Cundisius, Gottfried: Der Geistreiche Prophet Haggaj. Leipzig, 1648.Die erste Predigt/ "Warheit/ und übertrifft alles/ ihn der König also angere-"det: Heische was du wilst/ auch mehr denn in der Schrifft "(in dem Begnadungs-Briefe) bestimmet ist/ das wil ich dir ge- "ben. Denn du bist verständiger erfunden/ denn deine Ge- "sellen/ du solst zu nechst bey mir sitzen/ und mein Freund ge- nennet werden. Der Cammer diener aber erinnert ihn sei- "ner Zusage/ und sprach: Gedencke an deine Gelübde/ das "du versprochen hast an dem Tage/ da du zum Reich kamest; "Jerusalem solte gebawet werden/ und alle Gefässe die von "dannen genommen/ welche der König Cyrus auffhub/ da er Babel zerstörete/ und wolte sie gen Jerusalem schicken/ sol- "ten wieder gegeben werden. Du hast auch angelobet den "Tempel/ den die Jdumeer verbrant haben/ da das Jüdi- "sche Land von den Chaldeern ward verherget/ solte wieder "auffgerichtet werden. So ist nun dis/ das ich begehre/ dis "ist die Herrligkeit/ die ich von dir/ Herr König/ fordere/ v. 42. 43. 44. 45. 46."nemlich daß du die Gelübde leistest/ die du dem Könige des "Himmels aus deinem Munde verheissen hast. Worauff eine "gewündschte Antwort erfolget/ in dem der König alles be- "williget/ sich auch gar gnädig/ und milde bezeiget hat/ ist "auch dieser Diener auffgebrochen/ und hat sein Antlitz nach v. 58. videatur B. Lutheri praefatio Germ. super Baruch. Consulatur quoq offici- na Biblica Dn. D. Mich. Waltheri p. 1204. & 1205.Jerusalem zugekehret. (v. 58.) Aber wir stellen solches an sei- nen Orth/ und lassen es bey Herrn Lutheri seliger Gedäch[tn]üß Vr- thel bewenden/ welcher dis Buch/ in Anschung/ daß es von keiner importans, oder Wichtigkeit/ nicht verdeutschet hat. Wenn man auch die newlich angeführte Relation etwas schärffer ansiehet/ und genawer betrachtet/ ist offenbar/ daß die Beschreibung Esdrae des Schrifftgelehrten nicht eintrifft. Denn derselbige müste im ange- zogenen vierdten Capitel/ vers. 58. durch den Jüngling verstanden werden; Aber dieses reimet sich darumb nicht/ weil im andern Jahr der Regierung des Darii Nothi ermeldter Schrifftgelehrter das hun-
Die erſte Predigt/ ”Warheit/ und uͤbertrifft alles/ ihn der Koͤnig alſo angere-”det: Heiſche was du wilſt/ auch mehr denn in der Schrifft ”(in dem Begnadungs-Briefe) beſtimmet iſt/ das wil ich dir ge- ”ben. Denn du biſt verſtaͤndiger erfunden/ denn deine Ge- ”ſellen/ du ſolſt zu nechſt bey mir ſitzen/ und mein Freund ge- nennet werden. Der Cammer diener aber erinnert ihn ſei- ”ner Zuſage/ und ſprach: Gedencke an deine Geluͤbde/ das ”du verſprochen haſt an dem Tage/ da du zum Reich kameſt; ”Jeruſalem ſolte gebawet werden/ und alle Gefaͤſſe die von ”dannen genommen/ welche der Koͤnig Cyrus auffhub/ da er Babel zerſtoͤrete/ und wolte ſie gen Jeruſalem ſchicken/ ſol- ”ten wieder gegeben werden. Du haſt auch angelobet den ”Tempel/ den die Jdumeer verbrant haben/ da das Juͤdi- ”ſche Land von den Chaldeern ward verherget/ ſolte wieder ”auffgerichtet werden. So iſt nun dis/ das ich begehre/ dis ”iſt die Herrligkeit/ die ich von dir/ Herr Koͤnig/ fordere/ v. 42. 43. 44. 45. 46.”nemlich daß du die Geluͤbde leiſteſt/ die du dem Koͤnige des ”Him̃els aus deinem Munde verheiſſen haſt. Worauff eine ”gewuͤndſchte Antwort erfolget/ in dem der Koͤnig alles be- ”williget/ ſich auch gar gnaͤdig/ und milde bezeiget hat/ iſt ”auch dieſer Diener auffgebrochen/ und hat ſein Antlitz nach v. 58. videatur B. Lutheri præfatio Germ. ſuper Baruch. Conſulatur quoq́ offici- na Biblica Dn. D. Mich. Waltheri p. 1204. & 1205.Jeruſalem zugekehret. (v. 58.) Aber wir ſtellen ſolches an ſei- nen Orth/ und laſſen es bey Herrn Lutheri ſeliger Gedaͤch[tn]uͤß Vr- thel bewenden/ welcher dis Buch/ in Anſchung/ daß es von keiner importans, oder Wichtigkeit/ nicht verdeutſchet hat. Wenn man auch die newlich angefuͤhrte Relation etwas ſchaͤrffer anſiehet/ und genawer betrachtet/ iſt offenbar/ daß die Beſchreibung Esdræ des Schrifftgelehrten nicht eintrifft. Denn derſelbige müſte im ange- zogenen vierdten Capitel/ verſ. 58. durch den Juͤngling verſtanden werden; Aber dieſes reimet ſich darumb nicht/ weil im andern Jahr der Regierung des Darii Nothi ermeldter Schrifftgelehrter das hun-
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”(in dem Begnadungs-Briefe) beſtimmet iſt/ das wil ich dir ge-
”ben. Denn du biſt verſtaͤndiger erfunden/ denn deine Ge-
”ſellen/ du ſolſt zu nechſt bey mir ſitzen/ und mein Freund ge-
nennet werden. Der Cammer diener aber erinnert ihn ſei-
”ner Zuſage/ und ſprach: Gedencke an deine Geluͤbde/ das
”du verſprochen haſt an dem Tage/ da du zum Reich kameſt;
”Jeruſalem ſolte gebawet werden/ und alle Gefaͤſſe die von
”dannen genommen/ welche der Koͤnig Cyrus auffhub/ da er
Babel zerſtoͤrete/ und wolte ſie gen Jeruſalem ſchicken/ ſol-
”ten wieder gegeben werden. Du haſt auch angelobet den
”Tempel/ den die Jdumeer verbrant haben/ da das Juͤdi-
”ſche Land von den Chaldeern ward verherget/ ſolte wieder
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”Him̃els aus deinem Munde verheiſſen haſt. Worauff eine
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Jeruſalem zugekehret. (v. 58.) Aber wir ſtellen ſolches an ſei-
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thel bewenden/ welcher dis Buch/ in Anſchung/ daß es von keiner
importans, oder Wichtigkeit/ nicht verdeutſchet hat. Wenn man
auch die newlich angefuͤhrte Relation etwas ſchaͤrffer anſiehet/ und
genawer betrachtet/ iſt offenbar/ daß die Beſchreibung Esdræ des
Schrifftgelehrten nicht eintrifft. Denn derſelbige müſte im ange-
zogenen vierdten Capitel/ verſ. 58. durch den Juͤngling verſtanden
werden; Aber dieſes reimet ſich darumb nicht/ weil im andern Jahr
der Regierung des Darii Nothi ermeldter Schrifftgelehrter das
hun-
v. 42. 43.
44. 45. 46.
v. 58.
videatur B.
Lutheri
præfatio
Germ. ſuper
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