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Cundisius, Gottfried: Der Geistreiche Prophet Haggaj. Leipzig, 1648.

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Die andere Predigt/
Durch Adams Fall ist gantz verderbt
Menschlich Natur und Wesen/
Dasselb Gifft ist auff uns geerbt/
Daß wir nicht kunten g'nesen/
Ohn Gottes Trost/
Der uns erlöst
Hat von dem grossen Schaden/
Darein die Schlang
Evam bezwang/
Gott's Zorn auff sie zu laden.

Es wollen die Leute offt weder sehen noch hören/ wenn sie den
Hos. 6 v. 7.Bund übertreten/ wie Adam/ Hos. 6. v. 7. und wenn sie lauf-
Jer. 8. v. 6.fen in ihren Lauff/ wie ein grimmiger Hengst im Streit/ Jer. 8.
v. 6. Jn ondetheit henget diese Vnart den Menschen an/ daß sie
böse Sachen zu beschönen sich bemühen/ und also die Felgenblätter
von unsern ersten Eltern entlehnen. Damit wolte sich nach began-
genem Bruder-Mord bedecken der Cain/ der zu Gott dem HERRN/
welcher fragte/ wo Habel were/ sprach: Jch weiß nicht/ sol ich
Gen. 4. v. 9.meines Bruders Hüter seyn? Genes. 4. v. 9. Dieselbige ge-
brauchten Simeon und Levi/ als sie ihre Blutdürstigkeit/
verübte Räuberey und Plünderung damit zu bemänteln sich
unterstunden/ daß Sichem/ der Sohn Hemor/ ihre Schwe-

Gen. 34. v.
25. 26. 27. 31.
ster die Dinam geschändet hatte/ Genes. 34. v. 25. 26. 27. 31.
Diese Feigenblätter gebrauchete der König Saul/ als er wider
den Göttlichen Befehl gehandelt/ in dem er Agags/ des
Königes der Amalekiter/ wie auch der guten Schafe/ Rin-
der und gemästeten Lämmer verschonet hatte/ welches er

da-
Die andere Predigt/
Durch Adams Fall iſt gantz verderbt
Menſchlich Natur und Weſen/
Daſſelb Gifft iſt auff uns geerbt/
Daß wir nicht kunten g’neſen/
Ohn Gottes Troſt/
Der uns erloͤſt
Hat von dem groſſen Schaden/
Darein die Schlang
Evam bezwang/
Gott’s Zorn auff ſie zu laden.

Es wollen die Leute offt weder ſehen noch hoͤren/ wenn ſie den
Hoſ. 6 v. 7.Bund uͤbertreten/ wie Adam/ Hoſ. 6. v. 7. und wenn ſie lauf-
Jer. 8. v. 6.fen in ihren Lauff/ wie ein grim̃iger Hengſt im Streit/ Jer. 8.
v. 6. Jn ondetheit henget dieſe Vnart den Menſchen an/ daß ſie
boͤſe Sachen zu beſchoͤnen ſich bemuͤhen/ und alſo die Felgenblätter
von unſern erſten Eltern entlehnen. Damit wolte ſich nach began-
genem Bruder-Mord bedecken der Cain/ der zu Gott dem HERRN/
welcher fragte/ wo Habel were/ ſprach: Jch weiß nicht/ ſol ich
Gen. 4. v. 9.meines Bruders Huͤter ſeyn? Geneſ. 4. v. 9. Dieſelbige ge-
brauchten Simeon und Levi/ als ſie ihre Blutduͤrſtigkeit/
veruͤbte Raͤuberey und Pluͤnderung damit zu bemaͤnteln ſich
unterſtunden/ daß Sichem/ der Sohn Hemor/ ihre Schwe-

Gen. 34. v.
25. 26. 27. 31.
ſter die Dinam geſchaͤndet hatte/ Geneſ. 34. v. 25. 26. 27. 31.
Dieſe Feigenblaͤtter gebrauchete der Koͤnig Saul/ als er wider
den Goͤttlichen Befehl gehandelt/ in dem er Agags/ des
Koͤniges der Amalekiter/ wie auch der guten Schafe/ Rin-
der und gemaͤſteten Laͤmmer verſchonet hatte/ welches er

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[28/0048] Die andere Predigt/ Durch Adams Fall iſt gantz verderbt Menſchlich Natur und Weſen/ Daſſelb Gifft iſt auff uns geerbt/ Daß wir nicht kunten g’neſen/ Ohn Gottes Troſt/ Der uns erloͤſt Hat von dem groſſen Schaden/ Darein die Schlang Evam bezwang/ Gott’s Zorn auff ſie zu laden. Es wollen die Leute offt weder ſehen noch hoͤren/ wenn ſie den Bund uͤbertreten/ wie Adam/ Hoſ. 6. v. 7. und wenn ſie lauf- fen in ihren Lauff/ wie ein grim̃iger Hengſt im Streit/ Jer. 8. v. 6. Jn ondetheit henget dieſe Vnart den Menſchen an/ daß ſie boͤſe Sachen zu beſchoͤnen ſich bemuͤhen/ und alſo die Felgenblätter von unſern erſten Eltern entlehnen. Damit wolte ſich nach began- genem Bruder-Mord bedecken der Cain/ der zu Gott dem HERRN/ welcher fragte/ wo Habel were/ ſprach: Jch weiß nicht/ ſol ich meines Bruders Huͤter ſeyn? Geneſ. 4. v. 9. Dieſelbige ge- brauchten Simeon und Levi/ als ſie ihre Blutduͤrſtigkeit/ veruͤbte Raͤuberey und Pluͤnderung damit zu bemaͤnteln ſich unterſtunden/ daß Sichem/ der Sohn Hemor/ ihre Schwe- ſter die Dinam geſchaͤndet hatte/ Geneſ. 34. v. 25. 26. 27. 31. Dieſe Feigenblaͤtter gebrauchete der Koͤnig Saul/ als er wider den Goͤttlichen Befehl gehandelt/ in dem er Agags/ des Koͤniges der Amalekiter/ wie auch der guten Schafe/ Rin- der und gemaͤſteten Laͤmmer verſchonet hatte/ welches er da- Hoſ. 6 v. 7. Jer. 8. v. 6. Gen. 4. v. 9. Gen. 34. v. 25. 26. 27. 31.

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Zitationshilfe: Cundisius, Gottfried: Der Geistreiche Prophet Haggaj. Leipzig, 1648, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cundisius_predigten_1648/48>, abgerufen am 23.11.2024.