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Curtius, Georg: Zur Kritik der neuesten Sprachforschung. Leipzig, 1885.

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-ma hervor. Noch G. Meyer hatte § 333 "das Verhältniss des
Nominativs zu der Stammbildung in den obliquen Casus als
noch nicht aufgeklärt" bezeichnet. Die Aufklärung ist, wie
ich glaube, inzwischen von Brugmann Morphol. Unters. II, 220 ff.
gegeben. Im Anschluss an die dort gebotene Darstellung, je-
doch mit kleinen Modificationen und Zusätzen und in andrer
Reihenfolge, mag darüber das nachstehende hier seinen Platz
finden. Ich glaube so am besten klar machen zu können, in
welcher Weise ich auf diesem Felde der Richtung der neueren
Forschung zu folgen vermag. Wir haben von diesen Stämmen
zweierlei wohl zu unterscheidende Formen. Die erste Art der
Formen ist in der Declination nur durch den Nom. Acc. Sing.
(z. B. onoma) und den Dativ Plur. (z. B. onomasi) vertreten.
Dass hier nach dem a ein Nasal verklang, zeigen die ver-
wandten Sprachen, z. B. sanskr. nanma(n), got. namo, lat. u. umbr.
nonmen. Aus diesem Stamme ging das abgeleitete Verbum mit
erhaltenem n, onomaino, ferner nonumnos (aus ne-onumnos) und
mit Verklingen des Nasals onomazo hervor. Der zweite Stamm
ist der consonantisch erweiterte, auf welchen zunächst die
drei Pluralformen onomata, onomaton, onomatois zurückgehen.
Diese Formen können wir nicht umhin mit den erweiterten
lateinischen Formen, z. B. cognomenta, Gen. Pl. cognomentum
(nach alter Weise, wie deum), Dat. Abl. cognomentis, zusammen
zu stellen. Wir können sagen, cognomenta verhält sich zu
onomata wie ekaton zu centum und wie tatos zum lat. tentus,
mit andern Worten, -mata ist die schwache Form zum
lateinischen
-menta. Bekanntlich sind bei den Römern
in erheblicher Anzahl Formen auf -mentum neben denen auf
-men vorhanden, z. B. tormen und tormentum, regimen und
regimentum, fomen und fomentum, agmen und coagmentum (vgl.
Leo Meyer Vergl. Grammatik II, 267). Auf den ersten Blick
kann man zweifeln, ob die lateinische Erweiterung des Suffixes
durch to oder die griechische durch blosses t die ältere sei.
Indessen lässt sich bei näherer Ueberlegung vieles zu Gunsten

-μα hervor. Noch G. Meyer hatte § 333 „das Verhältniss des
Nominativs zu der Stammbildung in den obliquen Casus als
noch nicht aufgeklärt“ bezeichnet. Die Aufklärung ist, wie
ich glaube, inzwischen von Brugmann Morphol. Unters. II, 220 ff.
gegeben. Im Anschluss an die dort gebotene Darstellung, je-
doch mit kleinen Modificationen und Zusätzen und in andrer
Reihenfolge, mag darüber das nachstehende hier seinen Platz
finden. Ich glaube so am besten klar machen zu können, in
welcher Weise ich auf diesem Felde der Richtung der neueren
Forschung zu folgen vermag. Wir haben von diesen Stämmen
zweierlei wohl zu unterscheidende Formen. Die erste Art der
Formen ist in der Declination nur durch den Nom. Acc. Sing.
(z. B. ὄνομα) und den Dativ Plur. (z. B. ὀνόμασι) vertreten.
Dass hier nach dem α ein Nasal verklang, zeigen die ver-
wandten Sprachen, z. B. sanskr. nāma(n), got. namo, lat. u. umbr.
nōmen. Aus diesem Stamme ging das abgeleitete Verbum mit
erhaltenem ν, ὀνομαίνω, ferner νώνυμνος (aus νη-ονυμνος) und
mit Verklingen des Nasals ὀνομάζω hervor. Der zweite Stamm
ist der consonantisch erweiterte, auf welchen zunächst die
drei Pluralformen ὀνόματα, ὀνομάτων, ὀνομάτοις zurückgehen.
Diese Formen können wir nicht umhin mit den erweiterten
lateinischen Formen, z. B. cognomenta, Gen. Pl. cognomentum
(nach alter Weise, wie deum), Dat. Abl. cognomentis, zusammen
zu stellen. Wir können sagen, cognomenta verhält sich zu
ὀνόματα wie ἑκατόν zu centum und wie τατός zum lat. tentus,
mit andern Worten, -ματα ist die schwache Form zum
lateinischen
-menta. Bekanntlich sind bei den Römern
in erheblicher Anzahl Formen auf -mentum neben denen auf
-men vorhanden, z. B. tormen und tormentum, regimen und
regimentum, fomen und fomentum, agmen und coagmentum (vgl.
Leo Meyer Vergl. Grammatik II, 267). Auf den ersten Blick
kann man zweifeln, ob die lateinische Erweiterung des Suffixes
durch to oder die griechische durch blosses τ die ältere sei.
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[80/0088] -μα hervor. Noch G. Meyer hatte § 333 „das Verhältniss des Nominativs zu der Stammbildung in den obliquen Casus als noch nicht aufgeklärt“ bezeichnet. Die Aufklärung ist, wie ich glaube, inzwischen von Brugmann Morphol. Unters. II, 220 ff. gegeben. Im Anschluss an die dort gebotene Darstellung, je- doch mit kleinen Modificationen und Zusätzen und in andrer Reihenfolge, mag darüber das nachstehende hier seinen Platz finden. Ich glaube so am besten klar machen zu können, in welcher Weise ich auf diesem Felde der Richtung der neueren Forschung zu folgen vermag. Wir haben von diesen Stämmen zweierlei wohl zu unterscheidende Formen. Die erste Art der Formen ist in der Declination nur durch den Nom. Acc. Sing. (z. B. ὄνομα) und den Dativ Plur. (z. B. ὀνόμασι) vertreten. Dass hier nach dem α ein Nasal verklang, zeigen die ver- wandten Sprachen, z. B. sanskr. nāma(n), got. namo, lat. u. umbr. nōmen. Aus diesem Stamme ging das abgeleitete Verbum mit erhaltenem ν, ὀνομαίνω, ferner νώνυμνος (aus νη-ονυμνος) und mit Verklingen des Nasals ὀνομάζω hervor. Der zweite Stamm ist der consonantisch erweiterte, auf welchen zunächst die drei Pluralformen ὀνόματα, ὀνομάτων, ὀνομάτοις zurückgehen. Diese Formen können wir nicht umhin mit den erweiterten lateinischen Formen, z. B. cognomenta, Gen. Pl. cognomentum (nach alter Weise, wie deum), Dat. Abl. cognomentis, zusammen zu stellen. Wir können sagen, cognomenta verhält sich zu ὀνόματα wie ἑκατόν zu centum und wie τατός zum lat. tentus, mit andern Worten, -ματα ist die schwache Form zum lateinischen -menta. Bekanntlich sind bei den Römern in erheblicher Anzahl Formen auf -mentum neben denen auf -men vorhanden, z. B. tormen und tormentum, regimen und regimentum, fomen und fomentum, agmen und coagmentum (vgl. Leo Meyer Vergl. Grammatik II, 267). Auf den ersten Blick kann man zweifeln, ob die lateinische Erweiterung des Suffixes durch to oder die griechische durch blosses τ die ältere sei. Indessen lässt sich bei näherer Ueberlegung vieles zu Gunsten

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Zitationshilfe: Curtius, Georg: Zur Kritik der neuesten Sprachforschung. Leipzig, 1885, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/curtius_sprachforschung_1885/88>, abgerufen am 21.11.2024.