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Frau von D.: Die in der Liebe herumschweifende oder bestrafte Untreue. 1763.

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empel giebt? Die Edelleute waren
vormahls Muster der Tugenden.
Jst es möglich, daß ein Herzog, des-
sen Muth und Tapferkeit jetzo in der
Welt berühmt werden müsten, sich
so weit habe vergessen können, daß
er unter einer so unanständigen Klei-
dung sich sehen lässet, und reiset?
Vergebet mir, fuhr er fort, wenn
ich so frey zu euch rede, und, da ich
euch kenne, eure Aufführung nicht
lobe. Unwürdige Schmeichler allein
könnten anders zu euch reden; was
mich aber anbetrift, so glaubte ich
Ehre und Redlichkeit zu vergessen,
wenn ich euch die Wahrheit verhehl-
te. Jch rede mit euch nicht von dem
Tode des Edelmanns, mit dem ihr
hier angekommen seyd; ich glaube,
daß ihr keinen Theil daran habt, und
daß wir allem abhelfen können:
aber erlaubet mir, euch zu sagen, als
euer und eures ganzen Hauses Die-
ner, daß ihr keinen bessern Vor-
schlag zu nehmen habt, als eiligst
wieder nach Flandern zu gehen, und
die Tocher des Gonsalve von

Men-
H

empel giebt? Die Edelleute waren
vormahls Muſter der Tugenden.
Jſt es moͤglich, daß ein Herzog, deſ-
ſen Muth und Tapferkeit jetzo in der
Welt beruͤhmt werden muͤſten, ſich
ſo weit habe vergeſſen koͤnnen, daß
er unter einer ſo unanſtaͤndigen Klei-
dung ſich ſehen laͤſſet, und reiſet?
Vergebet mir, fuhr er fort, wenn
ich ſo frey zu euch rede, und, da ich
euch kenne, eure Auffuͤhrung nicht
lobe. Unwuͤrdige Schmeichler allein
koͤnnten anders zu euch reden; was
mich aber anbetrift, ſo glaubte ich
Ehre und Redlichkeit zu vergeſſen,
wenn ich euch die Wahrheit verhehl-
te. Jch rede mit euch nicht von dem
Tode des Edelmanns, mit dem ihr
hier angekommen ſeyd; ich glaube,
daß ihr keinen Theil daran habt, und
daß wir allem abhelfen koͤnnen:
aber erlaubet mir, euch zu ſagen, als
euer und eures ganzen Hauſes Die-
ner, daß ihr keinen beſſern Vor-
ſchlag zu nehmen habt, als eiligſt
wieder nach Flandern zu gehen, und
die Tocher des Gonſalve von

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H
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[113/0115] empel giebt? Die Edelleute waren vormahls Muſter der Tugenden. Jſt es moͤglich, daß ein Herzog, deſ- ſen Muth und Tapferkeit jetzo in der Welt beruͤhmt werden muͤſten, ſich ſo weit habe vergeſſen koͤnnen, daß er unter einer ſo unanſtaͤndigen Klei- dung ſich ſehen laͤſſet, und reiſet? Vergebet mir, fuhr er fort, wenn ich ſo frey zu euch rede, und, da ich euch kenne, eure Auffuͤhrung nicht lobe. Unwuͤrdige Schmeichler allein koͤnnten anders zu euch reden; was mich aber anbetrift, ſo glaubte ich Ehre und Redlichkeit zu vergeſſen, wenn ich euch die Wahrheit verhehl- te. Jch rede mit euch nicht von dem Tode des Edelmanns, mit dem ihr hier angekommen ſeyd; ich glaube, daß ihr keinen Theil daran habt, und daß wir allem abhelfen koͤnnen: aber erlaubet mir, euch zu ſagen, als euer und eures ganzen Hauſes Die- ner, daß ihr keinen beſſern Vor- ſchlag zu nehmen habt, als eiligſt wieder nach Flandern zu gehen, und die Tocher des Gonſalve von Men- H

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Zitationshilfe: Frau von D.: Die in der Liebe herumschweifende oder bestrafte Untreue. 1763, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/d_untreue_1763/115>, abgerufen am 27.11.2024.