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Curtius, Georg: Zur Kritik der neuesten Sprachforschung. Leipzig, 1885.

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4) Association 1) mit der Unterabtheilung "Formen-
association".

5) Angleichung und Ausgleichung.

6) Verschleppung. So findet sich oft die Wendung:
Der Laut a ist "irgendwie verschleppt".

7) Contamination für eine besonders verwickelte Art
der Erscheinung, ähnlich Vicariatsbildung.

8) Stumpfsinnige Uebertragung. Brugmann, Stu-
dien IX, 322. Dagegen Misteli in Steinthal's Zeitschr. f. Völker-
psychol. u. Sprachwissenschaft XI, 436. Endlich

9) die Form a hat ihr x von b bezogen. 2)

Man sieht, hier gilt der Spruch des Aeschylus: pollon
onomaton morphe mia
. Also an Namen für diesen Begriff fehlt
es nicht, zumal da noch manche andre Ausdrücke, z. B. Ver-
flechtung, Verschmelzung, Kreuzung, Rückbildung

für verschiedene Unterarten dieses Vorganges gelegentlich zur
Anwendung kommen, andre aber, wenn man in diesem Sinne
fortfahren wollte, noch erforderlich sein würden, so nament-
lich im Gegensatz zur Formübertragung eine Bedeutungs-
übertragung, die für Casus- und Modusvertauschung häufig
behauptet ist. Die weiteste Verbreitung hat die erste Bezeich-
nung "Analogiebildung" gefunden, weshalb auch ich mich
dieser Benennung anschliesse. Indem man sich der Kürze
wegen auch öfter des Ausdrucks "Analogie" in demselben
Sinne bedient, hat dieses Wort durch eine eigenthümliche
Laune des Zufalls eine seinem antiken Gebrauche geradezu
entgegengesetzte Geltung erhalten. Man sieht, nicht bloss
libelli, sondern auch nomina habent sua fata. Denn analogia

1) Diesen Ausdruck bezeichnet Wundt Logik II, 553 als den vom
psychologischen und logischen Standpunkte aus angemessensten.
2) Ob der Ausdruck "Entgleisung", den ich zuerst bei Osthoff
(Perfect) gefunden habe, mit den genannten gleich, oder davon verschie-
den sein soll, ist mir nicht ganz klar geworden. Jedenfalls ist er sehr
brauchbar.

4) Association 1) mit der Unterabtheilung „Formen-
association“.

5) Angleichung und Ausgleichung.

6) Verschleppung. So findet sich oft die Wendung:
Der Laut a ist „irgendwie verschleppt“.

7) Contamination für eine besonders verwickelte Art
der Erscheinung, ähnlich Vicariatsbildung.

8) Stumpfsinnige Uebertragung. Brugmann, Stu-
dien IX, 322. Dagegen Misteli in Steinthal's Zeitschr. f. Völker-
psychol. u. Sprachwissenschaft XI, 436. Endlich

9) die Form a hat ihr x von b bezogen. 2)

Man sieht, hier gilt der Spruch des Aeschylus: πολλῶν
ὀνομάτων μορφὴ μία
. Also an Namen für diesen Begriff fehlt
es nicht, zumal da noch manche andre Ausdrücke, z. B. Ver-
flechtung, Verschmelzung, Kreuzung, Rückbildung

für verschiedene Unterarten dieses Vorganges gelegentlich zur
Anwendung kommen, andre aber, wenn man in diesem Sinne
fortfahren wollte, noch erforderlich sein würden, so nament-
lich im Gegensatz zur Formübertragung eine Bedeutungs-
übertragung, die für Casus- und Modusvertauschung häufig
behauptet ist. Die weiteste Verbreitung hat die erste Bezeich-
nung „Analogiebildung“ gefunden, weshalb auch ich mich
dieser Benennung anschliesse. Indem man sich der Kürze
wegen auch öfter des Ausdrucks „Analogie" in demselben
Sinne bedient, hat dieses Wort durch eine eigenthümliche
Laune des Zufalls eine seinem antiken Gebrauche geradezu
entgegengesetzte Geltung erhalten. Man sieht, nicht bloss
libelli, sondern auch nomina habent sua fata. Denn ἀναλογία

1) Diesen Ausdruck bezeichnet Wundt Logik II, 553 als den vom
psychologischen und logischen Standpunkte aus angemessensten.
2) Ob der Ausdruck „Entgleisung“, den ich zuerst bei Osthoff
(Perfect) gefunden habe, mit den genannten gleich, oder davon verschie-
den sein soll, ist mir nicht ganz klar geworden. Jedenfalls ist er sehr
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[37/0045] 4) Association 1) mit der Unterabtheilung „Formen- association“. 5) Angleichung und Ausgleichung. 6) Verschleppung. So findet sich oft die Wendung: Der Laut a ist „irgendwie verschleppt“. 7) Contamination für eine besonders verwickelte Art der Erscheinung, ähnlich Vicariatsbildung. 8) Stumpfsinnige Uebertragung. Brugmann, Stu- dien IX, 322. Dagegen Misteli in Steinthal's Zeitschr. f. Völker- psychol. u. Sprachwissenschaft XI, 436. Endlich 9) die Form a hat ihr x von b bezogen. 2) Man sieht, hier gilt der Spruch des Aeschylus: πολλῶν ὀνομάτων μορφὴ μία. Also an Namen für diesen Begriff fehlt es nicht, zumal da noch manche andre Ausdrücke, z. B. Ver- flechtung, Verschmelzung, Kreuzung, Rückbildung für verschiedene Unterarten dieses Vorganges gelegentlich zur Anwendung kommen, andre aber, wenn man in diesem Sinne fortfahren wollte, noch erforderlich sein würden, so nament- lich im Gegensatz zur Formübertragung eine Bedeutungs- übertragung, die für Casus- und Modusvertauschung häufig behauptet ist. Die weiteste Verbreitung hat die erste Bezeich- nung „Analogiebildung“ gefunden, weshalb auch ich mich dieser Benennung anschliesse. Indem man sich der Kürze wegen auch öfter des Ausdrucks „Analogie" in demselben Sinne bedient, hat dieses Wort durch eine eigenthümliche Laune des Zufalls eine seinem antiken Gebrauche geradezu entgegengesetzte Geltung erhalten. Man sieht, nicht bloss libelli, sondern auch nomina habent sua fata. Denn ἀναλογία 1) Diesen Ausdruck bezeichnet Wundt Logik II, 553 als den vom psychologischen und logischen Standpunkte aus angemessensten. 2) Ob der Ausdruck „Entgleisung“, den ich zuerst bei Osthoff (Perfect) gefunden habe, mit den genannten gleich, oder davon verschie- den sein soll, ist mir nicht ganz klar geworden. Jedenfalls ist er sehr brauchbar.

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Zitationshilfe: Curtius, Georg: Zur Kritik der neuesten Sprachforschung. Leipzig, 1885, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/curtius_sprachforschung_1885/45>, abgerufen am 21.11.2024.