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Frau von D.: Die in der Liebe herumschweifende oder bestrafte Untreue. 1763.

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von euch heraus bringen. Don
Alonso
, der sehr bestürzt wurde,
antwortete ihm mit einem Adlichen
Stolze, und mit der Versicherung,
welche die Unschuld geben kann, daß
der König ihm keine Gewalt vertrauet,
als nur um die Schuldigen zu stra-
fen, und nicht ehrliche Leute zu be-
schimpfen. Der Stadthalter ließ
durch seine Wache alle Leute hinaus
jagen, um den Don Alonso zu ver-
nehmen, der doch ein Verbrechen, das
er nicht begangen, nicht bekennen
konnte. Er befahl, daß man die Don-
ne Marie
zu ihm brächte; er ver-
both ausdrücklich, daß man die Ge-
fangenen mit einander, auch so gar
nicht, wenn man sie von einander tren-
nete, sprechen lassen sollte. Die Fra-
gen, die er an diese schöne Wittwe er-
gehen ließ, waren nicht lang, sie wa-
ren auch nur zum Schein. Er ließ
sich nachher Pantasilee herbrin-
gen, und sagte nach einige allgemeinen
Fragen zu ihm: Muß man sich wun-
dern, daß das Volk nicht mehr Tugend
bezeiget, da der Adel ihm so böse Ex-

empel

von euch heraus bringen. Don
Alonſo
, der ſehr beſtuͤrzt wurde,
antwortete ihm mit einem Adlichen
Stolze, und mit der Verſicherung,
welche die Unſchuld geben kann, daß
der Koͤnig ihm keine Gewalt vertrauet,
als nur um die Schuldigen zu ſtra-
fen, und nicht ehrliche Leute zu be-
ſchimpfen. Der Stadthalter ließ
durch ſeine Wache alle Leute hinaus
jagen, um den Don Alonſo zu ver-
nehmen, der doch ein Verbrechen, das
er nicht begangen, nicht bekennen
konnte. Er befahl, daß man die Don-
ne Marie
zu ihm braͤchte; er ver-
both ausdruͤcklich, daß man die Ge-
fangenen mit einander, auch ſo gar
nicht, wenn man ſie von einander tren-
nete, ſprechen laſſen ſollte. Die Fra-
gen, die er an dieſe ſchoͤne Wittwe er-
gehen ließ, waren nicht lang, ſie wa-
ren auch nur zum Schein. Er ließ
ſich nachher Pantaſilee herbrin-
gen, und ſagte nach einige allgemeinen
Fragen zu ihm: Muß man ſich wun-
dern, daß das Volk nicht mehr Tugend
bezeiget, da der Adel ihm ſo boͤſe Ex-

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[112/0114] von euch heraus bringen. Don Alonſo, der ſehr beſtuͤrzt wurde, antwortete ihm mit einem Adlichen Stolze, und mit der Verſicherung, welche die Unſchuld geben kann, daß der Koͤnig ihm keine Gewalt vertrauet, als nur um die Schuldigen zu ſtra- fen, und nicht ehrliche Leute zu be- ſchimpfen. Der Stadthalter ließ durch ſeine Wache alle Leute hinaus jagen, um den Don Alonſo zu ver- nehmen, der doch ein Verbrechen, das er nicht begangen, nicht bekennen konnte. Er befahl, daß man die Don- ne Marie zu ihm braͤchte; er ver- both ausdruͤcklich, daß man die Ge- fangenen mit einander, auch ſo gar nicht, wenn man ſie von einander tren- nete, ſprechen laſſen ſollte. Die Fra- gen, die er an dieſe ſchoͤne Wittwe er- gehen ließ, waren nicht lang, ſie wa- ren auch nur zum Schein. Er ließ ſich nachher Pantaſilee herbrin- gen, und ſagte nach einige allgemeinen Fragen zu ihm: Muß man ſich wun- dern, daß das Volk nicht mehr Tugend bezeiget, da der Adel ihm ſo boͤſe Ex- empel

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Zitationshilfe: Frau von D.: Die in der Liebe herumschweifende oder bestrafte Untreue. 1763, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/d_untreue_1763/114>, abgerufen am 27.11.2024.