden werden/ nehmlich

es
Die ſechzehende Predigt/
Exordium.

ANdaͤchtige/ und Geliebte in CHriſto JEſu/
als der Koͤnig Salomo das Haͤuptgebaͤwde des Tem-
pels zu Jeruſalem hatte verfertigen laſſen/ machete
Hiram zwo ehrne Seulen/ iegliche achtzehen
Ellen hoch/ und ein Faden von zwoͤlff Ellen
war das Maß umb iegliche Seule her: Oben druͤber ſetzte
er ehrene Knaͤuffe/ derer ein ieder war fuͤnff Ellen hoch: ſo
hatte auch eine iegliche Seule Reiffe wie Ketten/ damit er
bedecket ward/
und gab eine treffliche Zierde/ daß Granat-
Aepffel daran hingen/ und daß es oben auff den Seulen
ſtund wie Roſen.
Dieſen Seulen wurden ihre Nahmen gegeben/
die eine/ welche Hiram zur rechten Hand geſetzet hatte/ ward
genennet Jachin/ die andere/ welche er ſetzet zur lincken Hand/
1. Reg. 7, 15.
16. 17. 18. 21.
2. Paral.
3,
15.
hieß er Boas/ wie wir leſen 1. Reg. 7. v. 15. 16. 17. 18. 21. Hat das
Anſehen/ als ſtimmete hiermit nicht uͤberein/ was 2. Paral. 3. v. 15.
gemel det wird/ daß nemlich die Seulen 35. Ellen weren lang
geweſen.
Aber es laſſen ſich beyde Stellen gar wol mit einander
vergleichen. Am erſten Orth werden etzliche Stuͤck/ ſo zu den
Seulen gehoͤreten/ als da waren der Grund oder Fuß/ das Haͤupt/
und die Krone/ uͤbergangen. Am andern Ort aber wird alles mit
eingerechnet/ deßwegen denn die Zahl der Ellen ſteiget und erhoͤhet
wird. Betreffende obberuͤhrte Nahmen ſo koͤmt Jachin her von
[fremdsprachliches Material – 3 Zeichen fehlen] paravit,
ſtabilivit,
ſirmavit,
perfecit.
[fremdsprachliches Material – 2 Zeichen fehlen] fortis, ro-
buſtus, ſir-
mus, valido.
[fremdsprachliches Material – 3 Zeichen fehlen] welches ſo viel iſt als præparare, bereitè: Boas aber entſprin-
get aus dem Woͤrtlein [fremdsprachliches Material – 2 Zeichen fehlen] und wird gedolmetſchet/ fortis, ſtarck/ fe-
ſte und ſteiff.
Mag wol ſeyn/ daß GOtt durch dieſe Seulen die
Juͤden hat erinnern wollen/ wie ihr Gottesdienſt muͤſte beſchaffen
ſeyn/ wenn derſelbige rechtſchaffen ſolte erfunden werden/ nehmlich

es
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0306" n="286"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Die &#x017F;echzehende Predigt/</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#b">Exordium.</hi> </hi> </head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">A</hi><hi rendition="#fr">Nda&#x0364;chtige/ und Geliebte in CHri&#x017F;to JE&#x017F;u/</hi><lb/>
als der Ko&#x0364;nig Salomo das Ha&#x0364;uptgeba&#x0364;wde des Tem-<lb/>
pels zu Jeru&#x017F;alem hatte verfertigen la&#x017F;&#x017F;en/ <hi rendition="#fr">machete<lb/>
Hiram zwo ehrne Seulen/ iegliche achtzehen<lb/>
Ellen hoch/ und ein Faden von zwo&#x0364;lff Ellen<lb/>
war das Maß umb iegliche Seule her: Oben dru&#x0364;ber &#x017F;etzte<lb/>
er ehrene Kna&#x0364;uffe/ derer ein ieder war fu&#x0364;nff Ellen hoch: &#x017F;o<lb/>
hatte auch eine iegliche Seule Reiffe wie Ketten/ damit er<lb/>
bedecket ward/</hi> und gab eine treffliche Zierde/ <hi rendition="#fr">daß Granat-<lb/>
Aepffel daran hingen/ und daß es oben auff den Seulen<lb/>
&#x017F;tund wie Ro&#x017F;en.</hi> Die&#x017F;en Seulen wurden ihre Nahmen gegeben/<lb/><hi rendition="#fr">die eine/</hi> welche Hiram <hi rendition="#fr">zur rechten Hand ge&#x017F;etzet</hi> hatte/ ward<lb/>
genennet <hi rendition="#fr">Jachin/ die andere/ welche er &#x017F;etzet zur lincken Hand/</hi><lb/><note place="left"><hi rendition="#i">1. <hi rendition="#aq">Reg. 7, 15.<lb/>
16. 17. 18. 21.<lb/>
2. Paral.</hi> 3,<lb/>
15.</hi></note><hi rendition="#fr">hieß er Boas/</hi> wie wir le&#x017F;en 1. Reg. 7. v. 15. 16. 17. 18. 21. Hat das<lb/>
An&#x017F;ehen/ als &#x017F;timmete hiermit nicht u&#x0364;berein/ was 2. Paral. 3. v. 15.<lb/>
gemel det wird/ daß nemlich <hi rendition="#fr">die Seulen 35. Ellen weren lang<lb/>
gewe&#x017F;en.</hi> Aber es la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich beyde Stellen gar wol mit einander<lb/>
vergleichen. Am er&#x017F;ten Orth werden etzliche Stu&#x0364;ck/ &#x017F;o zu den<lb/>
Seulen geho&#x0364;reten/ als da waren der Grund oder Fuß/ das Ha&#x0364;upt/<lb/>
und die Krone/ u&#x0364;bergangen. Am andern Ort aber wird alles mit<lb/>
eingerechnet/ deßwegen denn die Zahl der Ellen &#x017F;teiget und erho&#x0364;het<lb/>
wird. Betreffende obberu&#x0364;hrte Nahmen &#x017F;o ko&#x0364;mt <hi rendition="#fr">Jachin</hi> her von<lb/><note place="left"><hi rendition="#i"><gap reason="fm" unit="chars" quantity="3"/><hi rendition="#aq">paravit,<lb/>
&#x017F;tabilivit,<lb/>
&#x017F;irmavit,<lb/>
perfecit.<lb/><gap reason="fm" unit="chars" quantity="2"/> fortis, ro-<lb/>
bu&#x017F;tus, &#x017F;ir-<lb/>
mus, valido.</hi></hi></note><gap reason="fm" unit="chars" quantity="3"/> welches &#x017F;o viel i&#x017F;t als <hi rendition="#aq">præparare,</hi> <hi rendition="#fr">bereitè: Boas</hi> aber ent&#x017F;prin-<lb/>
get aus dem Wo&#x0364;rtlein <gap reason="fm" unit="chars" quantity="2"/> und wird gedolmet&#x017F;chet/ <hi rendition="#aq">fortis,</hi> <hi rendition="#fr">&#x017F;tarck/ fe-<lb/>
&#x017F;te und &#x017F;teiff.</hi> Mag wol &#x017F;eyn/ daß GOtt durch die&#x017F;e Seulen die<lb/>
Ju&#x0364;den hat erinnern wollen/ wie ihr Gottesdien&#x017F;t mu&#x0364;&#x017F;te be&#x017F;chaffen<lb/>
&#x017F;eyn/ wenn der&#x017F;elbige recht&#x017F;chaffen &#x017F;olte erfunden werden/ nehmlich<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">es</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[286/0306] Die ſechzehende Predigt/ Exordium. ANdaͤchtige/ und Geliebte in CHriſto JEſu/ als der Koͤnig Salomo das Haͤuptgebaͤwde des Tem- pels zu Jeruſalem hatte verfertigen laſſen/ machete Hiram zwo ehrne Seulen/ iegliche achtzehen Ellen hoch/ und ein Faden von zwoͤlff Ellen war das Maß umb iegliche Seule her: Oben druͤber ſetzte er ehrene Knaͤuffe/ derer ein ieder war fuͤnff Ellen hoch: ſo hatte auch eine iegliche Seule Reiffe wie Ketten/ damit er bedecket ward/ und gab eine treffliche Zierde/ daß Granat- Aepffel daran hingen/ und daß es oben auff den Seulen ſtund wie Roſen. Dieſen Seulen wurden ihre Nahmen gegeben/ die eine/ welche Hiram zur rechten Hand geſetzet hatte/ ward genennet Jachin/ die andere/ welche er ſetzet zur lincken Hand/ hieß er Boas/ wie wir leſen 1. Reg. 7. v. 15. 16. 17. 18. 21. Hat das Anſehen/ als ſtimmete hiermit nicht uͤberein/ was 2. Paral. 3. v. 15. gemel det wird/ daß nemlich die Seulen 35. Ellen weren lang geweſen. Aber es laſſen ſich beyde Stellen gar wol mit einander vergleichen. Am erſten Orth werden etzliche Stuͤck/ ſo zu den Seulen gehoͤreten/ als da waren der Grund oder Fuß/ das Haͤupt/ und die Krone/ uͤbergangen. Am andern Ort aber wird alles mit eingerechnet/ deßwegen denn die Zahl der Ellen ſteiget und erhoͤhet wird. Betreffende obberuͤhrte Nahmen ſo koͤmt Jachin her von ___ welches ſo viel iſt als præparare, bereitè: Boas aber entſprin- get aus dem Woͤrtlein __ und wird gedolmetſchet/ fortis, ſtarck/ fe- ſte und ſteiff. Mag wol ſeyn/ daß GOtt durch dieſe Seulen die Juͤden hat erinnern wollen/ wie ihr Gottesdienſt muͤſte beſchaffen ſeyn/ wenn derſelbige rechtſchaffen ſolte erfunden werden/ nehmlich es 1. Reg. 7, 15. 16. 17. 18. 21. 2. Paral. 3, 15. ___ paravit, ſtabilivit, ſirmavit, perfecit. __ fortis, ro- buſtus, ſir- mus, valido.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/cundisius_predigten_1648
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/cundisius_predigten_1648/306
Zitationshilfe: Cundisius, Gottfried: Der Geistreiche Prophet Haggaj. Leipzig, 1648, S. 286. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cundisius_predigten_1648/306>, abgerufen am 21.11.2024.