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Curtius, Georg: Zur Kritik der neuesten Sprachforschung. Leipzig, 1885.

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Analogiebildung, angefügt worden seien, wie dies z. B. für
das S. 26 besprochene outos und für Formen wie phereis be-
hauptet ist.




Wir kehren nun wieder zu dem zurück, was S. 130 be-
rührt ward, zu der Abneigung gegen die morphogonischen
Untersuchungen. Trotz dieser Abneigung bringt gleich das
erste Heft von Osthoff-Brugmann's morphologischen Unter-
suchungen eine ganze Reihe von Artikeln morphogonischen
Inhalts. Auf die Fragen selbst einzugehen, ist hier nicht
unsere Aufgabe. Ich habe dem, was Verbum I2 erörtert ist,
nichts wesentliches hinzuzufügen. Hier mache ich nur darauf
aufmerksam, wie selbst denen, welche solche Forschungen im
Princip ablehnen, ein völliges Vermeiden derselben in der
Praxis unmöglich ist. Ich hebe aus dem Inhalte jenes Heftes
nur eine Frage hervor.

Eine Untersuchung morphogonischer Art ist die über die
Imperativformen auf sanskr. tant, griech. to, lat. to. In Bezug
auf die Thatsachen verweise ich auf Whitney Sanskritgr. § 570
und mein Verbum II2 57. Wir müssen hierbei etwas länger ver-
weilen. Scherer hatte zuerst (Z. Gesch. d. d. Spr. 2. Aufl. 340)
ausgesprochen: "Ich sehe darin (in der Endung tant) ein abla-
tivisches Adverbium vom Part. perf. pass. auf ta"
. "Unser
aufgemerkt! achtgegeben! fällt jedem ein"
. Mit dieser Er-
klärung stimmt Brugmann Morphol. Unters. I, 166 ff. überein.
Wesentliche Gründe dagegen scheinen mir folgende. In Be-
treff des Ablativs scheint Brugmann selbst Zweifel gehabt zu
haben, indem er sagt: "Diese Frage lassen wir auf sich be-
ruhen". Ablativische Form tragen unstreitig viele Adverbien
an sich, wie bekanntlich die griechischen auf -o oder -os
und die lateinischen auf on(d). Nach Analogie von kalos,
raron liesse sich also auch wohl ein daton, viviton als Casusform
denken. Dennoch nahm Delbrück Einl.1 S. 97 Anstoss an sol-
chen Ablativformen, die schon in ursprachlicher Zeit in ad-

Analogiebildung, angefügt worden seien, wie dies z. B. für
das S. 26 besprochene οὕτος und für Formen wie φέρεις be-
hauptet ist.




Wir kehren nun wieder zu dem zurück, was S. 130 be-
rührt ward, zu der Abneigung gegen die morphogonischen
Untersuchungen. Trotz dieser Abneigung bringt gleich das
erste Heft von Osthoff-Brugmann's morphologischen Unter-
suchungen eine ganze Reihe von Artikeln morphogonischen
Inhalts. Auf die Fragen selbst einzugehen, ist hier nicht
unsere Aufgabe. Ich habe dem, was Verbum I2 erörtert ist,
nichts wesentliches hinzuzufügen. Hier mache ich nur darauf
aufmerksam, wie selbst denen, welche solche Forschungen im
Princip ablehnen, ein völliges Vermeiden derselben in der
Praxis unmöglich ist. Ich hebe aus dem Inhalte jenes Heftes
nur eine Frage hervor.

Eine Untersuchung morphogonischer Art ist die über die
Imperativformen auf sanskr. tāt, griech. τω, lat. to. In Bezug
auf die Thatsachen verweise ich auf Whitney Sanskritgr. § 570
und mein Verbum II2 57. Wir müssen hierbei etwas länger ver-
weilen. Scherer hatte zuerst (Z. Gesch. d. d. Spr. 2. Aufl. 340)
ausgesprochen: „Ich sehe darin (in der Endung tāt) ein abla-
tivisches Adverbium vom Part. perf. pass. auf ta
. „Unser
aufgemerkt! achtgegeben! fällt jedem ein“
. Mit dieser Er-
klärung stimmt Brugmann Morphol. Unters. I, 166 ff. überein.
Wesentliche Gründe dagegen scheinen mir folgende. In Be-
treff des Ablativs scheint Brugmann selbst Zweifel gehabt zu
haben, indem er sagt: „Diese Frage lassen wir auf sich be-
ruhen“. Ablativische Form tragen unstreitig viele Adverbien
an sich, wie bekanntlich die griechischen auf oder -ως
und die lateinischen auf (d). Nach Analogie von καλῶς,
rarο̄ liesse sich also auch wohl ein datō, vivitō als Casusform
denken. Dennoch nahm Delbrück Einl.1 S. 97 Anstoss an sol-
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[141/0149] Analogiebildung, angefügt worden seien, wie dies z. B. für das S. 26 besprochene οὕτος und für Formen wie φέρεις be- hauptet ist. Wir kehren nun wieder zu dem zurück, was S. 130 be- rührt ward, zu der Abneigung gegen die morphogonischen Untersuchungen. Trotz dieser Abneigung bringt gleich das erste Heft von Osthoff-Brugmann's morphologischen Unter- suchungen eine ganze Reihe von Artikeln morphogonischen Inhalts. Auf die Fragen selbst einzugehen, ist hier nicht unsere Aufgabe. Ich habe dem, was Verbum I2 erörtert ist, nichts wesentliches hinzuzufügen. Hier mache ich nur darauf aufmerksam, wie selbst denen, welche solche Forschungen im Princip ablehnen, ein völliges Vermeiden derselben in der Praxis unmöglich ist. Ich hebe aus dem Inhalte jenes Heftes nur eine Frage hervor. Eine Untersuchung morphogonischer Art ist die über die Imperativformen auf sanskr. tāt, griech. τω, lat. to. In Bezug auf die Thatsachen verweise ich auf Whitney Sanskritgr. § 570 und mein Verbum II2 57. Wir müssen hierbei etwas länger ver- weilen. Scherer hatte zuerst (Z. Gesch. d. d. Spr. 2. Aufl. 340) ausgesprochen: „Ich sehe darin (in der Endung tāt) ein abla- tivisches Adverbium vom Part. perf. pass. auf ta“. „Unser aufgemerkt! achtgegeben! fällt jedem ein“. Mit dieser Er- klärung stimmt Brugmann Morphol. Unters. I, 166 ff. überein. Wesentliche Gründe dagegen scheinen mir folgende. In Be- treff des Ablativs scheint Brugmann selbst Zweifel gehabt zu haben, indem er sagt: „Diese Frage lassen wir auf sich be- ruhen“. Ablativische Form tragen unstreitig viele Adverbien an sich, wie bekanntlich die griechischen auf -ω oder -ως und die lateinischen auf ō(d). Nach Analogie von καλῶς, rarο̄ liesse sich also auch wohl ein datō, vivitō als Casusform denken. Dennoch nahm Delbrück Einl.1 S. 97 Anstoss an sol- chen Ablativformen, die schon in ursprachlicher Zeit in ad-

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Zitationshilfe: Curtius, Georg: Zur Kritik der neuesten Sprachforschung. Leipzig, 1885, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/curtius_sprachforschung_1885/149>, abgerufen am 21.11.2024.