der, und hab mir ihren Brief mit. Jch begab mich mit zwo Jungfrauen und zween Edelleuten, die mich be- gleiten sollten, auf den Weg. Mei- ne Reise ist glücklich gewesen. Jch bin zu Toledo angekommen. Jch hab den König den Tag, da er von da weggereiset ist, gesehen, er hat den Brief von der Prinzeßin, seiner Schwe- ster, gelesen, er hat meine Gründe gehört, und einen Gefreyten von seiner Leibwache Befehl gegeben, den Herrn, darüber ich mich beschwere, allenthalben, wo er ihn antreffen könnte, in Arrest zu nehmen. Das Glück hat ohne Zweifel den Schmerz, den mir des unglücklichen Don Fer- dinands Tod verursacht hat, lin- dern wollen, indem es mir Nachricht gegeben, daß eine von den Frauen, welche in diesem Hause zur Herber- ge sind, eben der Don Francesco ist, um welchen ich Tag und Nacht Thränen vergiesse; würdiget mich, setzte sie hinzu, zu rathen, und mich nach dem Stadthalter zu führen, die Jnfantin, meine Frau, wird euch da-
für
der, und hab mir ihren Brief mit. Jch begab mich mit zwo Jungfrauen und zween Edelleuten, die mich be- gleiten ſollten, auf den Weg. Mei- ne Reiſe iſt gluͤcklich geweſen. Jch bin zu Toledo angekommen. Jch hab den Koͤnig den Tag, da er von da weggereiſet iſt, geſehen, er hat den Brief von der Prinzeßin, ſeiner Schwe- ſter, geleſen, er hat meine Gruͤnde gehoͤrt, und einen Gefreyten von ſeiner Leibwache Befehl gegeben, den Herrn, daruͤber ich mich beſchwere, allenthalben, wo er ihn antreffen koͤnnte, in Arreſt zu nehmen. Das Gluͤck hat ohne Zweifel den Schmerz, den mir des ungluͤcklichen Don Fer- dinands Tod verurſacht hat, lin- dern wollen, indem es mir Nachricht gegeben, daß eine von den Frauen, welche in dieſem Hauſe zur Herber- ge ſind, eben der Don Franceſco iſt, um welchen ich Tag und Nacht Thraͤnen vergieſſe; wuͤrdiget mich, ſetzte ſie hinzu, zu rathen, und mich nach dem Stadthalter zu fuͤhren, die Jnfantin, meine Frau, wird euch da-
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der, und hab mir ihren Brief mit.
Jch begab mich mit zwo Jungfrauen
und zween Edelleuten, die mich be-
gleiten ſollten, auf den Weg. Mei-
ne Reiſe iſt gluͤcklich geweſen. Jch
bin zu Toledo angekommen. Jch
hab den Koͤnig den Tag, da er von
da weggereiſet iſt, geſehen, er hat den
Brief von der Prinzeßin, ſeiner Schwe-
ſter, geleſen, er hat meine Gruͤnde
gehoͤrt, und einen Gefreyten von
ſeiner Leibwache Befehl gegeben, den
Herrn, daruͤber ich mich beſchwere,
allenthalben, wo er ihn antreffen
koͤnnte, in Arreſt zu nehmen. Das
Gluͤck hat ohne Zweifel den Schmerz,
den mir des ungluͤcklichen Don Fer-
dinands Tod verurſacht hat, lin-
dern wollen, indem es mir Nachricht
gegeben, daß eine von den Frauen,
welche in dieſem Hauſe zur Herber-
ge ſind, eben der Don Franceſco
iſt, um welchen ich Tag und Nacht
Thraͤnen vergieſſe; wuͤrdiget mich,
ſetzte ſie hinzu, zu rathen, und mich
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Frau von D.: Die in der Liebe herumschweifende oder bestrafte Untreue. 1763, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/d_untreue_1763/111>, abgerufen am 17.02.2025.
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