Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Frau von D.: Die in der Liebe herumschweifende oder bestrafte Untreue. 1763.

Bild:
<< vorherige Seite

zuschrieb, und wuste, daß sie den
folgenden Morgen sehr frühe reisen
musten, schlug ihm vor, sich zu Bette
zu legen. Don Ferdinand stellte
sich, als wenn er kaum aufwache, und
sagte zu ihr: Gehet ihr immer zu
Bette, ich will nur meinen Leuten
einige Befehle geben, und hernach mich
wieder bey euch einfinden. Sie wil-
ligte darein. Unter dieser Zeit gieng
er hurtig zur Cataline, und frug
sie, ob in ihren guten Gesinnungen
nichts verändert wäre? Sie küßte ihn
einige mahle, und versicherte ihn, daß
er Herr wäre, und aus Furcht für
einen nächtlichen Jrrthum wieß sie
ihm nochmals ihre Kammer. Er kam
endlich in die seinige wieder, wo sich
seine Frau bereits niedergelegt hatte.
Er kleidete sich aus, ließ seine Leute
gehen, verschloß die Thür, legte sich
zu Bette, und stellte sich alsobald dar-
auf, als wenn er in den tiefsten
Schlaf versunken wäre. Donne
Marie
war sich nichts weniger als
ein solch unzeitiges Beginnen vermu-
then; sie hatte sich im Gegentheil ge-

schmei-

zuſchrieb, und wuſte, daß ſie den
folgenden Morgen ſehr fruͤhe reiſen
muſten, ſchlug ihm vor, ſich zu Bette
zu legen. Don Ferdinand ſtellte
ſich, als wenn er kaum aufwache, und
ſagte zu ihr: Gehet ihr immer zu
Bette, ich will nur meinen Leuten
einige Befehle geben, und hernach mich
wieder bey euch einfinden. Sie wil-
ligte darein. Unter dieſer Zeit gieng
er hurtig zur Cataline, und frug
ſie, ob in ihren guten Geſinnungen
nichts veraͤndert waͤre? Sie kuͤßte ihn
einige mahle, und verſicherte ihn, daß
er Herr waͤre, und aus Furcht fuͤr
einen naͤchtlichen Jrrthum wieß ſie
ihm nochmals ihre Kammer. Er kam
endlich in die ſeinige wieder, wo ſich
ſeine Frau bereits niedergelegt hatte.
Er kleidete ſich aus, ließ ſeine Leute
gehen, verſchloß die Thuͤr, legte ſich
zu Bette, und ſtellte ſich alſobald dar-
auf, als wenn er in den tiefſten
Schlaf verſunken waͤre. Donne
Marie
war ſich nichts weniger als
ein ſolch unzeitiges Beginnen vermu-
then; ſie hatte ſich im Gegentheil ge-

ſchmei-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0012" n="10"/>
zu&#x017F;chrieb, und wu&#x017F;te, daß &#x017F;ie den<lb/>
folgenden Morgen &#x017F;ehr fru&#x0364;he rei&#x017F;en<lb/>
mu&#x017F;ten, &#x017F;chlug ihm vor, &#x017F;ich zu Bette<lb/>
zu legen. <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Don Ferdinand</hi></hi> &#x017F;tellte<lb/>
&#x017F;ich, als wenn er kaum aufwache, und<lb/>
&#x017F;agte zu ihr: Gehet ihr immer zu<lb/>
Bette, ich will nur meinen Leuten<lb/>
einige Befehle geben, und hernach mich<lb/>
wieder bey euch einfinden. Sie wil-<lb/>
ligte darein. Unter die&#x017F;er Zeit gieng<lb/>
er hurtig zur <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Cataline</hi></hi>, und frug<lb/>
&#x017F;ie, ob in ihren guten Ge&#x017F;innungen<lb/>
nichts vera&#x0364;ndert wa&#x0364;re? Sie ku&#x0364;ßte ihn<lb/>
einige mahle, und ver&#x017F;icherte ihn, daß<lb/>
er Herr wa&#x0364;re, und aus Furcht fu&#x0364;r<lb/>
einen na&#x0364;chtlichen Jrrthum wieß &#x017F;ie<lb/>
ihm nochmals ihre Kammer. Er kam<lb/>
endlich in die &#x017F;einige wieder, wo &#x017F;ich<lb/>
&#x017F;eine Frau bereits niedergelegt hatte.<lb/>
Er kleidete &#x017F;ich aus, ließ &#x017F;eine Leute<lb/>
gehen, ver&#x017F;chloß die Thu&#x0364;r, legte &#x017F;ich<lb/>
zu Bette, und &#x017F;tellte &#x017F;ich al&#x017F;obald dar-<lb/>
auf, als wenn er in den tief&#x017F;ten<lb/>
Schlaf ver&#x017F;unken wa&#x0364;re. <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Donne<lb/>
Marie</hi></hi> war &#x017F;ich nichts weniger als<lb/>
ein &#x017F;olch unzeitiges Beginnen vermu-<lb/>
then; &#x017F;ie hatte &#x017F;ich im Gegentheil ge-<lb/>
<fw type="catch" place="bottom">&#x017F;chmei-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[10/0012] zuſchrieb, und wuſte, daß ſie den folgenden Morgen ſehr fruͤhe reiſen muſten, ſchlug ihm vor, ſich zu Bette zu legen. Don Ferdinand ſtellte ſich, als wenn er kaum aufwache, und ſagte zu ihr: Gehet ihr immer zu Bette, ich will nur meinen Leuten einige Befehle geben, und hernach mich wieder bey euch einfinden. Sie wil- ligte darein. Unter dieſer Zeit gieng er hurtig zur Cataline, und frug ſie, ob in ihren guten Geſinnungen nichts veraͤndert waͤre? Sie kuͤßte ihn einige mahle, und verſicherte ihn, daß er Herr waͤre, und aus Furcht fuͤr einen naͤchtlichen Jrrthum wieß ſie ihm nochmals ihre Kammer. Er kam endlich in die ſeinige wieder, wo ſich ſeine Frau bereits niedergelegt hatte. Er kleidete ſich aus, ließ ſeine Leute gehen, verſchloß die Thuͤr, legte ſich zu Bette, und ſtellte ſich alſobald dar- auf, als wenn er in den tiefſten Schlaf verſunken waͤre. Donne Marie war ſich nichts weniger als ein ſolch unzeitiges Beginnen vermu- then; ſie hatte ſich im Gegentheil ge- ſchmei-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bayerische StaatsBibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-01-27T12:08:31Z)



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/d_untreue_1763
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/d_untreue_1763/12
Zitationshilfe: Frau von D.: Die in der Liebe herumschweifende oder bestrafte Untreue. 1763, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/d_untreue_1763/12>, abgerufen am 03.12.2024.