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Curtius, Ernst: Alterthum und Gegenwart. Gesammelte Reden und Vorträge. Bd. 1. Berlin, 1875.

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Kunstsammlungen, ihre Geschichte und ihre Bestimmung.
ters zurückzuziehen. Aber es wird anders werden und es ist
schon anders geworden.

In Köln zeigt man mit gerechtem Stolze das durch den
edeln Sinn eines Bürgers geschaffene Museum, das jedem
Fürsten Ehre machen würde, und in unsrer Stadt hat ein
Mitbürger dem Staate einen reichen Kunstschatz vermacht, zu
dessen würdiger Aufnahme unter den Auspicien unseres regie¬
renden Königs ein dritter Kunstpalast emporsteigt, wo die
neue Zeit neben der alten zu ihrem Rechte kommen wird.

Es handelt sich ja aber nicht um Stiftungen ganzer
Sammlungen. Wie viel könnte erreicht werden, wenn das
Museum in seinem Streben nach Veranschaulichung des ge¬
sammten Kunstlebens durch edlen Bürgersinn unterstützt würde,
damit es sein hohes Ziel schneller, vollständiger, des Vater¬
landes immer würdiger, erreichen könne! Das wäre ein
Zeichen, daß unser Museum kein fremdartiges Glied in der
Reihe unsrer städtischen Prachtgebäude ist, sondern daß es den
Sinn für das Schöne und Große erweckt hat. Das wäre,
nachdem unsere Könige vorangegangen sind und den edelsten
Schmuck ihrer Gärten und Schlösser dem Volke zur Bildung
und zum Genusse dargebracht haben, des Volkes bester Dank
gegen seine Könige und die sicherste Bürgschaft für das Ge¬
deihen einer Anstalt, welche die idealen Interessen der Stadt
und des Staats zu vertreten hat. Wie glücklich würde ich
deshalb sein, wenn diese Stunde dazu beigetragen hätte, nicht
nur die Geschichte der Kunstsammlungen in alter und neuer
Zeit klarer zu machen, sondern auch in Diesem oder Jenem
einen Eifer zu entzünden, an der Fortbildung unsrer Samm¬
lungen fördernden Antheil zu nehmen und so das königliche
Werk mehr und mehr zu einem nationalen zu machen!


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Kunſtſammlungen, ihre Geſchichte und ihre Beſtimmung.
ters zurückzuziehen. Aber es wird anders werden und es iſt
ſchon anders geworden.

In Köln zeigt man mit gerechtem Stolze das durch den
edeln Sinn eines Bürgers geſchaffene Muſeum, das jedem
Fürſten Ehre machen würde, und in unſrer Stadt hat ein
Mitbürger dem Staate einen reichen Kunſtſchatz vermacht, zu
deſſen würdiger Aufnahme unter den Auſpicien unſeres regie¬
renden Königs ein dritter Kunſtpalaſt emporſteigt, wo die
neue Zeit neben der alten zu ihrem Rechte kommen wird.

Es handelt ſich ja aber nicht um Stiftungen ganzer
Sammlungen. Wie viel könnte erreicht werden, wenn das
Muſeum in ſeinem Streben nach Veranſchaulichung des ge¬
ſammten Kunſtlebens durch edlen Bürgerſinn unterſtützt würde,
damit es ſein hohes Ziel ſchneller, vollſtändiger, des Vater¬
landes immer würdiger, erreichen könne! Das wäre ein
Zeichen, daß unſer Muſeum kein fremdartiges Glied in der
Reihe unſrer ſtädtiſchen Prachtgebäude iſt, ſondern daß es den
Sinn für das Schöne und Große erweckt hat. Das wäre,
nachdem unſere Könige vorangegangen ſind und den edelſten
Schmuck ihrer Gärten und Schlöſſer dem Volke zur Bildung
und zum Genuſſe dargebracht haben, des Volkes beſter Dank
gegen ſeine Könige und die ſicherſte Bürgſchaft für das Ge¬
deihen einer Anſtalt, welche die idealen Intereſſen der Stadt
und des Staats zu vertreten hat. Wie glücklich würde ich
deshalb ſein, wenn dieſe Stunde dazu beigetragen hätte, nicht
nur die Geſchichte der Kunſtſammlungen in alter und neuer
Zeit klarer zu machen, ſondern auch in Dieſem oder Jenem
einen Eifer zu entzünden, an der Fortbildung unſrer Samm¬
lungen fördernden Antheil zu nehmen und ſo das königliche
Werk mehr und mehr zu einem nationalen zu machen!


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[115/0131] Kunſtſammlungen, ihre Geſchichte und ihre Beſtimmung. ters zurückzuziehen. Aber es wird anders werden und es iſt ſchon anders geworden. In Köln zeigt man mit gerechtem Stolze das durch den edeln Sinn eines Bürgers geſchaffene Muſeum, das jedem Fürſten Ehre machen würde, und in unſrer Stadt hat ein Mitbürger dem Staate einen reichen Kunſtſchatz vermacht, zu deſſen würdiger Aufnahme unter den Auſpicien unſeres regie¬ renden Königs ein dritter Kunſtpalaſt emporſteigt, wo die neue Zeit neben der alten zu ihrem Rechte kommen wird. Es handelt ſich ja aber nicht um Stiftungen ganzer Sammlungen. Wie viel könnte erreicht werden, wenn das Muſeum in ſeinem Streben nach Veranſchaulichung des ge¬ ſammten Kunſtlebens durch edlen Bürgerſinn unterſtützt würde, damit es ſein hohes Ziel ſchneller, vollſtändiger, des Vater¬ landes immer würdiger, erreichen könne! Das wäre ein Zeichen, daß unſer Muſeum kein fremdartiges Glied in der Reihe unſrer ſtädtiſchen Prachtgebäude iſt, ſondern daß es den Sinn für das Schöne und Große erweckt hat. Das wäre, nachdem unſere Könige vorangegangen ſind und den edelſten Schmuck ihrer Gärten und Schlöſſer dem Volke zur Bildung und zum Genuſſe dargebracht haben, des Volkes beſter Dank gegen ſeine Könige und die ſicherſte Bürgſchaft für das Ge¬ deihen einer Anſtalt, welche die idealen Intereſſen der Stadt und des Staats zu vertreten hat. Wie glücklich würde ich deshalb ſein, wenn dieſe Stunde dazu beigetragen hätte, nicht nur die Geſchichte der Kunſtſammlungen in alter und neuer Zeit klarer zu machen, ſondern auch in Dieſem oder Jenem einen Eifer zu entzünden, an der Fortbildung unſrer Samm¬ lungen fördernden Antheil zu nehmen und ſo das königliche Werk mehr und mehr zu einem nationalen zu machen! 8*

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Zitationshilfe: Curtius, Ernst: Alterthum und Gegenwart. Gesammelte Reden und Vorträge. Bd. 1. Berlin, 1875, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/curtius_alterthum01_1875/131>, abgerufen am 30.11.2024.