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Frau von D.: Die in der Liebe herumschweifende oder bestrafte Untreue. 1763.

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Mannes Stande schuldige Ehre an-
zuthun. Endlich ließ sie sich dadurch
bewegen, daß sie folgte. Sie kamen
also alle bey dem Stadthalter an.
Seine Frau Clarina, zwo von sei-
nen Töchtern, und eine Nichte, alle
von einer grossen Schönheit, em-
pfiengen sie. Die ganze Gesellschaft
war nach den ersten Höflichkeitsbe-
zeugungen mit nichts beschäftiget, als
die Donne Marie zu trösten; Sie
richteten aber damit wenig aus. Den
folgenden Morgen schickte der Stadt-
halter beym Aufstehen dem Don
Francesco
ein Feld-Kleid, welches
er für eines seiner Kinder damahls in
Jtalien hatte machen lassen, dessen
Alter und Grösse mit ihm völlig über-
ein kamen. Das Kleid war von ei-
nem sehr schönen Lacken von Sego-
vien
, das Wamms von Gold-Lacken,
das Unterkleid war an den Seiten of-
fen; alles war mit goldenen Creutzen
bedeckt, und in den Zwischen-Räu-
men waren Schnüren mit so grosser
Kunst gesticket, daß sie, wo sie wieder
zusammen lieffen, allerley wunderliche

Gestal-
H 4

Mannes Stande ſchuldige Ehre an-
zuthun. Endlich ließ ſie ſich dadurch
bewegen, daß ſie folgte. Sie kamen
alſo alle bey dem Stadthalter an.
Seine Frau Clarina, zwo von ſei-
nen Toͤchtern, und eine Nichte, alle
von einer groſſen Schoͤnheit, em-
pfiengen ſie. Die ganze Geſellſchaft
war nach den erſten Hoͤflichkeitsbe-
zeugungen mit nichts beſchaͤftiget, als
die Donne Marie zu troͤſten; Sie
richteten aber damit wenig aus. Den
folgenden Morgen ſchickte der Stadt-
halter beym Aufſtehen dem Don
Franceſco
ein Feld-Kleid, welches
er fuͤr eines ſeiner Kinder damahls in
Jtalien hatte machen laſſen, deſſen
Alter und Groͤſſe mit ihm voͤllig uͤber-
ein kamen. Das Kleid war von ei-
nem ſehr ſchoͤnen Lacken von Sego-
vien
, das Wamms von Gold-Lacken,
das Unterkleid war an den Seiten of-
fen; alles war mit goldenen Creutzen
bedeckt, und in den Zwiſchen-Raͤu-
men waren Schnuͤren mit ſo groſſer
Kunſt geſticket, daß ſie, wo ſie wieder
zuſammen lieffen, allerley wunderliche

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[119/0121] Mannes Stande ſchuldige Ehre an- zuthun. Endlich ließ ſie ſich dadurch bewegen, daß ſie folgte. Sie kamen alſo alle bey dem Stadthalter an. Seine Frau Clarina, zwo von ſei- nen Toͤchtern, und eine Nichte, alle von einer groſſen Schoͤnheit, em- pfiengen ſie. Die ganze Geſellſchaft war nach den erſten Hoͤflichkeitsbe- zeugungen mit nichts beſchaͤftiget, als die Donne Marie zu troͤſten; Sie richteten aber damit wenig aus. Den folgenden Morgen ſchickte der Stadt- halter beym Aufſtehen dem Don Franceſco ein Feld-Kleid, welches er fuͤr eines ſeiner Kinder damahls in Jtalien hatte machen laſſen, deſſen Alter und Groͤſſe mit ihm voͤllig uͤber- ein kamen. Das Kleid war von ei- nem ſehr ſchoͤnen Lacken von Sego- vien, das Wamms von Gold-Lacken, das Unterkleid war an den Seiten of- fen; alles war mit goldenen Creutzen bedeckt, und in den Zwiſchen-Raͤu- men waren Schnuͤren mit ſo groſſer Kunſt geſticket, daß ſie, wo ſie wieder zuſammen lieffen, allerley wunderliche Geſtal- H 4

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Zitationshilfe: Frau von D.: Die in der Liebe herumschweifende oder bestrafte Untreue. 1763, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/d_untreue_1763/121>, abgerufen am 27.11.2024.