Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Frau von D.: Die in der Liebe herumschweifende oder bestrafte Untreue. 1763.

Bild:
<< vorherige Seite

hause, mit Namen Cigaral, wel-
ches er bey Toledo hatte, zu belu-
stigen: so hatte Don Francesco
andre Vergnügungen nöthig, und die
Strenge seiner lieben Hortensie
zehrten ihn nach gerade auf, denn sie
wollte ihm keine Gunst iemahls ver-
statten, ehe nicht die Hochzeit voll-
zogen wäre. Weil er nun seine Un-
geduld nicht überwinden konnte, so
bath er sie um Erlaubniß, sich nach
Madrid zu begeben, um von dem
Könige die Einwilligung ihrer Hey-
rath zu erhalten. Er bestellte seine
Mutter auch dahin, und unterrich-
tete sie von dem, was sich begeben
hatte; sie reiseten demnach drey Ta-
ge nachher. Donne Marie woll-
te sie wieder verlassen und nach Ube-
da
zurück gehen; aber Don Fran-
cesco
und Hortensie wollten nie-
mahls darein willigen: obgleich diese
letztere einigen Argwohn über das vor-
gegangene hatte, und folglich etwas
eyfersüchtig war. Jedoch der Sohn,
den sie von ihrem Vetter hatte, der
betrübte Zustand, worinn sie war,

wel-

hauſe, mit Namen Cigaral, wel-
ches er bey Toledo hatte, zu belu-
ſtigen: ſo hatte Don Franceſco
andre Vergnuͤgungen noͤthig, und die
Strenge ſeiner lieben Hortenſie
zehrten ihn nach gerade auf, denn ſie
wollte ihm keine Gunſt iemahls ver-
ſtatten, ehe nicht die Hochzeit voll-
zogen waͤre. Weil er nun ſeine Un-
geduld nicht uͤberwinden konnte, ſo
bath er ſie um Erlaubniß, ſich nach
Madrid zu begeben, um von dem
Koͤnige die Einwilligung ihrer Hey-
rath zu erhalten. Er beſtellte ſeine
Mutter auch dahin, und unterrich-
tete ſie von dem, was ſich begeben
hatte; ſie reiſeten demnach drey Ta-
ge nachher. Donne Marie woll-
te ſie wieder verlaſſen und nach Ube-
da
zuruͤck gehen; aber Don Fran-
ceſco
und Hortenſie wollten nie-
mahls darein willigen: obgleich dieſe
letztere einigen Argwohn uͤber das vor-
gegangene hatte, und folglich etwas
eyferſuͤchtig war. Jedoch der Sohn,
den ſie von ihrem Vetter hatte, der
betruͤbte Zuſtand, worinn ſie war,

wel-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0125" n="123"/>
hau&#x017F;e, mit Namen <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Cigaral</hi></hi>, wel-<lb/>
ches er bey <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Toledo</hi></hi> hatte, zu belu-<lb/>
&#x017F;tigen: &#x017F;o hatte <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Don France&#x017F;co</hi></hi><lb/>
andre Vergnu&#x0364;gungen no&#x0364;thig, und die<lb/>
Strenge &#x017F;einer lieben <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Horten&#x017F;ie</hi></hi><lb/>
zehrten ihn nach gerade auf, denn &#x017F;ie<lb/>
wollte ihm keine Gun&#x017F;t iemahls ver-<lb/>
&#x017F;tatten, ehe nicht die Hochzeit voll-<lb/>
zogen wa&#x0364;re. Weil er nun &#x017F;eine Un-<lb/>
geduld nicht u&#x0364;berwinden konnte, &#x017F;o<lb/>
bath er &#x017F;ie um Erlaubniß, &#x017F;ich nach<lb/><hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Madrid</hi></hi> zu begeben, um von dem<lb/>
Ko&#x0364;nige die Einwilligung ihrer Hey-<lb/>
rath zu erhalten. Er be&#x017F;tellte &#x017F;eine<lb/>
Mutter auch dahin, und unterrich-<lb/>
tete &#x017F;ie von dem, was &#x017F;ich begeben<lb/>
hatte; &#x017F;ie rei&#x017F;eten demnach drey Ta-<lb/>
ge nachher. <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Donne Marie</hi></hi> woll-<lb/>
te &#x017F;ie wieder verla&#x017F;&#x017F;en und nach <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Ube-<lb/>
da</hi></hi> zuru&#x0364;ck gehen; aber <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Don Fran-<lb/>
ce&#x017F;co</hi></hi> und <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Horten&#x017F;ie</hi></hi> wollten nie-<lb/>
mahls darein willigen: obgleich die&#x017F;e<lb/>
letztere einigen Argwohn u&#x0364;ber das vor-<lb/>
gegangene hatte, und folglich etwas<lb/>
eyfer&#x017F;u&#x0364;chtig war. Jedoch der Sohn,<lb/>
den &#x017F;ie von ihrem Vetter hatte, der<lb/>
betru&#x0364;bte Zu&#x017F;tand, worinn &#x017F;ie war,<lb/>
<fw type="catch" place="bottom">wel-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[123/0125] hauſe, mit Namen Cigaral, wel- ches er bey Toledo hatte, zu belu- ſtigen: ſo hatte Don Franceſco andre Vergnuͤgungen noͤthig, und die Strenge ſeiner lieben Hortenſie zehrten ihn nach gerade auf, denn ſie wollte ihm keine Gunſt iemahls ver- ſtatten, ehe nicht die Hochzeit voll- zogen waͤre. Weil er nun ſeine Un- geduld nicht uͤberwinden konnte, ſo bath er ſie um Erlaubniß, ſich nach Madrid zu begeben, um von dem Koͤnige die Einwilligung ihrer Hey- rath zu erhalten. Er beſtellte ſeine Mutter auch dahin, und unterrich- tete ſie von dem, was ſich begeben hatte; ſie reiſeten demnach drey Ta- ge nachher. Donne Marie woll- te ſie wieder verlaſſen und nach Ube- da zuruͤck gehen; aber Don Fran- ceſco und Hortenſie wollten nie- mahls darein willigen: obgleich dieſe letztere einigen Argwohn uͤber das vor- gegangene hatte, und folglich etwas eyferſuͤchtig war. Jedoch der Sohn, den ſie von ihrem Vetter hatte, der betruͤbte Zuſtand, worinn ſie war, wel-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bayerische StaatsBibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-01-27T12:08:31Z)



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/d_untreue_1763
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/d_untreue_1763/125
Zitationshilfe: Frau von D.: Die in der Liebe herumschweifende oder bestrafte Untreue. 1763, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/d_untreue_1763/125>, abgerufen am 11.05.2024.