Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Frau von D.: Die in der Liebe herumschweifende oder bestrafte Untreue. 1763.

Bild:
<< vorherige Seite

Furcht, man möchte die heftige Be-
gierde gewahr werden, mit welcher sie
gegen ihn gereizet war, und da sie
die grosse Schönheit der Donne
Marie
betrachtete, so konnte sie sich
nicht schmeicheln, daß er sie verlassen,
und ihr einen Vorzug geben wollte,
welchen sie bey sich selbst nicht zu ver-
dienen glaubte.

Don Ferdinand war seiner
Seits nicht freyer. Die Augen der
Cataline waren so munter und fun-
kelnd, daß sie ihn in Feuer brachten.
Er war demnach während des Abend-
essens wegen ihrer Person in grosser
Verwirrung: denn er zwang sich, sie
nicht anzusehen.

Nachdem sie gegessen hatten, stell-
te sich Don Ferdinand, als wenn
er vom Schlafe überfallen würde, und,
um desto besser seinen Betrug zu spie-
len, ließ er unterschiedene mahle ein
Buch aus seinen Händen fallen.
Donne Marie, welche seinen Zu-
stand der Beschwerlichkeit der Reise

zu-
A 5

Furcht, man moͤchte die heftige Be-
gierde gewahr werden, mit welcher ſie
gegen ihn gereizet war, und da ſie
die groſſe Schoͤnheit der Donne
Marie
betrachtete, ſo konnte ſie ſich
nicht ſchmeicheln, daß er ſie verlaſſen,
und ihr einen Vorzug geben wollte,
welchen ſie bey ſich ſelbſt nicht zu ver-
dienen glaubte.

Don Ferdinand war ſeiner
Seits nicht freyer. Die Augen der
Cataline waren ſo munter und fun-
kelnd, daß ſie ihn in Feuer brachten.
Er war demnach waͤhrend des Abend-
eſſens wegen ihrer Perſon in groſſer
Verwirrung: denn er zwang ſich, ſie
nicht anzuſehen.

Nachdem ſie gegeſſen hatten, ſtell-
te ſich Don Ferdinand, als wenn
er vom Schlafe uͤberfallen wuͤrde, und,
um deſto beſſer ſeinen Betrug zu ſpie-
len, ließ er unterſchiedene mahle ein
Buch aus ſeinen Haͤnden fallen.
Donne Marie, welche ſeinen Zu-
ſtand der Beſchwerlichkeit der Reiſe

zu-
A 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0011" n="9"/>
Furcht, man mo&#x0364;chte die heftige Be-<lb/>
gierde gewahr werden, mit welcher &#x017F;ie<lb/>
gegen ihn gereizet war, und da &#x017F;ie<lb/>
die gro&#x017F;&#x017F;e Scho&#x0364;nheit der <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Donne<lb/>
Marie</hi></hi> betrachtete, &#x017F;o konnte &#x017F;ie &#x017F;ich<lb/>
nicht &#x017F;chmeicheln, daß er &#x017F;ie verla&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
und ihr einen Vorzug geben wollte,<lb/>
welchen &#x017F;ie bey &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t nicht <choice><sic>zn</sic><corr>zu</corr></choice> ver-<lb/>
dienen glaubte.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Don Ferdinand</hi></hi> war &#x017F;einer<lb/>
Seits nicht freyer. Die Augen der<lb/><hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Cataline</hi></hi> waren &#x017F;o munter und fun-<lb/>
kelnd, daß &#x017F;ie ihn in Feuer brachten.<lb/>
Er war demnach wa&#x0364;hrend des Abend-<lb/>
e&#x017F;&#x017F;ens wegen ihrer Per&#x017F;on in gro&#x017F;&#x017F;er<lb/>
Verwirrung: denn er zwang &#x017F;ich, &#x017F;ie<lb/>
nicht anzu&#x017F;ehen.</p><lb/>
        <p>Nachdem &#x017F;ie gege&#x017F;&#x017F;en hatten, &#x017F;tell-<lb/>
te &#x017F;ich <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Don Ferdinand</hi></hi>, als wenn<lb/>
er vom Schlafe u&#x0364;berfallen wu&#x0364;rde, und,<lb/>
um de&#x017F;to be&#x017F;&#x017F;er &#x017F;einen Betrug zu &#x017F;pie-<lb/>
len, ließ er unter&#x017F;chiedene mahle ein<lb/>
Buch aus &#x017F;einen Ha&#x0364;nden fallen.<lb/><hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Donne Marie</hi></hi>, welche &#x017F;einen Zu-<lb/>
&#x017F;tand der Be&#x017F;chwerlichkeit der Rei&#x017F;e<lb/>
<fw type="sig" place="bottom">A 5</fw> <fw type="catch" place="bottom">zu-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[9/0011] Furcht, man moͤchte die heftige Be- gierde gewahr werden, mit welcher ſie gegen ihn gereizet war, und da ſie die groſſe Schoͤnheit der Donne Marie betrachtete, ſo konnte ſie ſich nicht ſchmeicheln, daß er ſie verlaſſen, und ihr einen Vorzug geben wollte, welchen ſie bey ſich ſelbſt nicht zu ver- dienen glaubte. Don Ferdinand war ſeiner Seits nicht freyer. Die Augen der Cataline waren ſo munter und fun- kelnd, daß ſie ihn in Feuer brachten. Er war demnach waͤhrend des Abend- eſſens wegen ihrer Perſon in groſſer Verwirrung: denn er zwang ſich, ſie nicht anzuſehen. Nachdem ſie gegeſſen hatten, ſtell- te ſich Don Ferdinand, als wenn er vom Schlafe uͤberfallen wuͤrde, und, um deſto beſſer ſeinen Betrug zu ſpie- len, ließ er unterſchiedene mahle ein Buch aus ſeinen Haͤnden fallen. Donne Marie, welche ſeinen Zu- ſtand der Beſchwerlichkeit der Reiſe zu- A 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bayerische StaatsBibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-01-27T12:08:31Z)



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/d_untreue_1763
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/d_untreue_1763/11
Zitationshilfe: Frau von D.: Die in der Liebe herumschweifende oder bestrafte Untreue. 1763, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/d_untreue_1763/11>, abgerufen am 21.11.2024.