Curtius, Ernst: Alterthum und Gegenwart. Gesammelte Reden und Vorträge. Bd. 1. Berlin, 1875.Kunstsammlungen, ihre Geschichte und ihre Bestimmung. und ihre Geschichte zu ergänzen. Wie anders war das Ver¬hältniß der Römer zu Griechenland! Von Hause aus den Griechen verwandt und ebenbürtig, Indessen traten die Herren der Welt den griechischen So behielt Marcellus, welcher über die erste Griechen¬ So füllte sich Rom mit Siegesdenkmälern, welche zu¬ Kunſtſammlungen, ihre Geſchichte und ihre Beſtimmung. und ihre Geſchichte zu ergänzen. Wie anders war das Ver¬hältniß der Römer zu Griechenland! Von Hauſe aus den Griechen verwandt und ebenbürtig, Indeſſen traten die Herren der Welt den griechiſchen So behielt Marcellus, welcher über die erſte Griechen¬ So füllte ſich Rom mit Siegesdenkmälern, welche zu¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0117" n="101"/><fw place="top" type="header">Kunſtſammlungen, ihre Geſchichte und ihre Beſtimmung.<lb/></fw> und ihre Geſchichte zu ergänzen. Wie anders war das Ver¬<lb/> hältniß der Römer zu Griechenland!</p><lb/> <p>Von Hauſe aus den Griechen verwandt und ebenbürtig,<lb/> hatten ſie eine reiche Geſchichte hinter ſich und kamen als<lb/> Sieger in die Städte der Griechen, um an Stelle der er¬<lb/> ſchöpften Kleinſtaaten den Seefrieden zu hüten und den herren¬<lb/> los gewordenen Orient zu regieren.</p><lb/> <p>Indeſſen traten die Herren der Welt den griechiſchen<lb/> Kunſtwerken mit einer merkwürdigen Unentſchloſſenheit gegen¬<lb/> über; ſie ſchwankten, ob ſie dieſelben als gewöhnliches Beute¬<lb/> gut behandeln ſollten, oder ob ſie darin die Götter achten<lb/> müßten, die gemeinſam verehrten, in deren Dienſte die Werke<lb/> entſtanden ſeien. Die prieſterlichen Behörden wurden gefragt,<lb/> wie man Heiliges von Profanem unterſcheiden ſolle, und ſchlie߬<lb/> lich wurden die Bedenken ſo überwunden, daß man das den<lb/> Göttern Genommene andern Göttern wiedergab und nament¬<lb/> lich denjenigen, welchen man vor dem Auszuge oder am Tage<lb/> der Entſcheidung eine Stiftung gelobt hatte.</p><lb/> <p>So behielt Marcellus, welcher über die erſte Griechen¬<lb/> ſtadt triumphirt hatte, nur einen Himmelsglobus für ſich und<lb/> weihte alles Andere, was er aus Syrakus gewonnen, den<lb/> Gottheiten Honor und Virtus, welchen er vor dem Thore,<lb/> das nach Sicilien führte, ein Heiligthum baute. M. Fulvius<lb/> weihte nach Beſiegung der Aetoler ein Heiligthum dem Her¬<lb/> kules und den Muſen, Andere Heiligthümer der Fortuna.<lb/> C. Soſius, der als Legat des Antonius in Syrien gekämpft<lb/> hatte, baute einen Apollotempel, Cn. Domitius, der den Schif¬<lb/> fen ſein Glück verdankte, um dieſelbe Zeit einen Tempel des<lb/> Neptunus.</p><lb/> <p>So füllte ſich Rom mit Siegesdenkmälern, welche zu¬<lb/> gleich die erſten Sammlungen griechiſcher Antiken waren und<lb/> bald zu den größten Merkwürdigkeiten der Stadt gehörten.<lb/> Es waren auch Tempelmuſeen, Denkmäler zu Ehren des Staats<lb/> und ſeiner Götter; ſie wurden aber, je mehr zu Ende der<lb/> Republik die einzelnen Perſönlichkeiten als ſolche hervortraten,<lb/> Denkmäler des perſönlichen Ehrgeizes. Man ſprach von den<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [101/0117]
Kunſtſammlungen, ihre Geſchichte und ihre Beſtimmung.
und ihre Geſchichte zu ergänzen. Wie anders war das Ver¬
hältniß der Römer zu Griechenland!
Von Hauſe aus den Griechen verwandt und ebenbürtig,
hatten ſie eine reiche Geſchichte hinter ſich und kamen als
Sieger in die Städte der Griechen, um an Stelle der er¬
ſchöpften Kleinſtaaten den Seefrieden zu hüten und den herren¬
los gewordenen Orient zu regieren.
Indeſſen traten die Herren der Welt den griechiſchen
Kunſtwerken mit einer merkwürdigen Unentſchloſſenheit gegen¬
über; ſie ſchwankten, ob ſie dieſelben als gewöhnliches Beute¬
gut behandeln ſollten, oder ob ſie darin die Götter achten
müßten, die gemeinſam verehrten, in deren Dienſte die Werke
entſtanden ſeien. Die prieſterlichen Behörden wurden gefragt,
wie man Heiliges von Profanem unterſcheiden ſolle, und ſchlie߬
lich wurden die Bedenken ſo überwunden, daß man das den
Göttern Genommene andern Göttern wiedergab und nament¬
lich denjenigen, welchen man vor dem Auszuge oder am Tage
der Entſcheidung eine Stiftung gelobt hatte.
So behielt Marcellus, welcher über die erſte Griechen¬
ſtadt triumphirt hatte, nur einen Himmelsglobus für ſich und
weihte alles Andere, was er aus Syrakus gewonnen, den
Gottheiten Honor und Virtus, welchen er vor dem Thore,
das nach Sicilien führte, ein Heiligthum baute. M. Fulvius
weihte nach Beſiegung der Aetoler ein Heiligthum dem Her¬
kules und den Muſen, Andere Heiligthümer der Fortuna.
C. Soſius, der als Legat des Antonius in Syrien gekämpft
hatte, baute einen Apollotempel, Cn. Domitius, der den Schif¬
fen ſein Glück verdankte, um dieſelbe Zeit einen Tempel des
Neptunus.
So füllte ſich Rom mit Siegesdenkmälern, welche zu¬
gleich die erſten Sammlungen griechiſcher Antiken waren und
bald zu den größten Merkwürdigkeiten der Stadt gehörten.
Es waren auch Tempelmuſeen, Denkmäler zu Ehren des Staats
und ſeiner Götter; ſie wurden aber, je mehr zu Ende der
Republik die einzelnen Perſönlichkeiten als ſolche hervortraten,
Denkmäler des perſönlichen Ehrgeizes. Man ſprach von den
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |